Von kultigem Trash bis hin zum skandalisierten Meilenstein des spanischen Kinos ist es manchmal nicht weit: Der 2013 verstorbene Regisseur Jess Franco (bürgerlich: Jesús Franco Manera) deckt die gesamte Bandbreite ab – und manche seiner Filme gelten als beide Extreme zugleich. Zu seinen hierzulande bekanntesten Werken zählt der im Rahmen von „SchleFaZ“ verrissene sowie zelebrierte „Die sieben Männer der Sumuru“, doch er verantwortete auch Titel wie den SM-Erotikstreifen „Necronomicon – Geträumte Sünden“ und den Horrorfilm „Die Nacht der offenen Särge“.
Francos Arbeiten sind manchmal surrealistisch angehaucht, haben oftmals sadomasochistiche Züge und stießen Zeit seines Lebens (ganz gleich, ob sie als gut gemacht oder dahingeschludert erachtet wurden) Moralhüter*innen vor den Kopf. Seinem Erotik-Actiondrama „Der heiße Tod“ erging es nicht anders. Erst jetzt, 52 Jahre nach seiner Kino-Uraufführung, gelangt der Titel in seiner rekonstruierten Langfassung, frei von Zensur ins Heimkino.
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Das ist "Der heiße Tod"
In der Nähe Panamas befinden sich zwei Strafkolonien – eine für männliche und eine für weibliche Sträflinge. Im Frauengefängnis unter Führung der strengen Oberaufseherin Thelma Diaz wird mit den Insassinnen auf abscheulich-sadistische Weise umgesprungen. Der lüsterne Oberaufseher des Männerknasts wiederum lässt sich regelmäßig Gefangene aus dem Frauenknast zuführen, um seine Gelüste zu befriedigen. Als ein paar Frauen aus dieser Hölle zu entkommen versuchen, kommen sie vom Regen in die Traufe …
Franco versammelte für seinen Exploitationfilm ein internationales Ensemble, zu dem unter anderem Maria Schell, Herbert Lom und Maria Rohm zählen. Dieses paneuropäische Flair bewahrte „Der heiße Tod“ jedoch nicht vor einer international komplizierten Veröffentlichungsgeschichte.
Während in Spanien verschiedene Schnittfassungen angefertigt wurden, bei denen bis zu 26 Minuten an Material entfernt wurden, und der Film in Großbritannien beim dortigen FSK-Pendant, der BBFC, durchfiel, ging man in Frankreich in die entgegengesetzte Richtung: Unter einem anderen Regisseur wurden zusätzliche Hardcore-Szenen gedreht und in den Film eingefügt, obwohl diese nicht Teil von Jess Francos Vision waren.
Endlich rekonstruiert
In Deutschland kam „Der heiße Tod“ in der von Jess Franco überwachten Version wiederum ohne Kürzungen durch die FSK-Prüfung und erhielt eine Freigabe ab 18 Jahren. Das „Lexikon des Internationalen Films“ urteilte über die Fassung, die 1969 ihre deutsche Kinopremiere feierte: „Unausgegorene Melange aus Abenteuer-, Sozialproblem- und Sexfilm, vordergründig und brutal. Wir raten ab.“
Diese Version wurde auch gelegentlich im Pay-TV ausgestrahlt, eine DVD-Veröffentlichung ließ allerdings bis heute auf sich warten. Das Label Pidax rekonstruierte und restaurierte für seine DVD-Edition aufwändig Francos Langfassung aus den am besten erhaltenen Kopien, die es auftreiben konnte, um ein neues Bildmaster zu erstellen. Daher ist die deutsche DVD-Fassung länger als die bereits 2016 erschienene US-Blu-ray, die bloß 90 Minuten Laufzeit aufweist.
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