Nach dem zweiten Wochenende steht endgültig fest: Ein Erfolg wird „The Suicide Squad“ an den Kinokassen nicht mehr. Mehr als 70 Prozent stürzte der Film in den USA ab und spielte nur noch 7,75 Millionen Dollar an den dortigen Kinokassen ein. In Deutschland hatte es am Startwochenende mit 162.000 verkauften Tickets nur für Platz 2 hinter „Kaiserschmarrndrama“ gereicht, am zurückliegenden Wochenende brach „The Suicide Squad“ auch hierzulande um 50 Prozent ein, es wurden nur noch 80.000 Karten gelöst.
Insgesamt steht „The Suicide Squad“ nach dem zweiten Wochenende bei einem weltweiten Kino-Einspielergebnis von 118 Millionen Dollar – ein klarer Flop, denn ein Teil dieser Einnahmen bleibt auch noch bei den Kinos und der grandiose Antihelden-Spaß von James Gunn hat allein in der Produktion 185 Millionen Dollar gekostet.
Im Kino ein Flop, als Stream ein Hit?
Aber bei Warner fährt man im Corona-Jahr 2021 ja ohnehin eine – vorsichtig formuliert – ungewöhnliche Veröffentlichungsstrategie: Parallel zum Kinostart werden alle Kinofilme des Jahres auch auf dem Warner-Streamingdienst HBO Max veröffentlicht, um dafür zu sorgen, dass dort mehr Abos abgeschlossen werden.
Ist das Kino-Einspielergebnis von „The Suicide Squad“ also gar nicht so wichtig für Warner? Schließlich liefern sich alle großen Studios und Streaminganbieter einen erbitterten Kampf um die Vormachtstellung auf diesem Gebiet und HBO Max soll Netflix, Amazon und Disney+ Konkurrenz machen.
War „The Suicide Squad“ also ein großer Hit als Stream bei HBO Max? Nein. Laut Samba TV (via Deadline) sahen 2,8 Millionen US-Haushalte „The Suicide Squad“ in den ersten vier Tagen. Das reicht zwar für den Titel als erfolgreichster Start eines DC-Films auf HBO Max (vor „Zack Snyder's Justice League“ mit 1,8 und „Wonder Woman 1984“ mit 2,2 Millionen), allerdings nur für den zweiten Platz hinter „Mortal Kombat“ (3,8 Millionen Haushalte).
Drohender DC-Flop: So viel müsste "Birds Of Prey" einspielen, um doch noch ein Erfolg zu werdenSamba TV ist ein auf Aufrufzahlen von Streamingdiensten spezialisierter Dienstleister. Netflix und Co. geben solche Zahlen nämlich normalerweise nur dann raus, wenn sie das im Rahmen einer Rekordmeldung tun können (gerade Netflix ist ein Spezialist dafür). Und nicht nur gab es bei „The Suicide Squad“ keine solche Meldung: Branchenexperten sind sich auch einig, dass der 55 Millionen teure „Mortal Kombat“ ein Erfolg gewesen sein mag, wenn man Kinoeinnahmen (83 Millionen Dollar weltweit) und HBO-Max-Aufrufe zusammenrechnet – aber „The Suicide Squad“ nicht.
Am Ende zählt für Warner mit dem HBO-Max-Abo-Modell natürlich nicht unbedingt, wie viele Leute den Film auch wirklich gesehen haben, sondern wichtiger ist die (schwierig zu beantwortende, weil sogar intern nicht wirklich messbare) Frage, wie viele Neu-Kund*innen zum Dienst gebracht wurden, die dann auch ihr Abo möglichst lange laufen lassen. Doch die Abrufzahlen lassen vermuten, dass das nicht so viele waren, denn wer wegen eines bestimmten Films oder einer Serie ein Abo abschließt, wird ja gerade diesen Film oder diese Serie in den meisten Fällen auch sofort schauen.
Die Gründe für den Flop
Rückblickend betrachtet ist „The Suicide Squad“ fast schon ein Flop mit Ansage: ein mit einem Budget von 185 Millionen Dollar viel zu teurer Film mit Altersfreigabe für Erwachsene, der ohne große Stars daherkommt (dass wegen Harley Quinn und/oder Margot Robbie nicht genügend Menschen ins Kino gehen, deutete sich schon bei „Birds Of Prey“ an) und bei dem viele Menschen nicht wissen, ob er ein Reboot oder eine Fortsetzung zu einem zwar erfolgreichen, aber insgesamt eher unbeliebten ersten Teil sein soll.
Erschwerend kommt hinzu, dass, „The Suicide Squad“ wegen der HBO-Max-Veröffentlichung direkt zum Start auf der ganzen Welt illegal gestreamt werden konnte. Und dann spielen eben auch die steigenden Corona-Fälle und die in den USA immer weiter um sich greifende Angst vor der Delta-Variante noch eine Rolle.
James Gunn & DC machen zusammen weiter
Trotzdem scheint der Flop von „The Suicide Squad“ bei Warner und DC nicht allzu schwer zu wiegen oder wenigstens kein derartiges Umdenken auszulösen, wie es nach den von der Kritik verschmähten „Suicide Squad“ und „Batman V Superman“ und dem teuren Flop „Justice League“ der Fall war.
Denn: Gegenüber dem Branchenmagazin The Hollywood Reporter bestätigten DC-Films-Boss Walter Hamada und James Gunn selbst, dass man weiter zusammenarbeiten werde, wenn es auch noch kein konkretes Projekt gebe (abgesehen von der bereits abgedrehten Spin-off-Serie „Peacemaker“): „Wir träumen von verschiedenen Möglichkeiten und wir versuchen den richtigen Traum zu finden, aus dem tatsächlich etwas Echtes werden kann“, so Gunn.
Für beide Seiten scheint die Zusammenarbeit also insgesamt zufriedenstellend genug gewesen zu sein.