Natürlich könnten wir an dieser Stelle auch eine leichte Spoilerwarnung für „Fast & Furious 9“ aussprechen. Da DIE Szene des Films allerdings bereits derart hohe Wellen schlug und wir uns in diesem Artikel wirklich nur mit diesem kleinen Teil beschäftigen und keinerlei andere Details zum Plot vorwegnehmen, sparen wir uns das an dieser Stelle einfach – ganz in der Auch-schon-egal-Manier der Macher des Films.
„Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es ins All geht“, so die völlig überspitzten und wenig ernstgemeinten Scherze vieler „Fast & Furious“-Fans, deren Lieblingsfilmreihe in den vergangenen Jahren vom Action-Thriller im Raser-Milieu zum ultimativen Superhelden-Spektakel mutierte. Aber die Wenigsten haben wohl erwartet, dass es nun in „Fast & Furious 9“ tatsächlich soweit kommt:
In „Fast & Furious 9“ erreicht der Irrsinn wahrlich neue Sphären – und zwar sowohl buchstäblich als auch sprichwörtlich. Dafür sorgt vor allem eine Szene, in der sich Tej (Ludacris) und Roman (Tyrese Gibson) auf den Weg in den Weltraum machen, um einen Satelliten mit einem umgebauten Pontiac Fiero unschädlich zu machen. Was für ein Quatsch! Oder etwa doch nicht?
Ihr kennt das vielleicht: Man sieht einen Film, der völlig aus der Luft gegriffen wirkt, bevor man dann erfährt, dass er eigentlich auf einer wahren Begebenheit beruht – die sich auch noch tatsächlich so zugetragen hat! Oder diese aufwändigen Action-Spektakel, von denen man sicher ist, dass die spektakulären Szenen nur mit reichlich Tricktechnik-Unterstützung entstanden sein können, bevor man im Making-of plötzlich sieht, dass das alles tatsächlich so am Set gedreht wurde. Warum soll also nicht auch an dem Roadtrip ins All etwas dran sein?
Ob ein derartiges Szenario so oder so ähnlich in Wirklichkeit möglich ist? Wir verraten es euch!
Es ist möglich – wie wir Dank Elon Musk wissen
Ein Auto im All? Durchaus möglich! Für diese Gewissheit brauchte man allerdings weder „Fast & Furious 9“ noch sonst einen Film. „Elon Musk hat ein Auto hochgeschickt“, erinnert der ehemalige NASA-Astronaut Michael Massimino im ausführlichen Gespräch mit Slate an den blitzroten Roadster, den der Tesla-Macher am 6. Februar 2018 via Rakete ins All schoss.
Und auch wenn von dem Flitzer heute kaum mehr als der Rahmen übrig sein dürfte – das organische Material wie Leder, Gummi, Stoff und Farbe ist aufgrund der Strahlung wohl längst Geschichte –, gilt die SpaceX-Mission als erfüllt. Erfüllt haben auch Tej und Roman ihren Auftrag in „Fast & Furious 9“, allerdings nicht gerade so, wie es in der Realität laufen würden.
Ein Pontiac Fiero wird’s nicht machen
Das Problem beginnt bereits damit, dass im Film einfach nur ein stinknormaler Pontiac Fiero aufgemotzt wird. Klar, mit Rakete, verstärkten Verstrebungen und Co. – das Grundgerüst des Ottonormalwagens bleibt dabei allerdings erhalten. Und das dürfte zum Problem werden.
Massimino nennt etwa „die Vibration, die g-Kräfte, den Schub und die Geschwindigkeit, die man erreicht“ als besonders herausfordernd und als größte Schwierigkeiten „im Kampf gegen die Erdgravitation“.
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Darüber hinaus muss das zum Raumschiff umfunktionierte Auto auch mit sämtlichen Temperaturschwankungen zurechtkommen, die – je nachdem, ob man sich gerade in absoluter Dunkelheit oder in direktem Sonnenlicht befindet – zwischen hunderten Graden Fahrenheit Plus und Minus schwanken können. Das könnte schwierig, um nicht zu sagen unmöglich werden. Selbst mit dem robustesten Gefährt, das bei dem legendären Automobilhersteller je vom Band lief.
Dass Dominic Toretto (Vin Diesel) und seine immer größer werdende Familie die vermeintliche Rostlaube derart präpariert haben und die Grundform (bis auf Rakete und Co, natürlich) dieselbe bleibt, ist ziemlich unwahrscheinlich.
Auch die Anzüge werden zum Problem
Klar, dass Tej und Roman die irdische Welt in Anzügen verlassen, die nichts mit modernen Raumanzügen gemein haben und eher an Taucheranzüge aus einem anderen Jahrhundert erinnern, ist natürlich ganz witzig – würde in der Realität aber womöglich die größte Gefahr darstellen.
„Worum ich mir am meisten Sorgen machen würde, wäre die Frage, ob mich der Raumanzug mit dem nötigen Druck versorgen kann“, so Astronaut Massimino, der die Gelegenheit auch gleich ausnutzt, um mit einem weit verbreiteten Irrglauben aufzuräumen: Denn auch wenn die meisten Leute dabei einzig und allein an den Sauerstoff denken, den sie zum Atmen bräuchten, ist der richtige Druck von ebenso großer Bedeutung. Und genau den dürften die Bastelanzüge im Film wohl nicht bereitstellen. Ähnlich schlecht steht es um die ebenfalls bitter nötige Temperaturregelung innerhalb der Anzüge – ohne die kann es einem da drin nämlich schon mal verdammt heiß oder auch sehr kalt werden.
Spätestens beim Satelliten-Crash wäre Schluss
Als der ursprüngliche Plan, den Satelliten via Magnet auszuschalten, nicht aufgeht, bleibt den beiden Chaoten nichts anderes übrig, als mit ihrem Raketenauto geradewegs durch den Raumflugkörper zu krachen. Der Satellit würde dadurch zwar sicher zerstört, gleichzeitig würde das Szenario aber nicht allzu gut für Roman und Tej enden.
Man stelle sich vor, welchen Schaden man bereits mit einem Auto anrichten kann, wenn man mit 40 km/h irgendwo dagegen fährt. „Im Orbit reisen wir mit über 28.000 km/h“, so Massimino, der sich jede weitere Erklärung spart. Das zu Überleben ist für einen Menschen schlicht unmöglich. Wobei der Tortto-Clan und seine Anhängsel ohnehin keine Menschen zu sein scheinen – zumindest, wenn es nach Romans Theorie geht...
Was wirklich funktionieren würde
Die Szenen im All stecken (natürlich!) voller Logiklöcher. Inmitten des irrwitzigen Over-the-Top-Szenarios, das wir vor allem auch Drehbuchautor Daniel Casey zu verdanken haben, könnten einzelne Passagen daraus aber auch in der Realität so stattfinden:
Ein Auto kann tatsächlich so von einem Flugzeug oder einer Rakete präzise in den Orbit befördert werden, wie es im Film zu sehen ist. Ob das der schon etwas in Mitleidenschaft gezogene Pontiac Fiero auch hinbekommen würde, sei allerdings dahingestellt. Das Shuttle von Geschäftsmann und Milliardär Richard Branson jedoch wurde auf ganz ähnlichem Wege ins All gefeuert.
Noch länger als im Kino: "Fast & Furious 9" stellt mit Director's Cut neuen Laufzeit-Rekord aufUnd wenn die gestrandeten Amateur-Astronauten wirklich von einem bemannten Raumschiff aufgelesen würden, könnten sie auf diesem auch tatsächlich versorgt werden. Wie Massimino erläutert, sei normalerweise stets genug Nahrung und Sauerstoff an Bord, um das zu bewerkstelligen. Auch wenn man natürlich umplanen müsse.
Die Probleme setzen hier allerdings auch schon früher ein. Denn um überhaupt in die Lage zu kommen, als Anhalter durch die Galaxis zu reisen, müssten sie erst einmal den Satelliten-Crash überleben – und dann auch noch irgendwie Zutritt zu ihrem Rettungsraumschiff bekommen. Aber hey, es sind Roman und Tej. Wer so weit kommt, lässt sich auch von einer lächerlichen Tür nicht aufhalten!
Buch-Tipp: Physik im Film
Sollte es zu „Fast & Furious 9“ jemals eine physikalisch-wissenschaftliche Abhandlung geben, dann ist die vermutlich unterhaltsamer als der Film selbst. Bis es allerdings so weit ist, hat der Autor dieses Artikels mit „Geschüttelt, nicht gerührt: James Bond im Visier der Physik“ noch einen Buch-Tipp für alle, die sich bei Actionfilmen immer wieder denken: Würde das vielleicht sogar in Wirklichkeit funktionieren?
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Auf ebenso lehrreiche wie unterhaltsame Weise nähert sich Physikprofessor Metin Tolan darin den verrücktesten Stunts von 007 an und untersucht jede Menge legendäre Bond-Phänomene auf ihre potenzielle Echtheit. Ihr habt euch schon immer mal gefragt, wie dick man jemanden tatsächlich mit Gold beschichten müsste, um ihn zu töten? Oder wie man einen freien Fall ohne Fallschirm überleben kann? In diesem Buch gibt's die Antworten – augenzwinkernd beschrieben und mathematisch sowie physikalisch begründet.
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