+++ Meinung +++
Manchmal gibt es Filme, die alle Welt ganz doof findet – und man versteht einfach nicht, warum man als einziger auf der anderen Seite steht…
Und manchmal gibt es Filme, die alle Welt ganz doof findet und wo man sofort versteht, warum das der Fall ist – man sich aber trotzdem auf der anderen Seite wiederfindet…
Die ProSieben-Spielfilme „Green Lantern“ und „Abraham Lincoln Vampirjäger“, die heute Abend am Stück ausgestrahlt werden, gehören definitiv in die zweite Kategorie – wir verstehen sehr wohl, warum die Filme bei ihrem Kinostart mit miserablen Kritiken und kaum besseren Publikumsreaktionen abgestraft wurden. Aber das ändert nichts daran, dass die FILMSTARTS-Redakteure Christoph Petersen und Björn Becher mit jeweils einem der Filme ziemlich viel Spaß hatten…
Um 20.15 auf ProSieben: "Green Lantern"
Im Jahr 2011 stand das Superheldengenre an einem Scheideweg. Kevin Feige und sein Marvel Cinematic Universe (MCU) hatten in den Jahren zuvor zwar schon bewiesen, wie unfassbar viel Geld sich mit solchen Filmen scheffeln lässt – aber für die meisten anderen Studios waren diese merkwürdigen Comics oft weiterhin ein Buch mit sieben Siegeln. Deshalb heuerte Warner für die Regie von „Green Lantern“ auch einfach den erfahrenen Action-Regisseur Martin Campbell an. Der hatte mit „007 – Casino Royale“ schließlich Daniel Craig als erfolgreichen neuen James Bond etabliert. Dass der Regisseur weder viel Ahnung von noch ein sonderliches Interesse an Comics hatte? Das war damals noch völlig egal…
Und so nimmt Martin Cambell das komplette Szenario in „Green Lantern“ – ganz im Gegensatz zu seinem supernerdigen Hauptdarsteller Ryan Reynolds - absolut Null ernst. Stattdessen begreift er dieses merkwürdige Superheldengenre eher als Einladung, sich wie auf einem großen (CGI-)Spielplatz einfach nur auszutoben. So erreichen die Action-Sequenzen in „Green Lantern“ eine verspielte Leichtigkeit, die mir schon damals im Kino große Freude bereitet hat – vor allem an die Szene, in der sich Green Lantern eine neongrüne, halb schwebende Rennbahn herbeizaubert, die sofort nostalgische Carrerabahn-Gefühle in mir hervorgerufen hat, erinnere ich mich bis heute sehr gern zurück.
Ist „Green Lantern“ deshalb ein wirklich gelungener Film? Nein, sicher nicht. Aber ich würde ihn mir trotzdem viel lieber noch mal ansehen als so manch anderen in meinen Augen misslungenen, aber dabei sehr viel freudloseren DC-Blockbuster wie „The Dark Knight Rises“, „Batman V Superman“ oder „Justice League“…
Um 22.15 Uhr auf ProSieben: "Abraham Lincoln Vampirjäger"
Die Biografie von Abraham Lincoln einfach mit Vampiren aufpeppen? Das hört sich nach totalem Quatsch an, den man eher bei der Trash-Schmiede Asylum und dem Tele-5-Kultformat SchleFaZ verorten würde. Und ja, die Idee gibt es auch von Asylum, doch mal wieder nur als Plagiat, nachdem die Verfilmung von Seth Grahame-Smiths Romanvorlage angekündigt wurde. Die Kinoadaption „Abraham Lincoln Vampirjäger“ beweist dagegen, wie reizvoll solcher „Schwachsinn“ in den richtigen Händen sein kann.
Die Hände sind dabei jene von „Wanted“-Regisseur Timur Bekmambetov. Der hat sein Faible für überdrehte Action nachhaltig unter Beweis gestellt – und bei ihm sieht das eben auch noch verdammt gut aus. Die drei zentralen Set-Pieces sind dann auch erstklassiges Kino. Wenn Lincoln (Benjamin Walker) sich am Mörder seiner Eltern rächen will und dabei einen Zweikampf inmitten einer durchdrehenden Pferdehorde ausfechtet, ist das Ergebnis eine rasante Bildpracht. Und die wird vom sensationellen Finale auf einem auf eine brennende Brücke zurasenden Zug noch einmal getoppt. Nie danach und nie zuvor wurden klassischer Western, modernes Action-Kino und blutiges B-Movie-Gemetzel so radikal und so kinotauglich miteinander verbunden wie in dieser Sequenz.
Ja, „Abraham Lincoln Vampirjäger“ ist deswegen noch kein guter Film. Es gibt zu viele Längen zwischen den Action-Highlights und die Mischung aus historischen Fakten und Vampir-Erfindung funktioniert auch nicht immer. Aber am Ende liefern Timur Bekmambetov und sein Kameramann Caleb Deschanel („Die Passion Christi“) immer wieder Bilder, die beeindrucken. Und das ist mir bei einem (Action-)Film fast immer wichtiger als die Story...