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    Diese neue Netflix-Serie ist der pure Wahnsinn

    „We Are The Champions“ heißt eine neue Serie auf Netflix, die ihr unbedingt sehen müsst. Das meint zumindest FILMSTARTS-Redakteur Björn Becher, der ganz begeistert vom Blick auf wahnsinnige Wettkämpfe ist.

    Netflix

    +++ Meinung +++

    We Are The Champions“ ist eine Serie über sechs völlig absurde Events. Es sind sechs Wettstreite, „die so groß sind, dass du noch nie von ihnen gehört hast“, wie es vielversprechend im Trailer heißt – und sie sind damit perfekt zusammengefasst.

    Denn es sind skurrile Veranstaltungen, die hier porträtiert werden: Menschen, die darum streiten, wer die schärfste Chili isst, die abgefahrenste Frisuren stylt oder am besten mit seinem Hund tanzt. Es sind aber vor allem Events, die von den Beteiligten bierernst genommen werden, die das absolut größte Ereignis für sie sind. ...

    … worüber „We Are The Champions“ sich nicht lustig macht. Dass stattdessen die Wettkämpfe mit entsprechendem Ernst, emotionalen Geschichten, aber doch einer angesichts der Skurrilität passenden Verwunderung begleitet werden, macht die Serie zu einem Comedy-Doku-Juwel.

    Episch inszeniertes Käse-Rennen ...

    In der Auftaktfolge „Käserennen“ erfahren wir zum Beispiel, dass in einer kleinen englischen Gemeinde einmal im Jahr ein Laib Käse einen unglaublich steilen Berg hinuntergerollt wird – und die Menschen rennen (bzw. fallen) hinterher – und das so rasant, dass die gut 100 Meter bergab auch schon mal schneller als Usain Bolts Weltrekord über jene Strecke absolviert wurden.

    Dass die Bilder der stolpernden Menschen allein schon episch sind, liegt an dem sichtlich hohen Produktionsvolumen der Serie. Das Winzig-Event wird von den Verantwortlichen hinter der Netflix-Doku wie ein Mega-Sport-Ereignis begleitet und nacherzählt, mit Zeitlupen, Drohnenaufnahmen und Sieger-Interviews – untermalt von epischer Musik (sogar das berühmte „Inception“-“BRAAAAM“ darf nicht fehlen). Schlicht genial wie zum Beispiel eine Kamerafahrt die Steilheit des auf den ersten Blick gar nicht so eindrucksvollen Abhangs illustriert.

    ... zum Mitfiebern

    Was „We Are The Champions“ aber so besonders macht, ist die zweite Ebene, auf der die Serie funktioniert. Man kann sich nicht nur kräftig über die völlig verrückten Wettkämpfe wundern und damit großen Spaß haben, sondern man geht emotional mit. Denn in jeder Episode werden Protagonist*innen porträtiert, die das Event organisieren und vor allem welche, die daran teilnehmen.

    Beim Käserennen lernen wir so Florence kennen, die vor einem Weltrekord steht. Als erste Frau kann sie zum vierten Mal gewinnen – und bisher steht sie bei drei Siegen bei drei Teilnahmen. Während die Geschichte ihrer bisherigen Erfolge (einmal war sie nach einer durchzechten Nacht noch besoffen, als sie plötzlich am Startpunkt stand, dann blieb sie abstinent und fand sich trotzdem wieder oben auf dem Hügel) ein witziges Bonmot ist, gibt es Hochspannung, wenn es um die diesjährige Ausgabe geht. Denn es gibt eine neue Konkurrentin...

    Netflix

    Einen großen Anteil am gelungenen Spagat zwischen Humor und Spannung, zwischen Schmunzeln und Ernstnehmen hat auch Rainn Wilson. Der unter anderem für die amerikanische „Stromberg“-Version „The Office“ und James Gunns Satire „Super – Shut Up, Crime!“ bekannte Schauspieler kommentiert die Ereignisse herausragend (die deutsche Synchro fällt hier deutlich ab).

    Mal wirkt er wie ein seriös-distanzierter Gentleman, mal schwingen offensichtliche Verwunderung und auch Amüsement in seiner Stimme mit. Wilson kommentiert oft ironisch, aber nie spöttisch. Am Ende geht es zwar vordergründig um die absurden Veranstaltungen, aber eigentlich doch immer um die Menschen, die sie gestalten - und die von Wilson gerne auch noch einmal zu Helden überhöht werden, bei deren Wettbewerben es um mehr als um Leben und Tod geht. Und manche Leute sind vielleicht auch Helden wie der Hairstylist, der jedes Jahr aufs Neue die Regeln der Fantasievolle-Frisuren-Show bis zum Äußersten dehnt und dafür gefeiert wird.

    Berufung: Froschweitsprung-Jockey

    Immer wieder findet nämlich der hinter der Serie steckende Autor Matthew-Lee Erlbach („The Passing Season“) die kleinen bewegenden Geschichten inmitten der Wettstreite. Beim Froschweitsprung (der Name erklärt das Event wohl) fiebert man so direkt mit Jockey Joe mit, der seit Jahrzehnten nicht mehr gewonnen hat – aber dieses Jahr einen Frosch namens Dennis Hopper an den Start bringt, dem man als Filmfan natürlich sowieso die Daumen drückt.

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    Die Seriengewinner-Familie der vergangenen Jahre begleitet man derweil dabei, wie sie bei einer an einen Militäreinsatz erinnernden Nacht-und-Nebel-Aktion an einem geheim bleibenden Fluss, wo es angeblich die besten Frösche gibt und den daher niemand entdecken darf, ihren Kandidaten für dieses Jahr fangen. Mit dem wird dann anschließend noch fleißig trainiert und zudem wird der Frosch liebevoll umsorgt, um am entscheidenden Tag X auch wirklich in Top-Form zu sein.

    Wie ernst und gleichzeitig augenzwinkernd alles gezeigt wird, zeigt sich daran, dass sogar Wissenschaftler herangezogen werden, die erklären, dass sie völlig verwundert sind, dass die Jockeys es mit ihren absurden Techniken (die meisten begeben sich selbst auf alle viere, springen hinter ihrem Frosch auf und machen komische Laute) wirklich schaffen, dass ihre Frösche weiter springen, als sie es eigentlich tun dürften.

    Werner Herzog lässt grüßen

    Wenn solche Erklärungen vorgenommen werden oder sogar versucht wird, die Historie des jeweiligen Wettbewerbs zu ergründen, dann darf man durchaus auch ein wenig daran zweifeln, ob das alles wirklich so stimmt oder einfach nur erfunden ist. Wie bei einer guten Dokumentation von Werner Herzog spielen Details, was denn nun genau echt ist und was inszeniert, aber keine Rolle. Denn es würde die Serie keinen Deut schlechter machen, wenn alle sechs Wettbewerbe oder die jeweiligen Protagonist*innen gar nicht existieren, sondern nur ausgedacht wären.

    Dafür sind die erzählten Geschichten größtenteils einfach zu herzerwärmend - insbesondere in den beiden in diesem Text ausführlicher vorgestellten Episoden, die auch die eindeutig stärksten sind. Allerdings sei auch gesagt, dass die Qualität ein wenig schwankt. Das liegt auch daran, dass es viel einfacher ist, dabei mitzufiebern, wer sich schneller den Berg runterstürzt als dabei, wie irgendwelche Richter*innen nach nicht ganz transparentem Schema zum Beispiel Frisuren bewerten.

    Doch am Ende ist „We Are The Champions“ mit sechs kurzweiligen, rund 30 Minuten dauernden Episoden ein absolut wahnsinniges Juwel. Bitte mehr davon, Netflix!

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