Es passt zu der völlig chaotischen Entstehungsgeschichte der „Justice League“-Kinofassung, dass auch die Vision des von vielen Fans geforderten Snyder-Cut des DC-Superheldenfilms nicht so ganz klar erscheint: Bei der überraschenden Ankündigung des Projekts war noch nicht bekannt, ob es eine Serie oder ein Film werden soll (es soll nach derzeitigem Stand eine vierteilige Mini-Serie werden, die auch als 4-Stunden-Filmfassung geguckt werden kann).
Anfänglich hieß es außerdem, dass Zack Snyder ausschließlich vorhandenes Filmmaterial verwenden würde – nun jedoch soll laut Hollywood Reporter zumindest ein bisschen nachgedreht werden.
Affleck, Cavill, Gadot und Fisher zurück am Set
Den Quellen des Branchenmagazins nach wird Zack Snyder im Oktober für etwa eine Woche die Kameras anschmeißen, um weitere Aufnahmen für seinen „Justice League“-Cut zu machen, in dem dann keine einzige der von Ersatzregisseur Joss Whedon gedrehten Szenen mehr enthalten sein soll. Viele Szenen können innerhalb von einer Woche nicht entstehen (zum Vergleich: die Hauptdreharbeiten für Blockbuster dauern in der Regel zwischen drei und vier Monate).
Vermutlich geht es bei den Nachdrehs nur um kurze Szenen oder neue Einstellungen, damit das vorhandene Material besser verbunden werden kann. Dafür sollen die meisten der Helden-Schauspieler zusammengetrommelt werden:
Ben Affleck als Batman, Henry Cavill als Superman, Gal Gadot als Wonder Woman – und Ray Fisher als Cyborg, der derzeit öffentlich gegen DC-Studio Warner sowie Joss Whedon austeilt.
[Update 25. September 2020:] Im Gespräch mit Collider sagte Henry Cavill, dass für ihn keine neuen „Justice League“-Drehs geplant sind. Er schließt diese Möglichkeit für die weitere Zukunft nicht komplett aus, allerdings macht es sein „The Witcher“-Drehplan tatsächlich unwahrscheinlich, dass er im Oktober für „Justice League“-Nachdrehs in die USA kommt.
Das Gespräch wurde geführt, kurz bevor der Hollywood Reporter über die Nachdrehs berichtete. Dass Cavill zu diesem Zeitpunkt noch nichts von dem Vorhaben wusste, ist unwahrscheinlich. Möglicherweise durfte er aber nichts zu den Nachdrehs sagen und zieht sich deswegen mit Wortklaubereien aus der Affäre.
Ray Fisher Vs. Warner
Ray Fisher, dessen Szenen als Cyborg in der Whedon-Fassung zu einem großen Teil fehlen, wirft dem Ersatzregisseur vor, Cast und Crew von „Justice League“ bei den Nachdrehs „abstoßend, beleidigend, unprofessionell und komplett inakzeptabel“ behandelt zu haben. Die damaligen Produzenten Geoff Johns und Jon Berg hätten Whedons Verhalten überhaupt erst ermöglicht – und Studio Warner, das daraufhin eine offizielle Untersuchung eingeleitet hat, befrage die falschen Zeugen.
Zumindest nach aktuellem Stand nicht an Zack Snyders Nachdrehs beteiligt ist Jason Momoa als Aquaman. Momoa, der später eigentlich auch noch „Aquaman 2“ auf dem Plan hat, unterstützte die Vorwürfe Ray Fishers kürzlich auf Instagram und warf Warner vor, wegen der Vorwürfe ein Ablenkungsmanöver gestartet zu haben.
Auch gegenüber dem Hollywood Reporter bestätigten einige Insider nun, dass es bei den „Justice League“-Nachdrehs sehr stressig und chaotisch zugegangen sei und dass sich Whedon, der unter großem Druck gestanden habe, gegenüber den Schauspielern schwierig verhalten habe.
Der Snyder-Cut von „Justice League“ soll in der ersten Jahreshälfte 2021 auf dem US-Streamingdienst HBO Max erscheinen.
Über eine Veröffentlichung in Deutschland ist noch nichts bekannt. HBO-Partner Sky sagte uns auf Anfrage, dass es noch nicht sicher ist, ob der Snyder-Cut dort zu sehen sein wird.
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