[UPDATE 11. September 2020]: Wie das Wall Street Journal zuerst berichtete und anschließend auch von den US-Branchenmagazinen bestätigt wurde, ist die Verschiebung von „Wonder Woman 1984“ nun ausgemachte Sache. Der US-Start von „Wonder Woman 2“ am 2. Oktober 2020 wurde abgesagt, neuer Starttermin ist der 25. Dezember 2020. Sehr wahrscheinlich wird „Wonder Woman 1984“ dann in Deutschland ebenfalls an diesem Tag anlaufen.
„Dune“ hingegen bleibt vorerst auf dem Termin am 18. Dezember 2020 (Deutschland: 17. Dezember), die beiden potenziellen Mega-Blockbuster starten also im Abstand von nur einer Woche. Es ist aber gut möglich, dass Warner „Dune“ zu einem späteren Zeitpunnkt doch noch verschiebt.
Nachfolgend die ursprüngliche Meldung.
Das oft gut informierte Branchenmagazin Deadline berichtet, dass Warner angeblich den Plan fasst, die Kinostarttermine von „Wonder Woman 1984“ und „Dune“ zu verschieben. Aktuell soll „Wonder Woman 1984“ am 1. Oktober 2020 starten, „Dune“ am 17. Dezember 2020. Der Grund ist natürlich mittelbar die Corona-Krise, ganz unmittelbar geht es aber um den Erfolg von „Tenet“.
Damit „Tenet“ auch in den USA ein großer finanzieller Erfolg wird, muss der Film möglichst lange viele Menschen in die Kinos locken. Aktuell läuft er aber in einigen der wichtigsten US-Staaten und Städte noch überhaupt nicht. In New York und Los Angeles sind die Kinos zum Beispiel noch geschlossen.
Bleibt "Tenet" konkurrenzlos?
Würde „Wonder Woman 1984“ nun wie geplant Anfang Oktober 2020 starten, würde sich Warner in diesen Regionen selbst Konkurrenz machen. Denn wenn zum Beispiel die Kinos in Los Angeles – wie es aktuell die Hoffnung vieler ist – auch an diesem Wochenende öffnen, wäre „Tenet“ für die dortigen Kinogänger genauso ein Neustart wie „Wonder Woman 1984“. Warner würde sich also mit zwei Titeln gegenseitig Zuschauer abgraben, da sich viele Kinogänger nur für einen Film entscheiden würden.
Der logische Schritt wäre es, „Wonder Woman 1984“ auf das Jahresende zu verschieben. Dann müsste aber natürlich „Dune“ dort Platz machen, sonst würde man die Konkurrenzsituation nur auf zwei andere Filme verlagern. Also wäre eine Verschiebung von „Dune“ ins Jahr 2021 die Folge. Das einzige Problem sei laut Deadline, dass bei „Dune“ Produktionsfirma Legendary noch ein Wort mitzureden hat und einer Verschiebung auf das Jahr 2021 zustimmen müsste.
Sollte Warner diese Verschiebungen umsetzen, wäre „Tenet“ nicht nur im September, sondern den gesamten Oktober über der einzige große Action-Blockbuster. Andere größere Starts wie „Candyman“ von Universal oder „Tod auf dem Nil“ von Disney wären keine so starke, direkte Konkurrenz.
Macht Disney Platz?
Dass „Wonder Woman 1984“ gleich bis Dezember verschoben werden müsste, liegt auch daran, dass im November mit „Black Widow“ und „James Bond - Keine Zeit zu sterben“ schon zwei Action-Titel der oberen Kategorie um das reduzierte Publikum buhlen. Eine Möglichkeit, die Verschiebungen von Warner zu vermeiden, wäre aber noch, dass Disney Platz macht.
Angeblich gibt es bei Disney die Überlegung, „Black Widow“ erneut zu verschieben. Das Studio soll das Einspielergebnis von „Tenet“ genau im Blick behalten, um zu entscheiden, ob es wirklich sinnvoll sei, „Black Widow“ am 6. November 2020 in die US-Kinos zu bringen (aktueller deutscher Kinostart ist der 29. Oktober 2020).
Die problematische US-Perspektive der Studios
Mit den aktuellen Überlegungen zeigt sich einmal mehr, dass bei den Hollywood-Studios weiter die US-Perspektive dominiert. Das Startergebnis von „Tenet“ ist schließlich in den USA mit rund 20 Millionen Dollar niedriger, als es in sonstigen Zeiten gewesen wäre – aber halt auch, weil in vielen extrem wichtigen Staaten und Städten die Kinos noch gar nicht offen sind.
In anderen Ländern der Welt läuft „Tenet“ dagegen erfolgreich – so zum Beispiel in Deutschland. Hierzulande braucht es weiter Nachschub wie den zuletzt ähnlich erfolgreich gestarteten „After Truth“ oder eben dann „Wonder Woman 1984“ und Co., damit die Kinos auch gut genug besucht bleiben und überleben können.
Mit einer weiteren Verschiebung riskieren die Hollywood-Studios also erneut, bei zu starker Fokussierung auf den heimischen Kernmarkt einem Gros des Rests der Welt zu schaden.
Warum der Autor dieser Zeilen das mehr als problematisch findet, wurde bereits vor einiger Zeit in einem Meinungstext – noch zur Zeit der ständigen Verschiebung von „Tenet“ und bevor „Mulan“ zu Disney+ geschoben wurde – niedergeschrieben:
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