„Survival Of Cinemas At Stake“ ist eine Pressemitteilung der UNIC, Union Internationale des Cinémas, dem europäischen Dachverband der Kinos, überschrieben, mit der explizit die Kinoverleiher in die Pflicht genommen und klare Forderungen aufgestellt werden.
Filme müssen zuerst in die Kinos kommen – und dort auch eine Zeit explizit laufen, wird so in der Stellungnahme verlangt. Zudem werden die Studios aufgefordert, langfristig zu denken. Und es sei auch nicht möglich, mit der Auswertung der Filme in Europa zu warten, bis sich die Lage in den USA gebessert habe, denn dann sei es für viele europäische Kinos womöglich zu spät.
Konkret benannt werden die Ursachen für die Mitteilung nicht, doch die nebulös genannten „recent events“ dürften klar sein: Da ist einmal der für viel Aufsehen sorgende Deal von Hollywood-Studio Universal mit Kinokette AMC, der für eine schnellere Online-Verfügbarkeit sorgt. Und da ist Disneys Ankündigung, „Mulan“ gegen einen Premium-Preis beim eigenen Streamingdienst Disney+ zu zeigen und nur noch in wenigen Ländern in die Kinos zu bringen.
Aus der Mitteilung spricht auch eine gewisse Enttäuschung. So wird darauf angespielt, dass es zu Beginn der aktuellen Corona-Krise von Verleihern noch ein Zusammen-Durchstehen angesprochen wurde, doch die jüngsten Ereignisse widersprechen diesen Worten.
Aus der Kinobranche gab es zuvor schon zahlreiche kritische Stimmen - sowohl zum Universal-Deal als auch zu Disneys „Mulan“-Entscheidung. Als „Stinkefinger“ für die Kinos und als „grausam“ sowie „egoistisch“ wurden die beiden Maßnahmen unter anderem bezeichnet.
Einige Kinobetreiber machen gerade ihren Unmut über die Disney-Entscheidung sehr bildlich Luft, wie zum Beispiel in den Sozialen Netzwerken kursierende Videos eines Kinos in Deutschland und eines in Frankreich zeigen.
+++ Meinung +++
Meinung: Disney und Co. in der Pflicht!
Als abschließender Hinweis des Autors dieser Zeilen sei angemerkt, dass er die Sorgen des Kinoverbands teilt, wie er auch schon in einem eigenen Artikel deutlich gemacht hat.
Gerade wenn der frische Nachschub aus den USA weiter fehlt, werden es viele Kinos schwer haben, zu überleben. Und dann haben die Studios bald vielleicht deutlich weniger Abspielstätten, wenn sie doch wieder große Kinofilme herausbringen wollen.
So verständlich es aus der reinen Disney-Perspektive ist, dass sie mit dem VoD-Premium-Release von „Mulan“ das Beste aus der aktuellen Situation für sich machen wollen, so egoistisch ist dieser Schachzug nun einmal.
Disney wird damit die aktuell unumgänglichen Verluste mit der teuren Realverfilmung reduzieren, vielleicht auf lange Sicht mit Neukunden, die auch nach „Mulan“ ein Abo für den ohnehin schon die Erwartungen deutlich übertreffenden Streamingdienst behalten, Profit machen. Doch Kinos haben verloren.
Wenn Disney und natürlich auch die anderen Hollywood-Studios in den sauren Apfel beißen würden, Filme jetzt herausbringen, fahren sie damit wahrscheinlich kurzfristig Verluste ein, die sie anschließend im VoD-Geschäft reduzieren oder ausgleichen müssen. Aber sie helfen Kinos dabei, zu überleben. Und diese Kinos brauchen sie, um mit ihren Filmen auch 2021, 2022 und Co. weiter dicke Gewinne zu machen.