Dass „The Irishman“ auf Netflix die Zuschauer spaltet, für die einen ein Meisterwerk, für andere eine Schlaftablette ist, haben wir bereits ausgeführt. Ein nun von Variety veröffentlichter Tweet scheint anzudeuten, dass die Schlaftabletten-Fraktion in der Übermacht ist.
Dort berichtet das Branchenmagazin, dass 13,2 Millionen Zuschauer „The Irishman“ in der ersten Woche geschaut, aber nur 18% bis zum Ende durchgehalten hätten.
So sehr wir Hollywoods bekanntestes und renommiertestes, bereits seit 1905 existierendes Branchenblatt schätzen: Dieser Tweet, der im Netz für viel Aufsehen sorgt, ist ziemlich missverständlich.
Wochenzahlen vs. Tageszahlen
Das fängt schon damit an, dass die beiden Zahlen nicht miteinander in Bezug gesetzt werden dürfen. Wie dem ausführlichen Artikel zu entnehmen ist, sind die 13,2 Millionen Zuschauer eine Berechnung auf die durchschnittlichen Zuschauer im Verhältnis zur Laufzeit für die erste Woche.
Die 18% Zu-Ende-Schauer sind aber eine Statistik für den Starttag. Es ist sehr gut möglich, dass sich manche Zuschauer den Film bewusst auf mehrere Tage eingeteilt haben. Entsprechende Anleitungen, den Film als Serie zu schauen, kursieren bekanntlich im Netz – auch wenn Martin Scorsese davon nichts hält.
Viele Netflix-Zuschauer schauen generell nicht zu Ende
Zudem ist 18% keine außergewöhnlich niedrige Zahl für Netflix-Filme – wie Variety selbst ausführt. Das Branchenmagazin nennt zum Beispiel den Horror-Hit „Bird Box“, der am Starttag ebenfalls von 18% der Zuschauer zu Ende geschaut wurde. Der „Breaking Bad“-Film „El Camino“ sei derweil gerade einmal von 11% zu Ende geschaut worden. So komisch man es finden mag: Viele Netflix-Zuschauer schauen halt einfach in Filme rein, brechen sie dann aber wieder ab oder schauen sie ein anderes Mal weiter.
Wie bei allen Netflix-Zahlen gilt natürlich auch hier, dass sie mit Vorsicht genossen werden müssen. Der Streamingdienst selbst gibt nur zu ausgewählten Gelegenheiten (besondere Erfolge) Zahlen preis. Die Variety-Zahlen stammen nun von dem renommierten Quoten-Institut Nielsen, das unter anderem auch für die Erhebung der nordamerikanischen TV-Zuschauer zuständig ist. Während in der Branche den Nielsen-Zahlen eine hohe Glaubwürdigkeit beigemessen wird, hat Netflix sie, ohne konkrete Gegenbeispiele zu liefern, in der Vergangenheit als pauschal falsch bezeichnet.
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