Egal, ob man „Joker“ nun gut oder schlecht findet, auf eines können sich wahrscheinlich beide Seiten einigen: Joaquin Phoenix liefert in seiner Rolle als vom Schicksal gebeutelter und an unfreiwilligen Lachattacken leidender Arthur Fleck wie eigentlich immer eine richtig starke Leistung ab.
Doch ob das Urteil über Phoenix‘ Performance wohl ebenso wohlwollend ausgefallen und „Joker“ zu einem Milliardenerfolg an den Kinokassen geworden wäre, wenn Phoenix und Regisseur Todd Phillips die Figur während der Dreharbeiten nicht komplett neu erfunden hätten? Das werden wir wohl nie erfahren, vermutlich wäre aber eine weit weniger faszinierende schauspielerische Leistung dabei herausgekommen.
Das scheint auch Phoenix zu denken, dem die ersten „Joker“-Fehlversuche im Gespräch mit seinen Schwestern Rain und Summer Phoenix auf dem YouTube-Kanal LaunchLeft sichtlich peinlich sind. Im Rahmen einer längeren Diskussion über Joaquins immer wiederkehrende Unsicherheit und Angst vor Bloßstellung, wenn er neue Rollen annimmt und spielt, kommen die drei nämlich auch auf „Joker“ zu sprechen:
Er habe Phillips gesagt, dass er die Figur erst in der letzten Drehwoche richtig hinbekommen werde, meint Joaquin Phoenix dort etwa. Ganz so schlimm sei es dann zwar nicht gewesen, allerdings hätten sie „mehrere Wochen lang“ quasi umsonst gedreht (wie viele genau, will er lieber nicht verraten), denn von Phoenix‘ ursprünglicher Interpretation der Figur seien nur „etwa drei Minuten“ beziehungsweise „ein paar Szenen“ in der Kinofassung des Films zu sehen.
Er habe von jemanden gehört, der aktuell einer psychiatrischen Beurteilung unterziehe, und sich von dessen Verhaltensweisen und dessen Aussehen inspirieren lassen, so Phoenix. Allerdings griffen er und Phoenix dabei wohl ziemlich daneben: „Ich habe die ersten Wochen auf eine Art und Weise gespielt, bei der ihr euch, wenn ihr das seht, fragen würdet: ‚Warte mal, damit habt ihr wirklich angefangen und ihr habt so lange mit dieser Idee gedreht?‘“
Er und Phillips hätten sich einfach keine Grenzen auferlegen und verschiedene Sachen ausprobieren wollen, doch schließlich ging das nicht mehr. „Wir sind an einem Punkt angekommen, wo wir eine Weile gedreht hatten, und haben einen Schritt zurück gemacht und gemerkt, dass das nicht die richtige Richtung war.“
Peinliches Geständnis
Besonders unangenehm seien ihm diese ersten Gehversuche auch deswegen, weil er der Crew, die zu diesem Zeitpunkt bereits viele Wochen harte Arbeit in „Joker“ gesteckt hatte, gestehen musste, dass er danebengelegen habe, so Phoenix. „Es war wirklich peinlich, in die Make-Up-und-Haare-Abteilung zu gehen und zu sagen: ‚Ich habe Mist gebaut und ich will meine Frisur ändern und wie ich meine Kleidung trage und einige der Klamotten, kriegen wir das hin?‘“
Die Tage nach der Entscheidung, das ganze Konzept der Figur Arthur/Joker zu ändern, seien sehr hart gewesen und er und Phillips seien sehr unsicher gewesen. Doch im Endeffekt hat sich der Stress wohl gelohnt…
„Joker“ läuft seit dem 10. Oktober 2019 in den deutschen Kinos.
"Joker": Bizarre Lache von Joaquin Phoenix irritierte sogar einen Co-Star