In unserer Kritik zu „Die Eiskönigin 2“ haben wir mit einem Augenzwinkern geschrieben, dass „Smart Water - The Movie“ eigentlich auch ein ganz passender Titel für das Märchen-Sequel gewesen wäre. Schließlich spielt das Wasser und sein angebliches Erinnerungsvermögen bei der Reise zurück zu den Ursprüngen von Elsas speziellen Kräften eine zentrale Rolle – das passt natürlich zum magischen Tonfall der Geschichte, wirkt hier und da aber auch schon ganz schön esoterisch.
Aber wie dem auch sei: Das Konzept des intelligenten, sich etwa an andere Stoffe „erinnernden“ Wassers ist ja etwas, das durchaus immer mal wieder diskutiert wird. Da kann man sich also schon mal die Frage stellen:
Steckt da nur esoterischer Aberglaube hinter – oder gibt es in gewissen Bereichen auch tatsächlich wissenschaftliche Fakten?
Die Esoteriker sagen: Aber klar doch!
Der 2014 verstorbene Alternativmediziner Masaru Emoto stellte folgende steile Behauptung auf: Wasser ist ein empfindsamer Stoff, der Emotionen und Gefühle empfangen und konservieren kann.
Wie er darauf kam? Auf manche Wasserflaschen schrieb er positiv konnotierte Worte wie „Danke“, auf andere negativ belegte wie „Krieg“. Dann fror er die Buddeln ein und lichtete das erstarrte Wasser anschließend stark vergrößert ab. Sein Ergebnis: Die Eiskristalle der „Danke“-Flaschen sollen makellos gewesen sein, die Kristalle der negativen Pendants hingegen waren fehlerhaft.
Nach Emoto ist das besonders deshalb relevant, weil der Mensch selbst ja aus über 70% Wasser besteht. Die Lehre: Immer schön Liebe tanken, damit’s dem Wasser in uns – und damit uns – gut geht!
Der Haken: Seine Ergebnisse ignorieren allseits bekannte Fakten, hielten einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht stand und ließen sich niemals reproduzieren.
Ein anderer Vertreter der „Wasser hat ein Gedächtnis“-Theorie ist Jacques Benveniste, wenn auch seine These nicht ganz so hochtrabend ist wie die vorherige. Er gab an, dass bei weißen Blutkörperchen durch das Wassergedächtnis eine Reaktion provoziert werden könnte. Denn Wasser soll sich an etwas, mit dem es mal Kontakt hatte, „erinnern“ können (in diesem Fall menschliche Antikörper).
Die Eiskönigin 2Homöopathie-Anhänger begrüßten seine These. Schließlich konnte so endlich erklärt werden, wieso Wasser heilend wirkt, obwohl der darin enthaltende Wirkstoff fast bis zum Verschwinden verdünnt worden ist. Die clevere Flüssigkeit erinnert sich eben an die Zeiten, als sie noch nicht verdünnt war.
Das Problem war dasselbe wie bei Emoto: Wissenschaftlichen Überprüfungen unter kontrollierten Bedingungen hielt Benvenistes These nicht stand. Das hinderte ihn aber nicht daran, einige Jahre später steif und fest zu behaupten, dass all das nicht nur trotzdem richtig sei, sondern dass der Erinnerungseffekt von Wasser sogar via Telefon und Internet übertragen werden könne.
Für seine Bemühungen heimste er gleich zweimal den ig-Nobelpreis ein – eine Art Anti-Nobelpreis. Die Goldene Himbeere unter Wissenschaftlern, wenn man so möchte.
Die Wissenschaft sagt: Ja, ABER…!
Klassisch erinnern kann sich Wasser also offenbar nicht. Es besteht halt nur aus zwei Wasserstoffatomen und einem Sauerstoffatom. Was Wassermoleküle aber haben, ist ein „Gedächtnis“ an ihre benachbarten Moleküle. Und das hält länger an, als man lange Zeit dachte: Statt 0,1 Pikosekunden bestehen Molekülketten nämlich für länger als eine ganze Pikosekunde, wie das Max-Planck-Institut schreibt. Eine Pikosekunde, das ist übrigens ein Billionstel einer Sekunde.
Wasser hat somit kein komplexes Langzeitgedächtnis, sondern eine Erinnerungsspanne, die noch kürzer ist als die eines nervösen Frettchens.
Doch bevor wir hier tiefer einsteigen und noch mehr verfranzen, stoppen wir an dieser Stelle. Denn mit dem im Film zu sehendem Wassergedächtnis hat das rein gar nichts zu tun. In „Die Eiskönigin 2“ ist das zu Erinnerungen fähige Wasser also definitiv noch mit einer unverdünnten Portion Magie angereichert.
„Die Eiskönigin 2“ läuft seit dem 20. November 2019 in den deutschen Kinos.
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