Vorlage für den Kinofilm „Le Mans 66“ bildet die wahre Geschichte, wie US-Automobilgigant Ford und Auto-Tüftler Carroll Shelby (im Film gespielt von Matt Damon) sich anmachten, die Dominanz von Ferrari beim berühmten 24-Stunden-Rennen von Le Mans zu brechen. Der Film bietet dabei zahlreiche beeindruckende Rennszenen, für viele Kritiker neben den starken Hauptdarstellern das Prunkstück des Dramas.
Man könnte nun meinen, es war relativ einfach, authentische Rennszenen für „Le Mans 66“ zu kreieren. Mit Stuntfahrern am Steuer geht man einfach auf die echte Rennstrecke und hat schnell Bilder im Kasten. Doch das war nicht möglich – gar nicht einmal unbedingt, weil die Strecke des berühmtesten 24-Stunden-Rennens der Welt zu zwei Dritteln aus öffentlichen Landstraßen besteht, die nur für das Rennen gesperrt werden. Das eigentliche Problem für Regisseur James Mangold und sein Team war: Die Strecke, die sie in ihrem Film zeigen wollten, existiert nicht mehr.
In „Le Mans 66“, der in den USA den Titel „Ford v Ferrari“ trägt, geht es schließlich um das Rennen im Jahr 1966. Doch bereits 1968 wurde die Strecke umgebaut. Ein neuer Abschnitt (die Ford-Schikane) wurde geschaffen. 1969 kamen dann Leitplanken dazu, welche die Optik grundlegend veränderten. 1972 wurde die Strecke erneut umfangreich umgestaltet. Die Strecke, welche der echte Ken Miles (im Film gespielt von Christian Bale) in den 60ern entlang raste, gibt es also nicht einmal mehr ansatzweise. Le Mans heute eignet sich nicht als Double für das Le Mans aus den 60ern.
Gleich fünf Ersatzstrecken
Einen der schwierigsten Jobs hatte so Produktionsdesigner François Audouy (u. a. auch „Logan“), der Orte auf der Welt suchen mussten, die eine Ähnlichkeit mit der historischen Strecke von Le Mans hatten. Insgesamt fünf verschiedene Straßenabschnitte dienten schließlich als Double, was eine logistische Herausforderung mit sich brachte.
Denn teilweise wurde ein kurzer Teil des Rennens an einem Ort gedreht, das nächste Stück aber viel später an einem komplett anderen Ort. So musste man immer darauf achten, dass das Wetter passt und vor allem all die Wagen wieder in den genau richtigen Abständen auf der Rennstrecke platziert sind. Und hier machte Regisseur James Mangold den Job für sein Team noch schwerer.
Kein CGI und dann ganz viel CGI-Korrektur
Denn in vielen Hollywood-Produktionen hätte man sich mit einem Kniff beholfen. Die drei, vier Autos, auf die es ankommt, wären echt gewesen. Das ganze restliche Feld hätte man später am Computer eingebaut und so frei platzieren können. Doch Mangold wollte das nicht. Der Regisseur hatte Angst, dass aus dem Computer stammende Autos im Hintergrund einen Cartoon-Look haben, Bewegungen nicht authentisch sind, man nicht die volle Wucht des Rennens spürt.
So wurden über zwei Dutzend nachgebaute Autos (die echten sind so viel Geld wert, dass sie das Budget gesprengt hätten) mit echten Rennfahrern am Steuer eingesetzt. Ganz ohne CGI ging es dann aber natürlich doch nicht, wobei der Computer nur zur Fehlerkorrektur eingesetzt wurde. Denn egal, wie man sich bemüht: Bei über Wochen verteilten Drehs der Auto-Action an fünf Orten gibt es Kontinuitätsfehler. Und die wurden später am Rechner behoben. Hier wurden zum Beispiel Wolken am Himmel entfernt oder eingeschoben, aber vor allem so simple Dinge gemacht, wie Uhren im Hintergrund angepasst.
Das Ergebnis sind grandios gefilmte Rennszenen, die wir auch in unserer Kritik herausstellen. Allgemein muss man übrigens anmerken, dass James Mangold sich trotz der aufgrund der begrenzten Zeit eines Spielfilms natürlich nötigen Kürzungen, Vereinfachungen und Zeitsprüngen sehr um Authentizität bemüht hat, wie auch ein Vergleich mit der wahren Geschichte zeigt. Doch das ist vielleicht irgendwann mal etwas für einen anderen Artikel.
Le Mans 66 - Gegen jede Chance„Le Mans 66“ läuft seit dem 14. November 2019 im Kino.