Kritiker von etablierten Branchenmagazinen wie Collider, Rolling Stone und Hollywood Reporter ließen sich zuletzt im Netz zu Begeisterungsstürmen hinreißen. Sie durften die ersten sechs von neun Episoden von „Watchmen“ sehen und lobten unter anderem den Mut der Macher der HBO-Serie, deren Geschichte ebenso anspruchsvoll wie unterhaltsam sei. Ein Kritiker-Score von 95 Prozent auf Rotten Tomatoes unterstreicht jene Einzelstimmen (Stand vom 22. Oktober 2019).
Nachdem die erste Folge, „It’s Summer And We’re Running Out Of Ice“, am 20. Oktober 2019 ihre US-Premiere feierte, zeigten sich viele Zuschauer allerdings weniger hingerissen von dem Serien-Einstieg. Auf Rotten Tomatoes bedeutet das derzeit eine User-Wertung von nur 49 Prozent.
Erste Kritiken zu "Watchmen": So (verdammt) gut ist die HBO-Serie!Das sind die größten Kritikpunkte
Während Kritiker vor allem einen mutigen Blick auf Rassismus und soziale Missstände loben, womit die Serie den Nerv der Zeit treffe, stößt vielen Nutzern eben genau das sauer auf. In zahlreichen User-Bewertungen auf der Kritiker-Plattform wird der Serie etwa „Race-Baiting“, also einen reißerischen Umgang mit dem Thema Hautfarbe, vorgeworfen. Auch die Instrumentalisierung von Watchman Rorschach als Symbol für weißen Suprematismus stoße vielen Fans der Figur sauer auf.
Die Serie sei zu sehr politisch aufgeladen, sodass kaum noch Platz für eine richtige Geschichte wäre. Den Macher um Damon Lindelof wird vor allem unterstellt, eine politische Botschaft nicht nur senden zu wollen, sondern diese dem Zuschauer regelrecht aufzuzwängen.
So ist die Kritik einzuordnen
An dieser Stelle muss allerdings erwähnt werden, dass es sich auch bei der Comicvorlage „Watchmen“ um hochpolitischen Stoff handelt und auch dort die politische Gesinnung der Hauptfiguren eine essenzielle Rolle in der Geschichte einnimmt. So ist Rorschach beispielsweise Stammleser der nationalkonservativen Zeitschrift New Frontiersman, deren Redaktion er am Ende auch sein brandgefährliches Tagebuch zukommen lässt. Dass er zum Symbol für eine rechte politische Bewegung wird, kommt also nicht von Ungefähr.
Zudem setzt sich „Watchmen“-Autor Alan Moore in der Vorlage auch ganz explizit damit auseinander, wie der Zahn der Zeit aus dreidimensionalen und oft nicht eindeutig zuzuordnenden Personen klare Helden oder Schurken macht. Die Verklärung und Instrumentalisierung der Vergangenheit ist also schon immer Teil der „Watchmen“-DNS.
Zu bedenken ist außerdem, dass es sich bei den kritischen Stimmen vorerst nur um die Meinungen des nordamerikanischen Publikums handelt – und dass die politische Lage in den USA vor allem in den letzten Jahren nicht nur aufgeladen, sondern auch gespalten ist, dürfte bekannt sein. Demnach ist es auch nur passend, dass laut Rotten Tomatoes knapp die Hälfte der Zuschauer hinter der politisch angehauchten Serie steht, während die andere Hälfte sie verteufelt. Der Großteil der Stimmen fällt nämlich entweder sehr positiv oder sehr negativ aus, Zwischentöne gibt es deutlich weniger. Nur in einem scheinen sich alle einige: die Musik der Serie ist großartig.
"Watchmen" in Deutschland
Ob die Serie das Publikum hierzulande ähnlich spalten wird, dürfte sich bereits in Kürze zeigen. Hierzulande läuft „Watchmen“ am 4. November 2019 auf Sky Atlantic an.
Ab dann könnt ihr unter anderem Oscar-Preisträgerin Regina King, Jeremy Irons und den für „Matrix 4“ gecasteten und aus „Aquaman“ bekannten Yahya Abdul-Mateen II in der Fortsetzung sehen, die gut 30 Jahre nach der altbekannten „Watchmen“-Geschichte spielt.
"Watchmen" erscheint endlich auch in Deutschland im Ultimate Cut