Sarah Connor ist neben Ellen Ripley aus den „Alien“-Filmen die wohl legendärste Actionheldin der Filmgeschichte. Das ist nicht nur dem Drehbuchautor und Regisseur von „Terminator“ und „Terminator 2“, James Cameron, zu verdanken, sondern liegt vor allem auch an Schauspielerin Linda Hamilton, die einst sogar so tief in ihre Rolle eintauchte, dass sie sich lange Zeit gar nicht von ihr lösen konnte, bis sie ihr schließlich sogar Albträume bescherte.
Jahre später weiß sie, wie sie sich von der Widerstandskämpferin distanzieren kann und feiert in „Terminator 6: Dark Fate“ sogar ihr großes Kino-Comeback. Auch Cameron und Arnold Schwarzenegger sind wieder mit an Bord und schafften für die heute 63-Jährige eine vertraute Atmosphäre am Set. Dennoch hat sich seit den 90ern einiges verändert – und zwar nicht nur zum Guten, wie uns Hamilton im Interview verriet…
Die alte "Terminator"-Garde
FILMSTARTS: Es ist immer noch unglaublich, euch beide wieder gemeinsam zu sehen. Wie war es für dich, nach all den Jahren wieder mit Arnold vor der Kamera zu stehen?
Linda Hamilton: Wir haben uns nach „Terminator 2“ etwas aus den Augen verloren. Wir haben uns anfangs noch öfter gesehen, aber als Arnold Gouverneur wurde, immer seltener. Aber diese Zeit holen wir jetzt nach.
FILMSTARTS: War James Cameron der Hauptgrund dafür, dass sich eure Wege noch einmal kreuzten?
Linda Hamilton: Ich denke schon, ja. Er war es auch, der an mich herangetreten ist. Er musste mich dreimal anrufen, um mich zu überzeugen. Irgendwie hat es mir schon gefallen, was für eine Macht ich hatte. [lacht] Analytisch wie er nun mal ist, hat er mir schließlich eine Liste mit Argumenten geschickt, die dafür oder dagegen sprachen.
Wenn der Plan nämlich nicht aufgeht, würde das Ganze wie ein schamloser Versuch wirken, noch einmal schnelles Geld aus der Reihe zu schlagen. Ich wollte nur mitmachen, wenn die Rückkehr von Sarah Connor Sinn macht, sie auch wirklich etwas zu tun und zu sagen hat und wir die dunkelsten Momente ihres Lebens und ihre von Enttäuschungen gezeichnete Entwicklung schonungslos zeigen.
Hartes Training für Körper und Geist
FILMSTARTS: Es spielt sich aber nicht nur vieles im Kopf von Sarah ab, auch ihr Körper ist das Ergebnis eines vom Kampf geprägten Lebens…
Linda Hamilton: Ja, in Form zu kommen war nochmal deutlich härter als bei „Terminator 2“. Ich bin ja auch älter geworden. Dieses Mal waren es weniger die Gewichte, die mir zu schaffen machten, sondern eher mein Alter. Ich habe bereits über ein Jahr vor den Arbeiten am Film mit dem Workout begonnen und hatte buchstäblich ein ganzes Dorf aus Physiotherapeuten und Trainer zur Verfügung, die mich fit gemacht haben.
Mit "Terminator 6: Dark Fate": Alle "Terminator"-Filme im RankingFILMSTARTS: Du hattest damals ja sogar Albträume von den Terminatoren. Die sind allerdings Geschichte, oder?
Linda Hamilton: Ja. Als junge Schauspielerin konnte ich mich einfach nicht voll in die Rolle versetzen und am Ende des Tages einfach wieder aus ihr raus. Heute fällt mir das viel leichter. Ich hatte in dieser Zeit auch mit schweren Verlusten in meinem Leben zu kämpfen, durch die ich in die Depression fiel. Heute geht es mir gut.
Digital De-Aging: Verstörende Technologie
FILMSTARTS: Wir sehen digitales De-Aging im Kino immer häufiger, auch in „Terminator 6“. In „Gemini Man“ wurde gleich ein ganzer Mensch komplett am Rechner erschaffen. Ist das nicht irgendwie beängstigend?
Linda Hamilton: Ich finde das total verstörend, alleine schon, weil ich ungern einen Teil meiner Performance an andere abgebe, die dann entscheiden, wie ich aussehen oder mich bewegen würde.
Es war wirklich hart für mich, einer anderen Schauspielerin bzw. meinem Body-Double dabei zuzusehen, wie sie meine Szene spielt und mein Gesicht später mittels CGI auf ihren Körper übertragen wird. Am ersten Tag, an dem sie – sie, nicht wir – diese Szene drehten, ging ich abends nach Hause und habe geweint. Das war eine schmerzhafte Erfahrung für mich.
FILMSTARTS: Wenn du dann abends nach dem Dreh nach Hause kamst, bist du dann immer direkt ins Bett gefallen? Deine Rolle ist ja sehr physisch…
Linda Hamilton: Mein Körper war nach den Drehtagen natürlich immer todmüde – und besonders in meinem Alter ist Erholung unglaublich wichtig. Mein Kopf war allerdings noch hellwach, also habe ich gelesen. Während der „Terminator 6“-Dreharbeiten habe ich ganze 40 Bücher verschlungen – vor allem Science Fiction und auch Fantasy.
"Ich komme wieder"
FILMSTARTS: Eine Szene dürfte bei „Terminator“-Fans wohl besonders für Diskussionen sorgen. Denn du hast Arnolds legendäres Zitat „I’ll be back“ gekapert…
Linda Hamilton: Ja – und weißt du, wie schwer das war? Ich meine, ihm gehört der Spruch! Also ganz egal, wie ich es auch sagte, es klang immer so, als würde ich einen auf Arnold machen wollen. Wir haben wirklich viele Anläufe gebraucht, um der Aussage Sarah Connors Stimme zu geben.
„Terminator: Dark Fate“ läuft seit dem 24. Oktober 2019 deutschlandweit im Kino.
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