Es folgen leichte Spoiler zu den Szenen mit Bruce Lee:
In einer Szene aus Quentin Tarantinos neuntem Film „Once Upon A Time... In Hollywood“ gerät Stuntman Cliff Booth (Brad Pitt) am TV-Set von „The Green Hornet“ mit Bruce Lee (Mike Moh), der in der Superhelden-Serie den Sidekick-Chauffeur Kato verkörpert, aneinander. Es kommt sogar zu einem spontanen, auf drei Runden ausgelegten Kampf zwischen den beiden, wobei die meisten anwesenden Crewmitglieder Cliff Booth die Daumen drücken, weil sie Bruce Lee offenbar für einen ziemlichen Angeber und Aufschneider halten.
In der offiziellen 5-Sterne-FILMSTARTS-Kritik heißt es speziell zu dieser Szene: „Brad Pitt hat die meisten Lacher auf seiner Seite, weil er lakonisch über den Dingen steht und austeilt, wenn es nötig ist. Eine bereits in den Trailern angedeutete Begegnung von Booth mit Kampfsportlegende Bruce Lee ist dann auch das Highlight in diesem an Highlights nicht armen Film – eine schlicht herausragend lustige Sequenz.“
Once Upon A Time... In HollywoodGanz anders sieht das hingegen Bruce Lees Tochter. So hat die selbst als Martial-Arts-Künstlerin, Schauspielerin und Produzentin tätige Shannon Lee den Kollegen von The Wrap erzählt, dass es für sie „enttäuschend“ gewesen sei, mit ansehen zu müssen, wie ihr Vater in dem Film als „arrogantes Arschloch voller heißer Luft“ porträtiert wird: „Es geht um das Porträt einer Periode voller Rassismus und Ausgrenzung. Ich verstehe, dass sie die Figur von Brad Pitt als Super-Badass zeigen wollen, das selbst Bruce Lee verprügeln kann. Aber sie hätten meinen Vater nicht so behandeln müssen wie damals das weiße Hollywood, als er noch gelebt hat.“
Bruce Lee ist ein Arsch, aber Steve McQueen supercool
Lee gesteht Tarantino zwar zu, dass es ihm womöglich auch um einen Kommentar über typische Hollywood-Stereotype zu dieser Zeit gegangen sei, aber am Ende „käme die Szene einfach nicht so rüber“. Stattdessen „wirkt Bruce Lee wie ein arrogantes Arschloch voller heißer Luft und nicht wie jemand, der drei Mal so hart kämpfen musste, um das zu erreichen, was vielen anderen einfach so gegeben wurde.“ Natürlich seien viele Figuren Karikaturen, aber über den von Damian Lewis verkörperten Steve McQueen („Bullitt“) mache sich der Film ja schließlich auch nicht lustig.
Bei ihrem Kinobesuch am vergangenen Sonntag habe sich Shannon Lee jedenfalls „sehr unwohl dabei gefühlt, den anderen Leuten zuzuhören, wie sie meinen Vater auslachen.“ Dabei hält sie viele Elemente der Darstellung selbst als Karikatur nicht für akkurat, zum Beispiel sei Bruce Lee im wahren Leben zwar oft herausgefordert worden, wäre diesen Kämpfen aber stets ganz bewusst aus dem Weg gegangen. Im Film wiederum ist es nun er, der sich aufspielt und Brad Pitt herausfordert. „Mir geht es immer darum zu zeigen, wer Bruce Lee wirklich war und wie er sein Leben gelebt hat. Aber all das wird mit diesem Porträt die Toilette heruntergespült. Mein Vater wird zu einem arroganten Punching-Bag verklärt.“
Am 15. August 2019 startet „Once Upon A Time... In Hollywood” in den deutschen Kinos.
Ganze 11 (!) neue Poster: Das sind die Stars in Quentin Tarantinos "Once Upon A Time In… Hollywood"