„Game Of Thrones“ hat nicht nur mit seinem globusumspannenden Hype, sondern auch mit seiner einmaligen Produktionsqualität Jahr für Jahr neue Maßstäbe gesetzt – nicht nur für Fantasy-Serien, sondern für Fernsehproduktionen im Allgemeinen. Weil jedoch vor allem die achte und letzte Staffel sowie im speziellen deren Ende bei vielen Fans eher nicht so gut ankam, ist HBO aktuell natürlich extrem daran gelegen, die gewaltigen „Game Of Thrones“-Fußstapfen so schnell wie möglich zu füllen und den Westeros-Fans auch abseits des geplanten Spin-offs recht bald Nachschub zu liefern. Ein möglicher Kandidat, um die von „Game Of Thrones“ hinterlassene Lücke zu füllen: die Serien-Verfilmung der Fantasy-Trilogie „His Dark Materials“!
+++ Meinung / Prognose +++
Während Clive Staples Lewis in seiner siebenteiligen „Die Chroniken von Narnia“-Buchreihe unverhohlene Christen-Propaganda (inklusive einem Jesus-Löwen) betreibt, wofür es selbst von dem ähnlich hardcore-christlichen, aber in seinen Werken sehr viel zurückhaltenderen Kollegen J.R.R. Tolkien harsche Kritik gab, bildet Philip Pullman quasi das genaue Gegenstück zu Lewis: Der dritte große britische Fantasy-Autor des 20. Jahrhunderts hat mit seiner „His Dark Materials“-Trilogie (hierzulande bestehend aus den Romanen „Der Goldene Kompass“, „Das Magische Messer“ und „Das Bernstein-Teleskop“) nämlich nicht nur ein faszinierendes Steampunk-Fantasy-Abenteuer, sondern zugleich auch eine ebenso harsche wie treffende Kritik an institutionalisierter Religion im Allgemeinen und der katholischen Kirche im Speziellen verfasst.
Nun ist Religionskritik natürlich immer ein heißes Eisen und so verwundert es auch nicht, dass sich in der Hollywood-Blockbuster-Verfilmung von „Der Goldene Kompass“ mit Daniel Craig und Nicole Kidman (Budget: gigantische 180 Millionen Dollar) nur noch maximal Spurenelemente davon entdecken lassen. (Ganz im Gegensatz zu den „Narnia“-Verfilmungen übrigens, da ist der Jesus-Löwe auch auf der Leinwand immer noch der Jesus-Löwe.) Das Ergebnis: Die 2006er-Verfilmung von Regisseur Chris Weitz („American Pie“) ist vielleicht ganz schön anzusehen, fühlt sich thematisch aber vollkommen leer an – es wurde halt nur der blanke Plot, aber nicht der eigentliche thematische Unterbau der Vorlage übernommen. Kein Wunder also, dass der Film die Erwartungen nicht erfüllen konnte und die zwei weiteren Romane deshalb auch gar nicht erst verfilmt wurden.
Die Serie wird besser als der Film! Wetten?
Nun haben HBO und die BBC eine Kooperation geschlossen, um den Stoff noch einmal zu verfilmen – und zwar diesmal als Serie. Vergangene Woche wurde ein neuer Trailer zu „His Dark Materials“ veröffentlicht – und auch wenn der namhafte Cast mit „X-Men“-Star James McAvoy sowie einige sichtlich aufwendige Spezialeffekt-Einstellungen bereits den epischen Charakter der Produktion andeuten, ist fast noch auffälliger, wie thematisch reich sich bereits diese wenigen Szenen anfühlen. Man hat sofort den Eindruck: Diesmal wurde die Vorlage nicht ihres Kerns beraubt, ganz im Gegenteil!
Ein Hoch auf die Wissenschaft und die Rationalität – eine bissige Abfuhr für Aberglaube und Scharlatanerie! Sicherlich nicht die schlechteste Message im Jahr 2019, gerade weil sie zwar offensichtlich nicht allzu subtil, aber offenbar eben auch nicht allzu didaktisch oder platt vorgetragen wird. Philip Pullmans meisterhafte und vielfach ausgezeichnete Romanreihe scheint unter der Aufsicht von Drehbuchautor Jack Thorne („Wunder“, „National Treasure“) also endlich die Umsetzung zu bekommen, die die mit feiner Gesellschaftskritik gespickte Geschichte eigentlich auch vor 13 Jahren schon verdient hätte.
Wobei: Nach der Vorstellung des langen Trailers auf der Comic-Con am vergangenen Wochenende haben die Stars der Serie, darunter neben McAvoy etwa noch Lin-Manuel Miranda, Ruth Wilson und Dafne Keen, noch einmal ganz explizit betont, dass „His Dark Materials“ absolut kein „Angriff auf Religionen“ sei. Aber ganz ehrlich: Das müssen sie halt aus Marketing-Gründen sagen, um sich von vorneherein in alle Richtungen abzusichern. Der Trailer selbst spricht da ja – zum Glück (!) – eine ganz andere Sprache. Und sollen sie ruhig machen – mich interessiert ja nicht, was die Stars auf irgendwelchen Panels labern, sondern was ihre Figuren in der Serie zu sagen haben – und da bin ich mir inzwischen zu nahezu 100 Prozent sicher, dass die TV-Serie soooo viel besser wird als die erste Hollywood-Verfilmung.
Darum geht’s in "His Dark Materials"
Die zwölfjährige Lyra (Dafne Keen, das Mädchen aus „Logan“) lebt an einem College in Oxford. Nach dem Unfalltod ihrer Eltern ist ihr einziger Verwandter ihr Onkel Asriel (James McAvoy), der einen ebenso geheimnisvollen wie gefährlichen Staub untersucht, der ausschließlich Erwachsene zu befallen scheint. Er lehnt sich mit seinem eigensinnigen Forschungsdrang allerdings zugleich auch gegen das mächtige Magisterium auf, welches eine starke Kontrolle in der Gesellschaft ausübt und an einer rationalen Erklärung der Welt offenbar kein gesteigertes Interesse hat. Asriel begibt sich auf eine Forschungsreise in den Norden, will Lyra aber nicht mitnehmen. Da taucht plötzlich die geheimnisvolle Marisa Coulter (Ruth Wilson) auf und bietet Lyra an, sie ihrerseits als Teil einer Expedition in den Norden mitzunehmen. Es beginnt eine kosmische Reise, insbesondere als Lyra entdeckt, dass Coulter offenbar Kinder verschwinden lässt ...
„His Dark Materials“ soll im Herbst 2019 in den USA auf HBO erscheinen. Wann die Serie uns in Deutschland erreicht und ob wie bei „Game Of Thrones“ Sky die Nutzungsrechte halten wird, steht momentan noch nicht fest.
Hass-Kampagne gegen Staffel 8: "Game Of Thrones"-Star beschuldigt Medien