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    "Deepwater Horizon": So hat Peter Berg an der Wahrheit gedreht

    Regisseur Peter Berg hat sich mit seinem hervorragenden, auf wahren Begebenheiten beruhenden Katastrophen-Drama „Deepwater Horizon“ weitgehend an die tatsächlichen Fakten gehalten – aber für die Dramaturgie „dämonisierte“ er eine Figur.

    StudioCanal

    Der Blowout und die sich daraus ergebende Explosion der Ölplattform Deepwater Horizon am 20. April 2010 sowie der anschließende Untergang zwei Tage später lösten eine der verheerendsten Umweltkatastrophen der modernen Geschichte aus. 87 quälend lange Tage konnte das permanent leckende Bohrloch vor der Küste Louisianas nicht geschlossen werden. Alle 24 Stunden strömten 50.000 Barrel Öl in den Golf von Mexiko. Peter Berg („Boston“) bemüht sich bei seiner packenden Verfilmung des realen Desasters um große Authentizität und hält sich in den wichtigsten Punkten auch an den Fakten. Der Regisseur stützt sich dabei auf den Zeitungsartikel „Deepwater Horizon’s Final Hours“ von David Barstow, David Rohde und Stephanie Saul, der in der New York Times erschien, und schildert die Katastrophe (etwas einseitig) aus der Sicht der aufrechten US-Arbeiter der Schweizer Betreiberfirma Transocean.

    Malkovichs Figur war kein reiner Bösewicht

    Das porträtierte Personal in „Deepwater Horizon“ ist echt und selbst der kühne Rettungssatz von Hauptfigur Mike Williams (gespielt von Mark Wahlberg) hat in Wahrheit so stattgefunden, als der Cheftechniker aus großer Höhe von der riesigen Plattform ins brennende Wasser sprang. Allerdings braucht ein Hollywood-Film auch einen Bösewicht aus Fleisch und Blut. Das ist in diesem Fall der hochrangige BP-Manager Donald Vidrine, den Veteran John Malkovich („In The Line Of Fire“) spielt und mit seinem Charisma vor einer Klischeefigur bewahrt.

    Denn obwohl der verantwortliche Rig-Supervisor die Bohrarbeiter auch in Wirklichkeit dazu anwies, trotz fehlerhafter Ausrüstung und schlechter Testergebnisse weiterzumachen, weil die Produktion schon 43 Tage im Rückstand lag, sah ein US-Gericht die Motivation differenzierter als im Film dargestellt, wo Vidrine als klassischer Bösewicht herhalten muss. Die Anklage wegen Totschlags in elf Fällen (elf Menschen kamen bei der Katastrophe ums Leben) wurde abgeschmettert und Vidrine stattdessen wegen eines Verschmutzungsvergehens zu zehn Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Zur Gerichtsverhandlung konnte der 2017 verstorbene Ex-Manager aus gesundheitlichen Gründen nicht antreten.

    StudioCanal

    Diese Strafen mussten die Unternehmen zahlen

    Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Vidrine auf Anweisung der BP-Zentrale habe weiterbohren lassen und nur ausführendes Organ gewesen sei, das ständig in Kontakt mit BP-Technikern in Houston stand. BP wurde als Hauptschuldiger zu einer Strafe von 4,5 Milliarden Dollar für Umweltverschmutzung verurteilt – ein Rekord! Der Schweizer Plattformbetreiber Transocean hatte als Mitverursacher 1,4 Milliarden Dollar zu zahlen, während die an der Plattform beteiligte US-Firma Halliburton für die Vernichtung von Beweisen 200.000 Dollar Strafe blechen musste und dazu eine Spende in Höhe von 55 Millionen Dollar an die National Fish and Wildlife Foundation zu leisten hatte. Insgesamt kostete die Katastrophe den britischen BP-Konzern rund 62 Milliarden Dollar für Strafzahlungen und für die Aufräumarbeiten. Mehr als 2.000 Kilometer Küste wurden damals mit Öl verpestet.

    An der Kinokasse war „Deepwater Horizon“ kein Erfolg. Weltweit spielte der 110 Millionen Dollar teure Katastrophen-Actioner 122 Millionen Dollar ein. In Deutschland wollten nur 121.000 Zuschauer den sehenswerten Film sehen.

    Deepwater Horizon

    Wer „Deepwater Horizon“ also im Kino verpasst hat, bekommt jetzt die Chance: Das Action-Drama läuft am Sonntag, 14. Juli um 20.15 Uhr auf ProSieben.

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