Achtung, es folgen natürlich Spoiler zum Ende der zweiten „Dark“-Staffel!
Als am Ende der ersten „Dark“-Staffel Hauptfigur Jonas plötzlich in die postapokalyptische Zukunft des Jahres 2052 katapultiert wurde, standen bei vielen Zuschauern die Münder offen. Und auch das Finale der kürzlich auf Netflix erschienenen zweiten Season wartet mit einem ähnlichen Paukenschlag auf: Nachdem Adam bzw. der alte Jonas (Dietrich Hollinderbäumer) die Martha der Gegenwart (Lisa Vicari) erschossen hat (um Jonas auf den Pfad zu bringen, der ihn schließlich zu Adam werden lässt), taucht plötzlich eine andere Martha in etwa demselben Alter auf und offenbart dem Gegenwarts-Jonas (Louis Hofmann), dass sie aus einer Parallelwelt stammt. Doch was bedeutet das nun für den weiteren Handlungsverlauf?
Multiversum
Als hätten die „Dark“-Macher mit ihrer verschachtelten, sich über verschiedene, sich gegenseitig beeinflussende Zeitebenen erstreckenden Handlung nicht ohnehin schon ein komplexes Mystery-Wirrwarr entworfen, das es noch immer zu entschlüsseln gilt, setzen sie mit dem Twist in der letzten Folge der zweiten Staffel noch einmal kräftig einen drauf. Nun gibt es also nicht nur die unterschiedlichen Zeiten, sondern auch noch unterschiedliche Dimensionen, in denen es jeweils wahrscheinlich auch nochmal Zeitreisen geben wird. Dadurch ergeben sich theoretisch unzählige alternative Handlungsverläufe, womit sich Autorin Jantje Friese und Regisseur Baran bo Odar für die bereits bestätigte dritte und letzte Staffel noch einmal so einiges aufgehalst haben.
So gilt es dann erst einmal die für die Serie geltenden Regeln der Parallelwelten zu etablieren. Wie funktioniert das Reisen zwischen diesen mit dem runden Apparat, mit dem die alternative Martha Jonas in eine andere Welt mitnimmt, um ihn vor der Apokalypse in seiner Gegenwart zu retten? Und wie viele Parallelwelten gibt es? Nur eine, mehrere oder gar unendlich viele? (möglicherweise sind die vier Zylinder, die am Apparat zu sehen schon ein Hinweis auf die Zahl)? Und kann man diese beliebig ansteuern oder ist man an ähnliche Beschränkungen gebunden wie bei der 33-Jahres-Zeitmaschine?
Die Antworten wird dann erst Staffel drei liefern, doch ein (gespiegeltes!) Bild von den bereits laufenden Dreharbeiten könnte nahelegen, dass es dann vielleicht nur eine einzige alternative Welt gibt, in der auf den ersten Blick alles wie bisher wirkt und man die kleinen Unterschiede erst beim genaueren Hinschauen bemerkt (das Motiv der Symmetrie und der Spiegelung zieht sich ja schon von Beginn an durch die Serie und vor allem auch das zugehörige Promo-Material).
Sind Änderungen nun doch möglich?
Nicht zuletzt aufgrund der wenigen verbleibenden Folgen könnten wir uns gut vorstellen, dass der weitere Ausbau des „Dark“-Universums aber gar nicht so ausufernd wird, wie man nun befürchten könnte. Stattdessen halten wir es für wahrscheinlich, dass die Parallelwelten vor allem zu einem einzigen Zweck eingeführt werden: um zu zeigen, dass die Dinge möglicherweise doch noch verändert werden können – nur eben vielleicht nicht so wie gedacht.
In der Welt von „Dark“ wird immer und immer wieder demonstriert, dass die Geschehnisse auch durch Zeitreisen nicht veränderbar sind, sondern stets so passieren, wie sie schon immer passiert sind. Selbst wenn jemand etwas verändern will, stellt sich letztlich heraus, dass ein entsprechender Versuch erst genau zu dem führt, was man eigentlich verhindern wollte. Dennoch bemüht sich der ältere Jonas (Andreas Pietschmann) mehrfach darum, den Weltuntergang doch noch irgendwie abzuwenden, kommt am Ende aber auch endgültig zur Erkenntnis, dass es wohl einfach nicht möglich ist.
Im hohen Alter als Adam will er dann zwar nichts mehr am bekannten Zyklus an sich ändern, trotzdem aber wohl irgendwie dessen erneute Wiederholung verhindern und laut eigenen Worten nach einem letzten Zyklus „eine neue Welt erschaffen“. Was genau hinter diesen Worten steckt und wie er das erreichen will, bleibt bislang weiter im Dunkeln und wird dann sicher in Staffel drei enthüllt, dennoch könnten sie nun schon mehr bedeuten, als sie zunächst den Anschein hatten. So hat Adam womöglich keine neue Ordnung seiner Welt, sondern tatsächlich eine gänzlich neue Welt, eine Parallelwelt, gemeint. So könnten also in Wahrheit Parallelwelten das Schlupfloch im Kampf gegen die Zeit sein, das er schon mehrfach erwähnt hat.
Schöne neue (Parallel-)Welt?
Die Parallelwelt oder -welten wird/werden der „normalen“ Welt wie erwähnt wahrscheinlich stark ähneln, an zentralen Punkten durch andere Entscheidungen aber wohl von dieser abweichen. Zwar werden wir erst mit der dritten Staffel sehen, wo Jonas und Martha landen und wie es dort aussieht, dennoch gab es von der alten Claudia (Lisa Kreuzer) schon in Staffel zwei einen versteckten Hinweis auf eine andere Dimension, als sie davon spricht, dass sie eine Welt ohne Jonas gesehen hat und diese nicht das ist, was dieser vielleicht erwartet. Da Jonas in der „normalen“ Welt gescheitert ist, seine eigene Existenz auszulöschen („Ich kann nicht sterben, weil meine Zukunft bereits existiert“) muss Claudia hier von einer Parallelwelt gesprochen haben.
Am Ende bleibt also womöglich die ernüchternde Erkenntnis, dass man innerhalb einer Welt auch durch Zeitreisen wirklich nichts verändern kann, in einer Parallelwelt aber bestimmte Dinge einfach schon immer anders sind und man so doch noch Alternativen präsentiert bekommt. Die Möglichkeiten, die sich Jonas hier offenbaren, könnten ihn überhaupt erst dazu bringen, später als Adam nach der Erschaffung einer eigenen Parallelwelt zu streben. Vielleicht entstehen diese ja sogar erst durch den Versuch, in einer Welt etwas zu ändern, spalten sich also quasi als alternative Zeitlinien von der Haupt-Zeitlinie ab, die selbst aber unverändert bleibt.
Möglicherweise können sich die Parallelwelten aber auch gegenseitig beeinflussen und zu Veränderungen führen, je nachdem ob das Reisen zwischen ihnen außerhalb des Raum-Zeit-Gefüges einer Welt stattfindet und so vielleicht nicht dem ewigen Kreislauf unterworfen ist (vielleicht sieht Jonas in einer anderen Welt ja was getan werden muss, um die Apokalypse doch noch ungeschehen zu machen). So muss sich etwa in Staffel drei zeigen, ob der Eingriff der alternativen Martha in den Zyklus ebenfalls schon immer so geschehen oder doch ein Novum ist. Es spricht aber viel für ersteres, schließlich scheint das in dem Moment der einzige Ausweg zu sein, der sich Jonas bei der drohenden Apokalypse noch bietet und so wird seine Rettung wohl schon immer so vonstatten gegangen sein (zum Bunker hätte er es wohl kaum noch geschafft).
Wie landet Magnus bei Sic mundus?
Jonas dürfte in der dritten „Dark“-Staffel also weiterhin eine entscheidende Schlüsselrolle bei der Entwirrung der Mysterien von Winden spielen. Aber auch die vielen anderen Figuren werden nach wie vor entscheidende Puzzleteile im großen Ganzen sein. Dabei werden wir bestimmt auch erfahren, wie Magnus (Moritz Jahn), nachdem er, Franziska (Gina Stiebitz) und Bartosz (Paul Lux) vom älteren Jonas mittels Zeitreise (ins Jahr 1954 oder 1987) gerettet wurden, letztlich im Jahr 1921 und bei Adams Sic-mundus-Gruppe gelandet ist.
Die Frau dort an der Seite des älteren Magnus könnte übrigens Franziska sein. Doch was ist eigentlich mit Bartosz? Ist er vielleicht der rätselhafte Tunnelbauer, der ebenfalls auf dem Sic-Mundus-Foto zu sehen ist und der im Auftakt zur zweiten Staffel vom jungen Noah (Max Schimmelpfennig) umgebracht wurde?
Was ist mit Elisabeth und Charlotte passiert?
Daneben wird es aber vor allem auch spannend zu sehen sein, was nun mit Charlotte (Karoline Eichhorn) und ihrer Mutter/Tochter, der erwachsenen Elisabeth (Sandra Borgmann) aus der Postapokalypse, geschehen ist, nachdem sie sich beim neu entstandenen Raum-Zeit-Riss im Atomkraftwerk gegenüberstanden.
Eine ähnliche Szene gab es bereits im Finale der ersten Staffel, in dem Jonas und der kleine Helge (Tom Philipp) sich durch solch einen Riss im Bunker berührten und Jonas daraufhin 66 Jahre in der Zukunft (im Jahr 2053) gelandet ist, während es Helge 33 Jahre in die Zukunft (ins Jahr 1986) verschlagen hat. Sollte bei einer Berührung von Charlotte und Elisabeth nun etwas Ähnliches geschehen, könnte es sein, dass sie vielleicht beide im Jahr 2086 landen und dort direkt aufeinandertreffen, um noch ein paar Antworten zu ihrer komplizierten Familiengeschichte zu liefern.
Ungeklärte Familienverhältnisse
Generell gilt es in der dritten „Dark“-Staffel noch, die letzten Geheimnisse hinsichtlich der Familienstammbäume der Tiedemanns, Nielsens, Kahnwalds und Dopplers zu lüften. Einige Stellen wurden hier sicherlich noch ganz bewusst offen gelassen, sodass wohl noch einige neue Verbindungen offenbart und die Familien noch enger miteinander verknüpft werden, wenn wir etwa erfahren, wer die Väter von Regina Tiedemann und Tronte Nielsen sind, die man bislang noch nicht in der Serie gesehen hat (Tronte selbst dürfte übrigens für erstere Personalie in Frage kommen, da er einst eine Affäre mit Claudia Tiedemann hatte).
Und auch die Hintergründe zu Charlottes Ehemann Peter (Stephan Kampwirth) dürften endlich offengelegt werden. Ist er wirklich der Sohn von Helge? Schließlich scheint der in den 80er Jahren gar kein Kind zu haben. Peter selbst ist zudem im Gegensatz zu fast allen anderen Hauptfiguren bislang weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft, sondern nur in der Gegenwart aufgetaucht (und das obwohl er im Schutzbunker zu den Überlebenden der Apokalypse gehören dürfte).
Und welche Rolle spielt eigentlich Jonas‘ Mutter Hannah (Maja Schöne) in all dem, die ja ins Jahr 1954 zurückgereist ist, dort mit Claudias Vater Egon (Sebastian Hülk) anzubandeln scheint und offenbar kein Bedürfnis hat, wieder zurückzukehren?
Was hat es mit Winden auf sich?
Und schließlich wäre da noch die Kleinstadt Winden selbst. Was hat es mit dem mysteriösen Örtchen überhaupt genau auf sich? Warum ist gerade dieses verschlafene Nest der Knotenpunkt für offenbar so weitreichende Ereignisse mit globalen Folgen? Und ist das denn überhaupt wirklich so? So haben wir zwar in der Welt von „Dark“ schon von anderen Orten gehört, die Handlung der Serie selbst hat bislang aber ausschließlich in Winden gespielt. Wieso scheinen zwar bisweilen Leute hierhin zu ziehen, aber niemand wieder weg?
Wir gehen davon aus, dass wir in Season noch mehr über die Ursprünge Windens und vielleicht in einer weiteren Zeitebene sogar etwas über dessen Gründung erfahren.
Wann kommt Staffel 3?
Da die Dreharbeiten zur dritten „Dark“-Staffel schon begonnen haben, werden diesmal wahrscheinlich keine anderthalb Jahre bis zu neuen Folgen der Mystery-Serie vergehen. Da schon bei der zweiten Staffel zwischen Dreh und Veröffentlichung ziemlich genau ein Jahr lag, könnten wir uns gut vorstellen, dass die Macher nun auf eine Veröffentlichung im Juni 2020 abzielen, genau dem verhängnisvollen Monat, der in „Dark“ ja eine so zentrale Rolle spielt.
Wer ist wer in der 2. Staffel "Dark"? Die Familien-Stammbäume der Netflix-Serie