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    Kampfansage an Kino und Netflix: ProSieben produziert jetzt eigene "Blockbuster"

    Der TV-Sender ProSieben hat im Rahmen der Screenforce Days sein Programm für die Saison 2019/2020 vorgestellt – und dabei auch im Filmbereich große Versprechungen gemacht. Das steckt hinter den „Blockbustern“ und „digitalen Events“.

    ProSiebenSat.1 TV Deutschland

    Ursprünglich kommt das Wort Blockbuster („jemand, der einen Block sprengt“) ja daher, dass die Schlange vor der Kinokasse einmal um den Block reicht. Heutzutage kommt das auch bei Kinovorstellungen praktisch nicht mehr vor, weil die meisten Besucher eh vorab online ihre Tickets kaufen. Aber im TV-Umfeld ergibt der Begriff eigentlich gar keinen Sinn – schließlich wollen die Sender ja gerade, dass die Leute zuhause vor der Mattscheibe kleben bleiben und eben nicht in irgendwelchen Schlangen um irgendwelche Häuserblocks herumstehen. Aber egal. Inzwischen benutzt das Wort eh jeder wie er will – und ein gewisses Marketing-Sprech gehört nun mal mit dazu, wenn ein TV-Sender sein kommendes Line-Up im Rahmen einer großen Bühnenpräsentation vorstellt:

    Während im Tweet noch von einem Blockbuster die Rede ist, spricht die anschließend versendete Pressemitteilung von einem „digitalen Event“. Klingt super, aber was steckt dahinter?

    Unter dem Motto „Filme made by ProSieben“ befinden sich der Mitteilung nach aktuell gerade zehn Stoffe für die Prime Time in der aktiven Entwicklung. Zwei davon wurden auch noch genauer vorgestellt: Neun Tage wach“, der im Frühjahr 2020 ausgestrahlt werden soll, ist eine Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Eric Stehfest. In der autobiographischen Erzählung erzählt der „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“-Schauspieler und „Let’s Dance“-Kandidat von seiner Crystal-Meth-Sucht, an deren Ende er einmal neun Tage am Stück wachblieb, bevor ihm mit Hilfe einer einjährigen Entziehungskur doch noch der Absprung gelang. Ob sich Eric Stehfest in der Verfilmung selbst spielen und wer die Regie übernehmen wird, wurde noch nicht verraten.

    Mystery-Thriller mit Mini-Serie

    Der Blockbuster „Schattenmoor“ soll hingegen sogar noch in diesem Jahr gezeigt werden. Die Dreharbeiten mit den Schauspielern Max von Thun („Benjamin Blümchen“) und Timur Bartels (aus dem Konkurrenzsender-Serien-Hit „Club der roten Bänder“) laufen aktuell. Allerdings soll der Mystery-Thriller nicht einfach nur regulär ausgestrahlt werden, sondern eben vorab auch noch als „digitales Event“ zu sehen sein, nämlich als Mini-Serie, die den Ausgang der Geschichte aber noch nicht verrät.

    Nun versuchen die Sender seit Jahren, die Möglichkeiten des Digitalen als zweite Ebene zu ihren fiktionalen Stoffen (und Fußballübertragungen) hinzuzufügen – und da das eigentlich auch total naheliegend und sinnvoll ist, muss es ja irgendwann endlich mal funktionieren. Ob das jetzt ausgerechnet bei „Schattenmoor“ der Fall sein wird, müssen wir abwarten, schließlich sind die Infos bisher nur sehr vage. Wenn die „Mini-Serie“ ohne „verratenes Ende“ einfach nur bedeutet, dass man sich den Film vorab in 5-Minuten-Schnipseln mit fehlender Schlussviertelstunde angucken kann, dann wäre das sicherlich ein Schuss in den Ofen. Aber wir bleiben gespannt: Denn die Grundidee wird zwar oft belächelt (und nach den bisherigen, oftmals eher peinlichen Versuchen ist das auch nur verständlich), aber unserer Meinung liegt in diesem Bereich tatsächlich noch ein riesiges ungenutztes kreatives Potenzial verborgen.

    ProSieben-Chef Daniel Rosemann (Foto oben) kündigte zu der Film-Offensive weiterhin an, dass all die selbstproduzierten Stoffe dann jeweils sonntags „als Event inszeniert“ würden. Also „inszeniert“ und nicht „gezeigt“ oder „ausgestrahlt“. Wir haben mit Marketing-Sprech angefangen, also hören wir auch mit Marketing-Sprech auf.

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