Wenn es um Vorbilder für Filmbiografien geht, sind es vor allem Personen mit herausragender geschichtlicher Relevanz oder zumindest Menschen, die ein spannendes Einzelschicksal vorzuweisen haben, die bei Filmemachern oft für die nötige Inspiration sorgen. Richard Billingham wählte für „Ray & Liz“ einen sehr persönlichen Ansatz und verfilmte seine eigene Kindheit. Seine titelgebenden Eltern haben allerdings keine besonderen Leistungen oder spektakuläre Fügungen des Schicksals zu bieten. Vater Ray war ein unverbesserlicher Säufer und Mutter Liz nikotinabhängig, übergewichtig und faul. In diesem Umfeld wuchs der kleine Richard heran. Der Trailer zum kommenden Kinofilm liefert faszinierende Einblicke in das verwahrloste Familienleben.
Darum geht es bei "Ray & Liz"
Dass Richard Billingham (als Kind gespielt von Jacob Tuton / als Teenager gespielt von Sam Plant) einmal ein erfolgreicher und anerkannter Fotograf werden wird, scheint wie ein kleines Wunder. Seine Kindheit verbringt er in einem abgelegenen Vorort Birminghams, wo er mit seinen Eltern und seinem jüngeren Bruder Jason (als Kleinkind gespielt von Callum Slater / als älteres Kind gespielt von Joshua Millard-Lloyd) zu den Außenseitern ihrer Gemeinde zählt. Vater Ray (Justin Salinger) und Mutter Liz (Ella Smith) kümmern sich nur halbherzig um die Erziehung ihrer beiden Söhne und widmen sich lieber ihren Süchten und Lastern. „Ray & Liz“ besteht aus drei Episoden, die jeweils prägende Momente in Richard Billinghams Leben thematisieren. Der Regisseur verzichtet damit zugunsten der authentischen Darstellung seiner eigenen Vergangenheit auf eine klassische Dramaturgie.
Für Richard Billingham ist es nicht das erste Mal, dass er sich auf künstlerische Weise mit der eigenen Familie beschäftigt. Seine ersten großen Erfolge erlangte er mit Fotografien seiner Eltern in dem Fotobuch „Ray’s A Laugh“ von 1996. Zwar wirken der Vater und die Mutter des Künstlers zunächst wie groteske und abstoßende Figuren, doch die schonungslose Authentizität der Bilder vermittelt mehr als nur Mitleid. In den Momentaufnahmen stecken die Sorgen und Sehnsüchte eines ganzen Milieus, die anhand konkreter Figuren greifbar werden. Anstatt die eigenen Eltern an den Pranger zu stellen, dient die Fotoserie viel mehr als Vermenschlichung der abstrakten Probleme, die mit Armut und Ausgrenzung einhergehen.
„Ray & Liz“ startet am 9. Mai 2019 in den deutschen Kinos.