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    Vor der 8. Staffel "Game Of Thrones": Warum ihr euch die 1. Staffel sparen könnt

    Die achte und letzte Staffel von „Game Of Thrones“ naht. Wer sich darauf vorbereiten will, kann die erste Staffel beim erneuten Anschauen guten Gewissens auslassen, findet unser Redakteur Julius Vietzen. Warum er das meint, lest ihr hier:

    HBO

    +++ Meinung +++

    Kurz vor Silvester 2018 habe ich meinen „Game Of Thrones“-Marathon begonnen: alle fünf Bücher von George R.R. Martin und alle bisherigen sieben Staffeln der Serienadaption noch einmal lesen beziehungsweise anschauen, bevor im April 2019 dann die finale achte Staffel erscheint.

    Die bekannten Geschichten noch einmal zu erleben, war dabei in vielerlei Hinsicht eine interessante Erfahrung: die unzähligen Details und Andeutungen (die Rote Hochzeit, Jons wahre Abstammung, …), die Martin in seinen Romanen versteckt hat. Die vielen kleinen und großen Neubesetzungen im Lauf der bisherigen sieben Staffeln „Game Of Thrones“ (kurioser Höhepunkt: Dean-Charles Chapman spielt erst Martyn Lannister, dann Tommen Baratheon). Doch am meisten ist mir beim zweiten Durchlauf aufgefallen, was für eine schlechte Adaption des ersten Buches die erste Staffel eigentlich ist. Wenn ihr also auch darüber nachdenkt, die erste Season nochmal durchzuschauen: Das könnt ihr euch sparen.

    Keine gute Adaption

    Interessanterweise hat Christoph Waltz in unserem Interview zu „Alita: Battle Angel“ gerade erst ein paar sehr kluge Worte zum Thema Adaptionen gesagt: „Stanley Kubrick hat einmal gesagt, wenn man einen Roman adaptiert, sollte man den einmal lesen und dann weglegen – und dann das Drehbuch schreiben. […] Denn das Übertragen in ein anderes Medium kann nicht das Verschieben von einem Medium ins andere bedeuten, es muss ein Übertragen sein. Das heißt nicht, dass da etwas verloren geht, aber verschiedene Dinge werden entbehrbar. Der Natur des Mediums muss natürlich Rechnung getragen werden.

    Und genau das ist mein Problem mit der ersten Staffel von „Game Of Thrones“: David Benioff und D.B. Weiss halten sich viel zu sklavisch an die Buchvorlage und setzen diese beinahe Wort für Wort um. Das sorgt zwar für das irgendwie befriedigende Gefühl, das Kopfkino, das man gerade noch beim Lesen erlebt hat, nun auch auf dem Bildschirm vorgespielt zu bekommen. Doch vor allem bin ich immer wieder über Szenen und Dialoge gestolpert, die nur deswegen in der Serienadaption vorzukommen scheinen, weil sie auch in Martins Buchvorlage sind – egal, ob sie beim filmischen Erzählen in der Serie überhaupt notwendig sind.

    Natürlich trägt sich dann und wann mal ein Moment aus den Büchern anders zu, etwa der Kampf zwischen Ned Stark (Sean Bean) und Jaime Lannister (Nikolaj Coster-Waldau): Im Buch sitzen Ned und seine Mitstreiter auf Pferden und versuchen, die zahlenmäßig überlegenen Lannisters niederzureiten, und Ned trägt seine Beinverletzung davon, weil sein Pferd auf ihn stürzt. In der Serie duellieren sich Ned und Jaime zu Fuß und Neds Bein wird von einem Speer durchbohrt. Doch hier wird weniger „der Natur des Mediums Rechnung getragen“ als den Grenzen des Budgets (dazu später mehr).

    Nicht alles schlecht

    Viel zu selten befreien sich die Macher vom Korsett der Buchvorlage und trauen sich, eigene Szenen hinzuzudichten. Dabei ist die erste Staffel immer dann am besten, wenn sie genau das tun: Da wäre etwa der hervorragende Dialog zwischen Cersei (Lena Headey) und Robert (Mark Addy) in der fünften Folge, „Der Löwe und der Wolf“, in dem beide Figuren neue Seiten von sich offenbaren: Cersei erscheint auf einmal nicht mehr wie die skrupellose Hexe und Robert nicht mehr wie der tumbe Säufer und es wird deutlich, dass ihre Beziehung nicht nur aus gegenseitiger Abneigung besteht:

    Versteht mich nicht falsch: Die erste Staffel ist nicht per se schlecht, aber eben eine schlechte Adaption. Es lohnt einfach nicht, zum reinen Auffrischen vor dem Start der achten Staffel noch einmal die zehn Stunden zu investieren, die es braucht, um die erste Staffel durchzuschauen – das Durchlesen eines Wikipedia-Artikels würde reichen. Und das liegt nicht nur daran, dass solche starken, filmischen Momente wie der mit Cersei und Robert in der ersten Staffel viel zu selten sind, es gib noch weitere Gründe:

    Es fehlt ein "Battle Of The Bastards"

    Der ersten Staffel „Game Of Thrones“ sind im Vergleich zu den späteren Staffeln auch noch die Budget-Limitierungen sehr deutlich anzumerken, sodass sich ein erneutes Anschauen nicht mal wegen der reinen Schauwerte lohnt. Mir ist natürlich klar, woran das liegt und ich will gar nicht bestreiten, dass die Macher immer noch Erstaunliches geleistet haben (etwa Kostüme und Kulissen oder Daenerys' Babydrachen am Schluss). Aber dennoch: Es ist schon sehr auffällig, dass man eigentlich nie mehr als zwei Dutzend Darsteller in einer Szene sieht. Und auch viele visuelle Effekte, etwa via CGI eingefügte Burgen und Schlösser im Hintergrund, sind noch nicht so großartig wie später.

    Doch das beste Beispiel für die Budget-Grenzen ist die Schlacht zwischen Lannisters und Starks am Grünen Arm. In den Büchern kämpft Tyrion (Peter Dinklage) hier mitten im Gemetzel ums Überleben, doch in der Serie schlägt ihn einer seiner Stammeskrieger versehentlich k.o. und er verpasst die ganze Schlacht – beim ersten Anschauen fand ich das noch eine charmante Lösung, beim zweiten Mal wirkt das im direkten Vergleich zum Buch und zu späteren Schlachten in der Serie (Stichwort: „Battle Of The Bastards“) schon sehr armselig.

    Und apropos „Battle Of The Bastards“: Auch solche herausragend inszenierten, irgendwie besonderen Momente wie die apokalyptische Schlacht im Finale der sechsten Staffel oder die berühmt-berüchtigte Sam-in-der-Zitadelle-Montage aus der siebten Staffel fehlen in Season eins noch komplett. Unabhängig davon, ob man diese Szenen gut oder schlecht findet, eines lässt sich nicht bestreiten: Hier wird mit filmischen Mitteln eine gewisse Stimmung erzeugt. Und dafür braucht es, wie die Sam-Montage zeigt, nicht unbedingt ein großes Budget:

    Wenn ihr also nochmal auffrischen wollt, was in der ersten Staffel von „Game Of Thrones“ passiert: Lest euch irgendwo eine Zusammenfassung der Ereignisse durch und schaut euch die stärksten Szenen bei YouTube an. Den Rest könnt ihr euch wirklich sparen.

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