Bereits in der normalen Version von „Deadpool 2“ gibt es eine schöne Abwandlung des Marvel-typischen Cameos von Stan Lee. Weil die am 12. November 2018 verstorbene Comic-Legende keine Zeit hatte, die damaligen Dreharbeiten für einen klassischen Cameo zu besuchen, ist sein Konterfei mehrmals im Hintergrund auf Bildern zu sehen. Unter anderem gibt es ein wunderbares Graffiti seiner Person über eine ganze Häuserwand. Für „Once Upon A Deadpool“ hat man den Cameo nun ausgebaut.
Zum einen wurde das Graffiti laut den Berichten von US-Kinobesuchern auf Reddit um „R.I.P.“, also ein „Ruhe in Frieden“, erweitert, um an den mittlerweile toten Comic-Schöpfer zu erinnern. Doch das ist nicht alles. Im Abspann des Films gibt es noch einmal eine wunderbare Hommage. So übernahm Stan Lee ja eine kleine Cameo-Rolle in einem „Deadpool“-Kurzfilm, der als eine Art erster Teaser für „Deadpool 2“ fungierte. Outtakes dieser Szenen werden im Abspann von „Once Upon A Deadpool“ mit Aufnahmen eines Interviews mit Lee gemischt. Darin spricht Lee über sein Vermächtnis und auch was passieren wird, wenn er eines Tages tot ist – was ja mittlerweile eingetreten ist. „Deadpool 2“ ist mit einem Start wenige Tage vor „Spider-Man: A New Universe“ die erste Marvel-Adaption, die nach Lees Tod erscheint. Und obwohl Lee mit der Erfindung der Figur Deadpools nichts zu tun hatte, war es den Machern wohl wichtig, ihm ausführlich zu gedenken.
Durchwachsene Kritiken für neue Version
Während diese berührende Hommage an Lee die Kritiker übrigens genauso begeistert wie die Rahmenhandlung um Deadpool (Ryan Reynolds), der den Schauspieler Fred Savage entführt hat, sind die Kritiken insgesamt etwas durchwachsener als noch bei „Deadpool 2“. So heißt es mehrfach, dass die Witzeleien zwischen Deadpool und Savage großartig seien und den Film wirklich bereichern, aber von einigen Kritikern wird bemängelt, dass die Schnitte für eine niedrigere Altersfreigabe den Actionszenen und auch der Logik des Films schaden. So würde man nicht immer verstehen, was genau gerade vor sich gehe, wenn man nicht „Deadpool 2“ kenne.
Allerdings wird dieser Eindruck nicht von allen Kritikern geteilt. Bei der Übersichtsplattform Metacritic steht „Once Upon A Deadpool“ insgesamt bei einem Durchschnittswert von 54 Punkten und damit deutlich hinter der originalen Version: „Deadpool 2“ kommt auf 66 Punkte. Allerdings liegen für die Weihnachtsvariante auch nur 10 Kritiken vor (gegenüber 51 Reviews des Originals), so dass ein direkter Zahlenvergleich nur eine begrenzte Aussagekraft hat.
Dass die aufgenommenen Kritiker mehrheitlich „Deadpool 2“ vorziehen, lässt sich aber aus einem Direktvergleich der einzelnen Kritiken ableiten. Sieben der zehn „Once Upon A Deadpool“-Kritiker haben auch die originale Version besprochen. Während zwei davon bei beiden Filmen mit identischer Wertung bei Metacritic gelistet sind, geben die übrigen fünf „Once Upon A Deadpool“ niedrigere Wertungen. Besonders deutlich fällt der Unterschied bei Kate Erbland von IndieWire (75 zu 33), Matt Donato von We Got This Covered (70 zu 40) und John DeFore vom Hollywood Reporter (80 zu 50) aus.
"Once Upon A Deadpool" an den Kinokassen
Trotzdem ist das nordamerikanische Publikum neugierig auf Deadpool als weihnachtlichen Geschichtenerzähler. Zum Start am Mittwoch wurden rund 910.000 Dollar eingespielt. „Once Upon A Deadpool“ war damit knapp hinter „Der Grinch“ der zweiterfolgreichste Film des Tages an den US-Kinokassen. Allerdings starten am heutigen Freitag Filme wie „Spider-Man: A New Universe“, „The Mule“ und „Mortal Engines“ und ziehen mehr Aufmerksamkeit auf sich. Zudem dürften viele Zuschauer, die unbedingt „Once Upon A Deadpool“ schauen wollen, gleich zum Start in die Kinos gegangen sein. Die Box-Office-Experten von BoxOfficeMojo trauen der überarbeiteten Version von „Deadpool 2“ aber immerhin solide 3,2 Millionen Dollar am Wochenende zu und damit einen Platz knapp hinter den Top-10 der US-Kinocharts.
Ob, wie und wann „Once Upon A Deadpool“ in Deutschland erscheint, ist übrigens weiterhin nicht bekannt.