Achtung: Der folgende Artikel enthält Spoiler zu „Phantastische Tierwesen 2: Grindelwalds Verbrechen“!
Fantheorien regen regelmäßig die Fantasie der jeweiligen Franchise-Jünger an. Ich persönlich kann mit dieser Art, über Filme zu reflektieren, so rein gar nichts anfangen. Aber trotzdem habe ich mir, der zwar alle „Harry Potter“-Teile gesehen, aber darüber hinaus so gar nichts mit der Wizarding-World-Mythologie am Hut hat, nun ausgerechnet zu „Phantastische Tierwesen 2“ mal eine eigene Theorie ausgedacht. Nur so zum Spaß und um meine Kollegen zu necken.
Natürlich bin ich davon ausgegangen (und hätte auch kein Problem damit gehabt), dass mir unsere HP-Experten in der Redaktionssitzung meine kleine Theorie mit Schmackes um die Ohren hauen. Aber zur Überraschung aller Beteiligter waren sie nicht amüsiert, sondern erst mal baff – und statt mich augenblicklich zu widerlegen, liefern sie mir seitdem kontinuierlich Stoff, der meine Theorie weiter untermauert. Am Ende muss ich nun selbst sagen: Wenn J.K. Rowling die von mir vermutete Wendung haben will, dann könnte sie es in den nächsten drei „Tierwesen“-Teilen sicherlich so hinbiegen, dass der Twist den etablierten Kanon nicht komplett sprengt. Aber wovon rede ich hier eigentlich die ganze Zeit genau?
Meine kleine (selbstverständlich supergeniale) "Tierwesen"-Theorie
Wenn Magier-Terrorist Gellert Grindelwald (Johnny Depp) sein neues Hauptquartier in Paris bezieht, werden die bisherigen Bewohner des herrschaftlichen Hauses rabiat aus dem Weg geräumt. Nachdem das Besitzerehepaar bereits das Zeitliche gesegnet hat, stoßen Grindelwald und seine Schergen im ersten Stock allerdings noch auf ein blondes Baby. Grindelwald befiehlt seiner Gehilfin Carrow (Maja Bloom), sich doch bitte um den Kleinen „zu kümmern“. Wenig später sehen wir von draußen einen grünen Blitz durchs Fenster, der offensichtlich von dem tödlichen Zauber Avada Kedavra stammt. Ist der Kleine nun also genauso hinüber wie seine (leiblichen?) Eltern? Das soll der Zuschauer zumindest annehmen.
Mir ist die Szene schon beim Gucken direkt „falsch“ vorgekommen. Schließlich zeichnet J.K. Rowling ihren Antagonisten im Drehbuch die ganze Zeit als Populisten, der nicht nur seine Magier-Mitstreiter, sondern womöglich sogar das Publikum verführt. Auch deshalb habe ich einen Artikel dazu geschrieben, warum mir Grindelwald insgesamt als Bösewicht besser gefällt als Voldemort. Aber die Tötet-das-Baby-Szene passt da einfach nicht ins Bild. Dass er die Erwachsenen aus dem Weg räumt? Okay. Aber ein unschuldiges Kind? Danach kann man doch einfach nicht mehr auf seiner Seite sein!
Es muss doch einen Grund geben!
Also warum hat es J.K. Rowling nicht bei den toten Eltern belassen, wenn doch das Töten des Babys dramaturgisch eher kontraproduktiv ist und Gellert einen Teil seiner spannenden Ambivalenz raubt? Hätte sie in ihrer Fantasie kein Baby in den ersten Stock gepackt, hätte es dieses Dilemma schließlich gar nicht erst gegeben. Die für mich einzige Erklärung: Das Baby muss noch eine Rolle spielen! Und damit kommen wir zu meiner Theorie, die ich mir zunächst ohne das geringste Hintergrundwissen einfach so aus den Fingern gesogen habe: Das Baby überlebt und ist Voldemort! Schließlich passt dieses Trauma, dass er als Baby die eiskalte Ermordung seiner Eltern miterleben musste, auch ganz gut in die Vita eines solchen Superpsychopathen.
Klingt weit hergeholt und war es zunächst ja auch. Aber wenn man sich dann die Daten und Fakten mal genauer anschaut (was nicht ich, sondern meine plötzlich sehr interessierten Kollegen getan haben), passt das trotz einiger leicht ausräumbarer Widersprüche plötzlich doch alles erstaunlich gut zusammen. Also mindestens genauso gut wie der Twist, dass Credence Barebone (Ezra Miller) plötzlich der einst auf der Titanic (oder auch nicht?) vertauschte jüngere Bruder von Albus Dumbledore (Jude Law) sein soll. Dass das Baby überlebt hat, ist ja schon mal logisch: Wenn man einen Tod auf der Leinwand nicht sieht, dann ist auch niemand wirklich gestorben (alte Franchise-Wahrheit). Womöglich hatte Carrow einfach ein schlechtes Gewissen und hat absichtlich danebengeschossen (nennt man das bei Zaubersprüchen so?). Bin ich also Genie oder Spinner? Die nächsten sechs Jahre werden Gewissheit bringen!
Daten, Daten, Daten
Aber kommen wir zurück zu den Fakten!
Lord Voldemort wurde am 31. Dezember 1926 geboren. „Phantastische Tierwesen 2“ spielt 1927. Passt schon mal. Zumindest so ungefähr. Gerade da der Eintrag 31. Dezember auch nur ein Platzhalter sein könnte, weil niemand genau weiß, wann das Baby wirklich geboren wurde. Damit könnte das Baby auch schon ein paar Monate älter sein.
Tom Vorlost Riddle, so der Geburtsname von dem, dessen Namen man nicht nennt, ist dem Kanon nach der Sohn der Hexe Merope Gaunt und des Muggels Tom Riddle Sr., wobei sein Vater seine Mutter noch während der Schwangerschaft verlassen haben soll. Weil seine Mutter dann bei der Geburt gestorben ist, wuchs er in einem Muggel-Waisenhaus auf, wo seine magische Begabung unterdrückt wurde. Da muss man schon ein bisschen basteln. Allerdings gar nicht so viel.
Es gibt zwei Erklärungsansätze: Zum einen könnte es natürlich sein, dass Voldemort speziell über den Tod seiner Mutter angelogen wurde. Schließlich erzählt man so einem Kind ja nicht gern, dass seine eigene Mutter brutal ermordet wurde. Noch viel logischer erscheint uns allerdings die zweite Variante: Voldemort wurde als Baby zumindest für kurze Zeit adoptiert! Demnach wären es seine Adoptionseltern, die nun in „Phantastische Tierwesen 2“ eiskalt exekutiert werden, weshalb der Baby-Bösewicht danach sofort wieder zurück ins Waisenhaus wandert – dort dann endgültig 'nen Knacks weg hat und Jahre später die halbe Menschheit ausrotten will.
Jetzt ist es an euch: Zerreißt die Theorie in der Luft! Oder kürt mich in zwei bis sechs Jahren zum HP-Superfan ehrenhalber, wenn das tatsächlich der große Twist einer der kommenden „Phantastische Tierwesen“-Filme werden sollte... *Mind Blown*
„Phantastische Tierwesen 2: Grindelwalds Verbrechen“ läuft seit dem 15. November 2018 in den deutschen Kinos. Der zumindest offiziell noch immer unbetitelte „Phantastische Tierwesen 3“ folgt dann Ende 2020.