Sechs Jahre ist der Kauf von Lucasfilm nun her. In der vergangenen Woche hat auf verschiedenen Kino-Portalen wie Cinemablend nun die Nachricht die Runde gemacht, dass Disney das für Lucasfilm ausgegebene Geld jetzt schon wieder reingeholt hat. Vier Milliarden Dollar waren das. Ausgeschrieben: 4.000.000.000! Das ist für Disney sicherlich kein Preis, wo es gleich ums Ganze geht. Aber mal eben aus der Portokasse bezahlt selbst der Weltkonzern solch eine Summe nicht.
Wir haben uns das dann natürlich auch mal angeschaut – und können beim besten Willen nicht nachvollziehen, warum diese Artikel gerade jetzt erschienen sind: Selbst wenn man sich auf die Milchmädchenrechnung einlässt, dass die bisherigen vier „Star Wars“-Filme bereits 4,8 Milliarden Dollar und damit mehr als den Lucasfilm-Kaufpreis wieder eingespielt haben, wurde die 4-Millarden-Grenze ja nach den Erfolgen von „Star Wars 7“ (2,07 Milliarden), „Rogue One“ (1,06 Milliarden) und „Star Wars 8“ (1,33 Milliarden) schon Anfang 2018 und damit vor der Veröffentlichung von „Solo: A Star Wars Story“ (392 Millionen) durchbrochen.
Die Investition hat sich mehr als gelohnt
Aber mal ganz davon abgesehen, dass wir das Timing der Artikel nicht ganz nachvollziehen können: Die Investition dürfte sich für Disney tatsächlich schon nach sechs Jahren – und damit viel schnell als von den meisten erwartet – amortisiert haben!
So würden sich die Disney-Buchhalter zwar die Haare raufen, sobald man sie mit der Wirtschaftlichkeitsrechnung in den Artikeln konfrontiert. Denn natürlich reicht es absolut nicht, einfach die vier weltweiten Einspielergebnisse der „Star Wars“-Filme zusammenzurechnen. Schließlich geht etwa die Hälfte davon an die Kinos. Zudem hat Disney inzwischen viel mehr in Lucasfilm investiert als die ursprünglichen vier Milliarden – schließlich mussten die vier Filme produziert und beworben werden, dazu kommen die laufenden Kosten für das Studio.
Auf der anderen Seite sind die wahren Einnahmen aber auch viel höher. Schließlich verdient Disney nicht nur an den Kinokassen, sondern auch mit Heimkino-Verkäufen und Rechte-Vermarktung (Streaming, TV, Spielzeuge, Videospiele, Freizeitparks). Deshalb ist die folgende Aussage auch alles andere als weit hergeholt: Das Geld ist wieder drin! Und alles, was da jetzt noch an „Star Wars“ kommt, und das wird ja wahrscheinlich nicht wenig, ist nur noch die Sahne auf dem Kuchen. Zumal Disney auch ganz stark auf die Sternensaga setzt, um sein neues Netflix-Konkurrenzprotal Disney+ an das Publikum zu bringen – gerade erst wurde etwa eine „Star Wars“-Realserie um die Rebellenfigur von Diego Luna aus „Rogue One“ für den studioeigenen Streaming-Service angekündigt, wo auch Jon Favreaus „Star Wars“-Serie „The Mandalorian“ zu sehen sein wird.
Da können die Trolle trollen wie sie wollen
Während einige Fans immer lauter unken („Star Wars 8“) und andere gleich gar nicht mehr für die Sternensaga ins Kino gehen („Solo: A Star Wars Story“), ist der Kassenerfolg übrigens auch der Grund, warum die Disney-Bosse überhaupt keinen Grund sehen, Lucasfilm-Chefin Kathleen Kennedy abzusägen. Nach drei Megahits kam ein Flop: Shit Happens! Aber ein Goldesel sind Lucasfilm und „Star Wars“ trotzdem – zumal die Sternensaga neben dem MCU die stärkste Waffe im Kampf für Disney+ und damit gegen Netflix ist. Und wenn man sich den Börsenwert von Netflix mal anschaut, der aktuell auf einem vergleichbaren Niveau wie der Wert des kompletten Disney-Konzerns liegt, dann wäre ein erfolgreicher Start von Disney+ viel wertvoller als zehn „Star Wars“-Kinohits zusammen.
Die Mäusebosse werden also einen Teufel tun und in dieser Phase eine ihrer zuverlässigsten Produzentinnen absägen – völlig schnuppe, wie laut da einige YouTube-Kommentatoren auch unken mögen.
So oder so ein Schnäppchen
Und was man natürlich auch nicht vergessen darf: Lucasfilm ist nicht nur „Star Wars“. Steven Spielberg und Harrison Ford arbeiten schließlich noch immer an einem fünften Teil der „Indiana Jones“-Reihe. Und auch wenn „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“ von den meisten nur noch müde belächelt wird, avancierte der Film 2008 trotzdem zum weltweit zweiterfolgreichsten Film des Jahres, übertroffen einzig und allein von Christopher Nolans „The Dark Knight“.
Eins ist jedenfalls sicher: Wenn Disney die aktuell ausgelobten 71 Milliarden Dollar für das Konkurrenzstudio 20th Century Fox tatsächlich auf den Tisch legt, dann wird es deutlich länger dauern, bis diese Fabelsumme wieder reingeholt ist. In dieser Hinsicht erscheint der Kauf von Lucasfilm im Nachhinein noch mehr wie ein echtes Schnäppchen. Die Internettrolle mögen laut über Kathleen Kennedy schimpfen – für die Disney-Oberen hört sich ihr Name wohl trotzdem eher an wie Kassenklingeln. Katsching!