Ohne Stan Lee gäbe es das Marvel-Filmuniversum, das MCU, wohl nicht, denn es gäbe eine ganze Reihe zentraler Figuren nicht und auch nicht die Idee, diese in einem Universum zu verbinden. Helden wie Hulk, Iron Man, Thor und die X-Men erschuf Lee als Autor gemeinsam mit Zeichner Jack Kirby, mit Bill Everett erfand er unter anderem Daredevil und mit Steve Ditko kreierte er Doctor Strange und Spider-Man, seinen vielleicht beliebtesten Helden. Dabei erschuf er für diese Figuren ein gemeinsames Universum, in dem sie alle zusammen lebten und in das auch schon vorher existente Helden wie Captain America eingebaut wurden. Das gipfelte 1963 in dem von Stan Lee geschriebenen, von Kirby gezeichneten Comic „The Avengers #1“.
Ohne Stan Lee gäbe es auch Marvel, den neben DC größten Comic-Giganten der Welt, nicht. Der damals noch auf den Namen Atlas Comics hörende Verlag war um das Jahr 1960 eine eher kleine Nummer. Lee, der mit gerade einmal 19 Jahren (!) bereits 1941 zum Chefredakteur des Verlags aufgestiegen war, erzählte später selbst, dass man damals nur überlebte, weil man so billig produzierte, dass Verluste kaum möglich waren. Doch mit der Namensänderung in Marvel Comics 1961 und einer neuen Popularität von Superhelden sollte sich das alles ändern. Bereits 1961 erfanden Lee und Kirby mit „Fantastic Four“ ihre ersten populären neuen Helden. Nach dem Erfolg mit dieser Truppe folgten all die oben genannten Figuren, teilweise im Abstand von wenigen Wochen. Bereits 1968 verkaufte man 50 Millionen Hefte und wurde zum Mega-Unternehmen.
Stan Lee: Autor und Star
Der am 28. Dezember 1922 als Stanley Martin Lieber geborene Lee ist einer der wenigen Comic-Autoren, der selbst zum Star wurde – und zwar schon weit bevor er mit Cameos in den Kinoverfilmungen seiner Stoffe auf sich aufmerksam machte. Ein Grund dürfte die außergewöhnliche Nähe zu den Fans sein. Schon in den 1960er Jahren beantwortete er regelmäßig Fanpost, tourte später durch Fan-Conventions und war dabei fast immer bestens aufgelegt.
Vor allem verstand er aber früh, dass seine Figuren mehr Platz brauchten als nur die Seiten der Comic-Hefte. Er schob daher TV- und Kinoadaptionen mit an, entwickelte auch eigene Stoffe. Dass gerade Lees Figuren so geschaffen für die große Leinwand waren, hat auch einen Grund: Von Anfang an war es ihm wichtig, Helden mit Schwächen zu erschaffen. So sind Figuren wie Spider-Man und selbst Donnergott Thor alles andere als unfehlbar, bei Helden wie dem Hulk ist die Schwäche (hier die unkontrollierbare Wut) sogar der wesentliche Bestandteil ihrer Superkraft.
Wie Kirk Schenk, der Anwalt der Familie Lee, den Kollegen von Deadline bestätigte, ist der legendäre Comic-Autor, der seinen Durchbruch 1961 mit den Fantastic Four feierte, am heutigen 12. November 2018 verstorben, nachdem er am Vormittag in das Cedars-Sinai Medical Center in Los Angeles eingeliefert wurde. Lee hinterlässt eine Tochter. Seine Frau Joan, mit der er seit 1947 verheiratet war, starb bereits im Juli 2017. Sie wurde ebenfalls 95 Jahre alt.