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    Amazons Techno-Serie "Beat" bietet mehr als "nur" Party, Sex und Gewalt

    Auf Matthias Schweighöfers „You Are Wanted” folgt Marco Kreuzpaintners ambitionierte Thriller-Drama-Serie „Beat“. Wir haben die ersten beiden Folgen der deutschen Amazon-Eigenproduktion gesehen und geben euch einen Ersteindruck.

    Amazon Studios

    Der Herzschlag der Republik ist nirgendwo so laut zu hören wie in Berlin: Das war nicht nur in den 1920er Jahren so, wie uns jüngst „Babylon Berlin“ lehrte, sondern ist auch heute noch so. Wochenende für Wochenende wird die wüst-eigenwillige Hauptstadt von Partywilligen aus halb Europa mit ihren Rollkoffern überrannt – was schon spöttisch als „Easyjetset“ betitelt wurde. In dieser Welt des Exzesses spielt auch die siebenteilige Techno-Thriller-Serie  „Beat“ – ambitioniert und bis zum Bersten vollgepackt mit Themen und Handlungssträngen. „Beat“ ist rau, wild und zügellos, famos in Szene gesetzt und glänzt mit einem wie entfesselt aufspielenden Jannis Niewöhner („Rubinrot“-Trilogie) in der Titelrolle des drogensüchtigen Clubpromotors Beat, der zum Kollaborateur des europäischen Geheimdienstes ESI wird.

    Partykönig wird Geheimdienstspitzel

    Robert Schlag (Jannis Niewöhner) ist Chefpromoter des größten Berliner Technoclubs Sonar und sorgt dafür, dass der Laden begehrt bleibt. Die meisten Leute werden an der Tür abgewiesen, weil es drinnen eh schon proppenvoll ist. Beat, wie der 28-Jährige von allen nur genannt wird, ist dauerbedröhnt: Alkohol, Koks, Ecstasy und ein Dreier pro Abend – das ist sein Ding. Clubboss Paul (Hanno Koffler) ist sein bester Freund, doch ihre Welt wird erschüttert, als zwei ausgeweidete junge Frauen wie Engel drapiert von der Decke des Megaclubs ihr Blut auf die Tanzfläche tropfen. Doch nicht nur die Polizei nimmt Beat in die Mangel, auch der psychisch gestörte Freek Jasper (Kostja Ullmann) nähert sich ihm und macht mysteriöse Andeutungen. In diese Zeit des Chaos bricht Agentin Emilia (Karoline Herfurth), die Beat für den europäischen Geheimdienst ESI und ihren Chef Richard Diemer (Christian Berkel) als Spitzel rekrutieren soll. Ziel ihrer Ermittlungen ist der zwielichtige Geschäftsmann Philipp Vossberg (Alexander Fehling), der sich als Teilhaber neu in den Club eingekauft hat und im Verdacht steht, mit seiner scheinbar legalen Logistikfirma in den internationalen Waffenhandel verwickelt zu sein und Verbindungen zur Mafia zu haben…

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    Bestialische Morde, Waffenhandel und ein Moralist

    „Beat“ ist mehr als Party, Sex und Gewalt. Und um Techno selbst geht es auch nicht wirklich, das ist nur der Sound der Serie, die nicht nur visuell mit atmosphärischen Clubbildern in den Bann zieht, sondern auch mit der Tonspur, auf der nahezu permanent im Hintergrund ein tuckernder Beat pulsiert. Der fiktive Bunker-Tanztempel in der Serie heißt Sonar, steht aber offensichtlich stellvertretend für den legendären Technoclub Berghain, wo jedoch nicht gefilmt werden darf. So wird der Bogen zur Technoszene geschickt geschlagen, ohne sich allzu sehr in den Details der Branche zu verlieren. Denn „Beat“ hat gleich mehrere Themenkomplexe, die Regisseur Marco Kreuzpaintner in seiner Spionagestory beackert: eine bestialische Mordserie inklusive durchgeknalltem Psychopathen, internationaler Waffen- und Organhandel sowie Schleuserei von Flüchtlingen. Doch Vorsicht: Auf der zweiten Ebene geht es um Moral und Gesellschaftsordnungen – und das alles streitet sich in der Hauptfigur Beat wider.

    Wo die wilde Story um einen kontrolliert-drogensüchtigen Promoter, der plötzlich für den Geheimdienst schnüffeln soll, mit all ihrer Auswüchsen auf den ersten Blick nicht gerade sonderlich glaubwürdig erscheint, verleiht der moralische Überbau „Beat“ eine innere Logik und der Figur Antrieb. Dieser Vollauskoster und Dauerdutzer Beat ist ein radikaler Idealist, der dafür eintritt, dass alle Menschen Spaß haben dürfen – unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrer gesellschaftlichen Zugehörigkeit. Deshalb ist auch die tiefe Freundschaft zu seinem besten Kumpel Paul von großer Bedeutung. Und so mischen sich in Kreuzpaintners lupenreine Genre-Inszenierung philosophische Zitate wie Nadelstiche, ohne dass es unpassend wirkt. Ein spannender Mix.

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    Ein Sog aus Bildern und Sound

    Wirken die szenigen Dialoge zu Beginn an manchen Stellen noch etwas holprig und klischeehaft, groovigen sich die Schauspieler mit ihren Zeilen nach und nach immer mehr ein, bis „Beat“ einen kräftigen Sog aus Bildern, Sound und bizarren Szenarien entwickelt – angetrieben von einem überragenden Jannis Niewöhner, der als unwiderstehlicher Wiedergänger der Partyszene groß aufspielt. Sein Beat ist ein charismatischer Antiheld, der sich trotz seiner Schwächen und Ängste nichts von seiner unerschütterlichen Individualität nehmen lässt. Auf ähnlicher Vollgas-Ebene spielt auch noch Kostja Ullmann („Groupies bleiben nicht zum Frühstück“), der als Parade-Psychopath Jasper voll auf den Putz haut und dabei eine skurrile Vorliebe für alten deutschen Schlager pflegt. Creepy! Dagegen wirken Karoline Herfurth („Fack Ju Göhte“) und Christian Berkel („Der Untergang“) als Geheimdienstler nach den zwei Episoden, die wir bereits gesehen haben, fast schon wie nüchterne Beamte. Und natürlich ist es immer eine Freude, den großartigen Hanno Koffler („Werk ohne Autor“) in einer größeren Rolle zu sehen. Sein Spiel harmoniert gut mit Niewöhner, die als beste Freunde auf dem Prüfstand stehen. Alexander Fehling („Die Vermessung der Welt“) kommt dagegen erst gegen Ende der zweiten Folge überhaupt mit ersten Dialogen ins Spiel.

    Fazit: Wir werden sehen, ob Regisseur Marco Kreuzpaintner in den weiteren fünf Episoden der Techno-Thriller-Serie „Beat“ seine vielen Geschichten filigran zusammenbringt oder sich in ihnen verirrt. Der Anfang ist auf jeden Fall furios geglückt, selbst wenn anfängliche Klischees den Schwung dieser wilden Genremischung kurz bremsen. Die ersten zwei Stunden „Beat“ machen definitiv Lust auf mehr.

    Alle sieben Folgen von „Beat“ stehen ab dem 9. November 2018 bei Amazon Prime Video zum Abruf bereit.

     

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