Nachdem sich Apple-CEO Tim Cook vor über einem Jahr hinsaß, um sich „Vital Signs“ anzuschauen, war er schockiert. Die Serie handelt vom Leben der Rap-Legende Dr. Dre und zeigt natürlich eine Menge Gewalt, Sex und Drogen. „Vital Signs“ ist die erste von Apple produzierte Serie, die beim neuen Streamingdienst von Apple an den Start gehen sollte. Sollte, denn wie aus einem Bericht des Wall Street Journals hervorgeht, wird daraus wohl nichts.
Die Marke "Apple" darf nicht beschädigt werden
Tim Cook strebt für seinen Netflix-Konkurrenten offenbar eine familienfreundlichere Linie an und kann so eine Serie nicht vertreten, da sie einfach zu brutal ist. Laut des Artikels muss das Unterhaltungsteam von Apple nun eine Richtung einschlagen, die nur wenige in Hollywood in Betracht ziehen würden: Denn Apple macht nun allen Produzenten und Agenten ihrer Produktionen klar, dass der Technikriese qualitativ hochwertige Shows mit vielen Stars möchte, die zwar viele Zuschauer anziehen, doch keinen unnötigen Sex und keine Obszönitäten oder Gewalt enthalten sollen. Die Marke Apple soll mit solchen schwierigen Themen nicht in Verbindung gebracht werden.
Erfolgreiche Serien behandeln meist brisante Themen
Doch wie realitätsnah ist das wirklich? Schließlich haben andere Streamingdienste gerade mit erwachsenen Formaten bei Zuschauern und Kritikern am meisten Erfolg. So stehen gerade Serien wie Hulus „The Handmaid's Tale“, Netflix' „Orange Is The New Black“ oder Amazons „Transparent“ für Serien, die sich sensibler Themen annehmen und nicht davor scheuen, Gewalt oder Sex zu thematisieren und auch zu zeigen. Selbst der als familienfreundlich bekannte Konzern Disney wird mit „Deadpool“ bald eine R-Rated-Franchise im Programm haben, also eine Filmreihe mit einer US-Altersfreigabe nur für Erwachsene.
Von den ungefähr zwei Dutzend Projekten, die bei Apple momentan für den neuen Streaming-Dienst in Produktion sind, könnten aber dennoch einige wenige in die R-Rated-Kategorie geraten. Eine davon wird wohl M. Night Shyamalans Serie über ein Paar sein, dass sein Kind verliert. Bevor Apple allerdings mit Shyamalan den Vertrag über die Psycho-Thriller-Serie abschloss, stellte der Konzern klar, dass alle Kruzifixe aus dem Haus des Paares entfernt werden sollen, da man sich nicht an religiöse oder politische Themen wagen wolle. Für andere Projekte müssen die Macher laut des Wall Street Journals nun eine neues Zuhause suchen: Apple zeigte anfangs etwa sehr starkes Interesse an einer Produktion, die sich mit der #metoo-Bewegung auseinandersetzten sollte. Doch aufgrund der sensiblen Thematik wagte sich Apple schlussendlich nicht an die Serie. Die soll stattdessen wohl bei Amazon gezeigt werden.
Welche Serien werden bei Apples Streamindienst gezeigt?
Insgesamt hat Apple mehr als ein Dutzend Sendungen gekauft oder in Auftrag gegeben, die eine breite Masse ansprechen und familienfreundlich sein sollen. Dazu gehört zum Beispiel eine Serie über die Dichterin Emily Dickinson und eine „Friday Night Lights“-ähnliche Serie über den Basketballspieler Kevin Durant. Weiterhin unterzeichnete die Marke mit dem angebissenen Apfel Verträge mit Vorzeige-Entertainerin Oprah Winfrey und Sesame Workshop, den Produzenten der „Sesamstraße“. Auch Captain America Chris Evans wird bald in einer Apple-Serie zu sehen sein. In der Romanadaption „Defending Jacob“ von William Landay soll er einen Vater spielen, dessen 14-jähriger Sohn wegen Mordes angeklagt wird.
Trotz allem macht Apple große Zusagen, wenn es darum geht, neue Produktionen für ihren kommenden Streaming-Dienst an Bord zu holen. So überbot der Konzern Netflix und CBS bei einer Dramaserie über eine Frühstückssendung mit Reese Witherspoon und Jennifer Aniston in den Hauptrollen. Hierbei sagte Apple ohne eine sonst übliche Pilotfolge zu und bestellte gleich zwei Staffeln, obwohl die Serie 12 Millionen Dollar pro Folge kosten soll. Bleibt abzuwarten, wie die Witherspoon/Aniston-Serie ohne eine Portion Politik oder Sex auskommen wird.
Tim Cook mag es seicht
Das Wall Street Journal will übrigens auch erfahren haben, was die Lieblingsserien von Tim Cook sind: „Madame Secretary“ und „Friday Night Lights“. Schon die erste Serie ist trotz politischer Thematik kein „House Of Cards“ und die zweite, eine Serie über einen Football-Spieler und seine Familie und Kollegen, wirklich sehr leichte Kost. Nachdem der Start des Apple-Streaming-Dienstes bereits auf März 2019 verschoben worden war, könnte es laut einer Quelle des Wall Street Journals sogar sein, dass sich der Start nun noch einmal verzögert.