Mit der nigerianischen Komödie „Lionheart“ wagt Netflix den Einstieg in Nollywood. „Nolly-was?“, fragt sich vielleicht der ein oder andere nun. Nein, das ist kein Tippfehler! Ähnlich wie auch schon Bollywood in Indien ist Nollywood schlichtweg die angepasste Bezeichnung für die (ziemlich gigantische) Filmindustrie Nigerias.
Für „Lionheart“ erwarb der Streaming-Gigant die weltweiten Rechte. Damit stellt die nigerianische Produktion das erste Netflix-Origina aus Nigeria dar - ein würdiger Premierenfilm, ist in der Komödie mit Genevieve Nnaji, Nkem Owoh, Pete Edochie und Onyeka Onwenu doch das Who-is-who Nollywoods versammelt. Genevieve Nnaji fungiert dabei nicht nur als Hauptdarstellerin, sondern ist gleichzeitig auch die Regisseurin des Films.
Darum geht es in "Lionheart"
„Lionheart“ handelt von einer Familie, die der afrikanischen Ethnie der Igbos angehört. Nachdem ihr Vater Chief Ernest Obiagu (Pete Edochie) vermehrt mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hat, steht Adaeze (Genevieve Nnaji) vor der Mammutaufgabe, die Firma ihres Vaters weiterzuführen. Doch wider Erwarten stellt Adaezes Vater ihr seinen Bruder Godswill (Nkem Owoh) zur Seite. Gemeinsam mit ihrem exzentrischen Onkel soll sie nun die Führung des Familienunternehmens übernehmen. Doch es kommt zu unvorhergesehenen Problemen als sich herausstellt, dass die Firma in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Sowohl Adaeze als auch Godswill versuchen, die Firma auf ihre eigene Weise zu retten, was oftmals zu verrückten und urkomischen Ergebnissen führt.
Nollywood im Aufschwung, Netflix will mitmischen
Bereits vor „Lionheart“ hat sich Netflix mit Filmen wie „The Wedding Party“ und „October 1“ Lizenzen von Nollywood-Filmen gesichert, um sie nach einem nationalen Kinostart in Nigeria in das Sortiment aufnehmen zu können. Doch nun wird das erste Mal ein Film aus Nigeria von Netflix weltweit als sogenanntes Original zuerst auf den Markt gebracht.
Nollywood ist vor allem dafür bekannt, eine Menge Filme im Low-Budget-Segment zu produzieren. Bezogen auf das Volumen, also die Menge der dort produzierten Filme, avancierte Nollywood sogar zum zweitgrößten Filmproduzenten der Welt. Seit einiger Zeit findet jedoch ein Umdenken statt, sodass nun mehr Wert auf Qualität statt Quantität gelegt wird. Mit Filmen wie „The Wedding Party: Destination Dubai“ gelang Nollywood sogar ein nationaler sowie internationaler Kassenschlager.
Netflix schwach in Afrika
Nollywood kämpft weiterhin mit einem schwachen Vertriebsnetz vor Ort. So gibt es zu wenig Kinos und auch Filmpiraterie ist immer noch ein sehr großes Problem - Einnahmen aus globalen Streamingdiensten sind für die Filmindustrie Nigerias demnach ein finanzieller Segen. Hinzu kommt noch die erhebliche Investition des südafrikanischen TV-Senders Africa Magic, der Nollywood-Produktionen mit mehreren Millionen Dollar unterstützt.
Während Netflix in Afrika versucht, Fuß zu fassen, sieht sich der Streaminganbieter dort aber neuen Widersachern gegenüber. Afrikas größter Pay-TV-Anbieter Multichoice hat mit abnehmenden Abonnentenzahlen zu kämpfen und drängt darauf, Netflix zu regulieren.