Die Medienanstalten, also die Dachmarke der 14 Landesmedienanstalten, hat mithilfe des Marktforschungs-Instituts Kantar TNS kürzlich den Digitalisierungsbericht 2018 abgeschlossen und veröffentlicht. Das 74-seitige Dokument mag auf den ersten Blick wie trockenes Fach-Chinesisch klingen, fördert aber durchaus auch einige hochinteressante Erkenntnisse und einen wohl nur noch schwer aufzuhaltenden Trend zutage. Während die Digitalisierung der TV-Haushalte fast vollständig abgeschlossen ist (97% aller deutschen Fernsehhaushalte empfangen ihr Signal mittlerweile auf digitalem Weg), macht sich vor allem der Zuwachs des non-linearen Fernsehens bemerkbar. Sprich: Das Fernsehen, wie wir es kennen, könnte bald vollständig von Video-On-Demand-Angeboten verdrängt werden. Bei einer bestimmten Zielgruppe sind die On-Demand-Angebote sogar bereits am linearen Fernsehen vorbeigezogen.
Streaming überholt das klassische Fernsehen
Gemeint sind die deutschen Nutzer im Alter zwischen 14 und 29 Jahren. Diese junge Zielgruppe konsumiert ihre Fernsehinhalte im Jahr 2018 nämlich bereits überwiegend non-linear, also über Video-On-Demand-Plattformen. Genauer gesagt betrifft dies 55,8% des Medienkonsums, während klassisches Fernsehen nur noch 28,7% ausmacht. Verblüffend ist vor allem der Vergleich mit der Auswertung von vor zwei Jahren: 2016 konsumierten die 14- bis 29-Jährigen ihre Medien noch zu 46,6% über den herkömmlichen Fernsehempfang, während VoD-Streaming noch einen Anteil von 36,2% hatte. Es ist also ein rasanter Anstieg in kurzer Zeit zu erkennen, im Vergleich zum Vorjahr stieg der VoD-Anteil dieses Jahr sogar um 26,8% an.
Bei den Zuschauern über 30 Jahre liegt das lineare Fernsehen zwar noch vorne, doch auch hier geht die Tendenz klar zu VoD-Streaming-Angeboten. Um 34,2% konnten diese bei den 30- bis 49-jährigen Nutzern zulegen. Und sogar bei der Zielgruppe über 50 Jahren verzeichnet der non-lineare Teil einen starken Anstieg, auch wenn hier das Fernsehen mit einem Anteil von 84,5% immer noch weit vorne liegt. Fakt ist: 42% der befragten Deutschen nutzen generell regelmäßig VoD-Inhalte.
Amazon knapp vor Netflix
Auch der Nutzungsanteil der deutschen Zuschauerschaft ab 14 Jahren bei den verschiedenen VoD-Plattformen wurde ausgewertet (auf Basis von mehr als 29 Millionen befragten Personen): Die Nummer-Eins-Videoplattform ist dabei nach wie vor YouTube, gefolgt von den Mediatheken der privaten und öffentlich-rechtlichen Fernsehsender. Die jüngere Zielgruppe zeigt sich also für das Fernsehprogramm durchaus interessiert, greift auf die Inhalte jedoch lieber auf Abruf zurück, statt es sich nach festgelegtem Sendeplan im Fernsehen anzusehen. Die Online-Videothek Netflix muss sich ganz leicht Amazon geschlagen geben, wobei beide Streamingdienste jeweils einen Nutzungs-Anteil von etwas mehr als 19% für sich verbuchen.
Wie nutzt ihr eure Video-Inhalte? Gehen bei euch mittlerweile auch Netflix und Co. vor oder führt weiterhin kein Weg am klassischen Fernsehabend vorbei?