Am 22. Juli 2011 ließ ein Rechtsextremist zunächst im Regierungsviertel von Oslo eine Bombe explodieren, bevor er anschließend auf der nahegelegenen Insel Utøya einen Massenmord an den vorwiegend jugendlichen Teilnehmern eines Zeltlagers der sozialdemokratischen Arbeiterpartei anrichtete. Am Ende des Tages standen 77 Todesopfer zu Buche. Basierend auf dem Sachbuch „One Of Us: The Story Of An Attack In Norway - And Its Aftermath” von Åsne Seierstad arbeitet nun Regisseur Paul Greengrass – ähnlich wie eben auch schon in seinem 9/11-Film „Flug 93“ – die grausamen Ereignisse aus den verschiedensten Perspektiven auf. Polizisten, Politiker, persönlich Betroffene – Greengrass entwirft in „22. Juli” ein umfassendes Bild, schmeißt den Zuschauer mit der für ihn typischen fiebrigen Kameraarbeit aber zugleich auch mitten rein ins Geschehen.
Dabei wurde übrigens auch am Originalschauplatz Utøya gedreht – und zwar unmittelbar, nachdem der norwegische Regisseur Erik Poppe hier seinen eigenen Film über den Massenmord abgedreht hat: „Utøya 22. Juli“, der seine Weltpremiere auf der diesjährigen Berlinale gefeiert hat und am 20. September 2018 in den deutschen Kinos anläuft, verhandelt die grauenhaften Ereignisse auf der Insel in Echtzeit und ohne Schnitt. Das Ergebnis hat einen Teil des Publikums tief verstört und berührt – wir hingegen konnten mit diesem Ansatz der Annäherung so gar nichts anfangen und haben deshalb nur 0,5 Sterne gegeben:
Utøya 22. JuliZwei Filme zum selben Terroranschlag
Aber egal wie man zu „Utøya 22. Juli“ nun steht, es wird auf jeden Fall spannend zu sehen sein, wie sich die beiden doch grundverschiedenen Ansätze der Filme gegenseitig ergänzen oder kommentieren. Gerade weil Erik Poppe eben die nächstmöglichste und Paul Greengrass („Das Bourne Vermächtnis“) die breitestmögliche Perspektive gewählt hat. „22. Juli“ erscheint am 10. Oktober 2018 direkt auf Netflix – und für alle unter euch, die sich die Filme bei dem Streaming-Portal eh lieber in der Originalfassung ansehen, haben wir hier auch noch den OV-Trailer für euch: