In Köln finden aktuell die Screenforce Days statt, auf der unter anderem viele TV-Sender ihre Programm-Highlights für die Saison 2018/2019 vorstellen. Als Eröffnungsredner für den 21. Juni 2018 war dabei Erfolgsproduzent Nico Hofmann (unter anderem „Kudamm 56“, „Deutschland 83“, „Der Medicus“) geladen, der eine klare Ansage an die anwesenden TV-Macher machte: Es gebe keine Zeit zu verlieren, die deutschen Privatsender sollen eine gemeinsame digitale Plattform aufstellen, um Netlix Paroli zu bieten.
Bislang haben die Sender zwar schon einzelne digitale Angebote, doch es sind mehrere und diese sind teilweise unübersichtlich. Während die Sender der RTL-Gruppe (wie RTL, Vox, RTL II) zum Beispiel ihr Programm auf der Plattform TVNow.de zur späteren Ansicht bereitstellen, muss man für ProSieben, Sat. 1, kabel eins und Co. auf 7tv.de gehen. Zudem geht es hier meist darum, verpasste Sendungen nachzuholen, ein richtig umfangreiches Archiv gibt es nicht. Interessant ist übrigens, dass Nico Hofmann die anwesenden Privatsender ansprach, die Öffentlich-Rechtlichen nicht einbezog. Wahrscheinlich wäre für diese aufgrund ihrer gesetzlichen Ausnahmestellung aber auch die Beteiligung an einer privaten Streamingplattform deutlich schwieriger.
Netflix-Produktionen als Nischenprodukte
Für Hofmann hat ein solcher gemeinsamer Streamingdienst wohl auch eine Chance, weil er überzeugt ist, dass die Masse der Zuschauer in Deutschland immer noch die Formate der TV-Sender schaut. Die Eigenproduktionen von Netflix, Amazon und Co. sind seiner Meinung nach noch „Nischenprodukte“, womit er wohl darauf anspielt, dass Serien wie „Dark“ oder „You Are Wanted“ zwar bei einem informierten Publikum weit verbreitet sind, dem gewöhnlichen Menschen auf der Straße aber nichts sagen dürften.
Dass die teilweise konkurrierenden Privatsender sich wirklich zusammentun und ihre Inhalte auf einer gemeinsamen Plattform zur Verfügung zu stellen, ist aber erst einmal nicht zu erwarten – trotz Hofmanns Appell . Dabei würde ein solcher Konkurrent zumindest mit der Masse an Angeboten locker mit Netflix aufnehmen können – gerade hinsichtlich der zukünftigen Ausrichtung vieler Sender. So kündigte RTL bei der eigenen Präsentation an, noch mehr auf Eigenproduktionen im Bereich Film und Serien zu setzen, um sich noch unabhängiger von Einkäufen aus Amerika zu machen. Auch ProSieben, wo in dieser Hinsicht in den vergangenen Jahren wenig passierte, will künftig wieder mehr fiktive Stoffe zeigen: Am Sonntagabend sollen ab 2019 mehr eigenproduzierte Filme laufen. Als konkretes erstes Projekt wurde bereits die Adaption des Bestsellers „9 Tage wach“ benannt. GZSZ-Schauspieler Eric Stehfest schildert hier seine Vergangenheit als Junkie.