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    Der Twist mit dem Mädchen in "Jurassic World 2" ist eine saublöde Idee, es sei denn…

    Im Finale von „Jurassic World 2“ verrät der Schurke unseren Helden ein dunkles Geheimnis, das die Regeln der „Jurassic World“-Filmwelt für den obligatorischen dritten Teil aus dem Fenster schmeißt. Das ist richtig blöd, könnte aber auch geil werden.

    Universal Pictures International France

    Achtung: Es folgen Spoiler zum Ende von „Jurassic World 2“

    Im Finale von „Jurassic World 2: Das gefallene Königreich“, der eigentlich „Jurassic World 2: Jurassic House Party“ hätte heißen sollen, enthüllt der offensichtliche Bösewicht Mills (Rafe Spall), warum John Hammond (Richard Attenborough) und Sir Benjamin Lockwood (James Cromwell) damals ihre wissenschaftliche Zusammenarbeit beendeten: Lockwoods Enkelin Maisie (Isabella Sermon) ist in Wahrheit ein Klon seiner verstorbenen Tochter, ein Affront gegen die Natur und die Linie, die Hammond schwor, niemals übertreten zu wollen. Das passt zwar irgendwie zu dem ganzen Frankenstein-Gruftiburg-Setting des Films und auch zur allgemeinen Thematik der „Jurassic Park“-Reihe – aber sollte es in diesen Filmen nicht eigentlich um Dinosaurier gehen?  

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    Mal ehrlich, es gibt doch bereits ein vollkommen ausreichendes Frankensteinmonster in „Jurassic World 2“: Die Dinos, die nach ihrer widernatürlichen Erschaffung erneut vom Aussterben bedroht sind. Der zentrale philosophische Konflikt im Film ist doch eindeutig die Frage, ob die Menschen, die sich durch technologischen Fortschritt selbst zu Göttern erhoben haben, in erster Linie eine Verantwortung gegenüber ihrer Kreation haben oder, ob der Lauf der Natur lieber nachträglich bereinigt werden sollte, um das eigene Überleben zu gewährleisten. Reicht das nicht? Wozu braucht das Franchise bitte Klon-Kinder, die im letzten Drittel noch schnell in den Film gepfercht werden? Neben der dreisten, ja schier kriminell geringen Screentime von Dr. Ian Malcolm (Jeff Goldblum), war dieser Twist der wohl größte Aufreger des Films. Es sei denn…

    Weniger Hirn ist mehr Unterhaltung

    Es führt alles zu SAURIERMENSCHEN. Gib der Dummheit nach, Colin Trevorrow, und mir in „Jurassic World 3“ endlich Sauriermenschen! Seit dem ersten „Jurassic World“-Film kann Dr. Henry Wu (B.D. Wong) nach Lust und Laune DNS zusammenpanschen wie er möchte – warum bekommen wir nach zwei Filmen und über 250 Minuten an wegrennenden Menschen dann noch immer nicht die logische Endstufe der Dino-Evolution zu sehen? Ich will Sauriermenschen, gottverdammt! Viel bescheuerter als geklonte Kinder ist das schließlich auch nicht und in Sachen innerer Logik befinden wir uns mittlerweile ohnehin auf „Sharknado“-Niveau. Warum den Franchise-Zug also nicht schwungvoll entgleisen lassen und vollkommen auf das bereits so häufig touchierte B-Movie-Gleis durchbrettern?

    Regisseur J.A. Bayona bemüht sich redlich, vor allem in der ersten Hälfte des Films, klassisches „Jurassic Park“-Feeling beim Publikum entstehen zu lassen, an Steven Spielbergs meisterliches Original kommt er aber trotz toller Einzelbilder nicht heran. Dafür sind die Figuren entweder zu cool (Claire und Owen) oder zu kindisch (Hipster-Veterinärin und IT-Streber) und die Action zu bombastisch und unpersönlich, um beim Zuschauer wirklich ein Gefühl der Bedrohung auszulösen.

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    Wenn aber in der zweiten Hälfte der genetisch godzillafizierte und neu entwickelte Indoraptor vor dem gigantischen Vollmond auf dem Dachgiebel eines Gothic-Horror-Anwesens sitzt, sein Gebrüll loslässt, als wäre er in „American Werewolf“ und im Hintergrund ein Männerchor zum scheppernden „Pacific Rim“-Elektro-Soundtrack abrockt, kann ich mir ein wohliges Grinsen dennoch nicht verkneifen. Das ist schon einfach herrlich bescheuerte Unterhaltung.

    Trevorrow, der beim dritten Teil neben seiner Produzentenrolle auch wieder die Regie übernehmen wird, hat bereits angekündigt, in „Jurassic World 3“ kleinere Brötchen backen zu wollen und wieder auf die klassischen Saurierdesigns zu setzen, statt uns weitere genetisch modifizierte Neuerschaffungen wie den Indominus Rex und den Indoraptor zu präsentieren. Dafür ist es meiner Meinung nach aber eindeutig zu spät. Trevorrow hat das Konzept der DNS-Kombination mit „Jurassic World“ so auf die Spitze getrieben, dass es regelrecht feige wäre, jetzt zurückzurudern. Gebt Maisie einfach nachträglich Archaeopteryx-DNS und dreht im dritten Teil so richtig durch. Vom Regisseur des ziemlich unglaubwürdigen und auch deshalb von den meisten Kritikern zerrissenenBook Of Henry“ hätte ich nun wirklich mehr Mut zum Blödsinn erwartet...

     

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