FILMSTARTS: Was sind die besonderen Herausforderungen bei „Rampage“ im Vergleich zu deinen früheren Filmen?
Brad Peyton: Die größten Herausforderungen sind offensichtlich die Kreaturen – und zwar vor allem, weil sie sich im Verlauf des Films immer weiterentwickeln. Wir mussten daher Wege finden, einen Wolf in drei verschiedenen Größen und einen Gorilla sogar in vier bis fünf verschiedenen Größen zu produzieren. Es ist schon eine sehr fordernde kreative Aufgabe, im Vorhinein die einzelnen Einstellungen zu konzipieren - und dann kommt man irgendwann an den Punkt, wo man das Ganze plötzlich tatsächlich drehen und glaubhaft umsetzen muss. Bei „San Andreas“ habe ich viele Erfahrungen gesammelt, wie ich rohe Emotionen und totales Chaos zusammenbringen kann. Davon habe ich so viel wie möglich zu „Rampage“ mitgenommen.
Aber das Neue sind die Tiere, die am Set teilweise von Darstellern per Motion Capture, aber manchmal auch einfach nur von einem Stock dargestellt werden. Ich bin ein sehr ehrgeiziger Filmemacher und will mich ständig weiterentwickeln, daher foltere ich mich gerne und versuche sehr schwierige Einstellungen zu machen, die ich noch nie versucht habe. In „Rampage“ zum Beispiel bei einer Szene auf dem Dach, in der unser Gorilla George einen Helikopter angreift und dabei fast die Figur von Naomie Harris umbringt. Ich habe mir für die Einstellung eine sehr aufwändige Kran-Bewegung überlegt. An einem gewissen Punkt denkt man, man bringt sich noch um, weil die Shots einfach verrückt sind. Aber ich bin jung und dumm genug, um nicht zu wissen, was ich nicht machen sollte. Der Film ist in Sachen Größe und Maßstab eine enorme Herausforderung und darüber hinaus versuche ich Sachen zu machen, die ich noch nie gemacht habe.
FILMSTARTS: Neben den Monstern, die ganze Städte verwüsten, hast du dir erneut Dwayne Johnson vor die Kamera geholt, der einen Menschen mit einer besonderen Beziehung zu einem Gorilla spielt. Kannst du uns etwas mehr über das Zustandekommen dieses Mensch-Tier-Duos erzählen?
Brad Peyton: Was mir an der Idee besonders gefallen hat, ist, dass es eine Rolle ist, in der ich Dwayne noch nicht gesehen habe – ein Typ, der eine Beziehung zu Tieren hat. Und wenn man unseren Gorilla George trifft, ist er Dwayne sehr ähnlich – nahezu dieselbe Art von Person. Sie haben beide einen Sinn für Humor, sie sind stets der größte Typ im Raum, der Alpha, aber sie üben trotzdem beide nicht viel Dominanz aus – nur wenn sie müssen. Tatsächlich glaube ich auch, dass in der Beziehung sehr viel mehr Humor steckt, als die Leute vielleicht vermuten. Mich haben bereits die Pre-Visualisierungen der ersten Begegnung zwischen Dwayne und George zum Lachen gebracht, obwohl wir die Szene da lediglich mit groben Comic-Figuren dargestellt haben. In dem Moment habe ich mir gedacht, wenn das schon lustig ist, wie wird es dann erst, wenn der echte Dwayne und der von Weta Digital gestaltete Gorilla aufeinandertreffen. Das ist herzerwärmend.
FILMSTARTS: „Rampage“ ist dein dritter Film mit Dwayne Johnson – inwiefern hat sich eure Zusammenarbeit im Verlauf dieser gemeinsamen Projekte weiterentwickelt?
Brad Peyton: Der größte Unterschied ist, dass ich älter und müder bin als das erste Mal, als ich mit ihm gearbeitet habe. Die Sache mit Dwayne und mir ist, dass jede Menge Vertrauen da ist. Ich kenne ihn einfach sehr gut - viele sehen in ihm den Rock, aber ich habe Dwayne schon gekannt, bevor er „Fast & Furious Five“ gemacht hat. Er ist in vielerlei Hinsicht noch derselbe Typ wie in der Zeit, bevor er zum Filmstar wurde. Und er weiß, wie ich bin und dass ich alles versuche, um den bestmöglichen Film zu machen. Dwayne ist ein großer, beliebter Typ und viele Leute wünschen sich viele Dinge von ihm. Aber das einzige, was ich von ihm möchte, ist seine beste Performance - und das weiß er. Wir rollen also eigentlich nur unsere Ärmel hoch und gehen zur Arbeit. Da gibt es keinen Bullshit.
FILMSTARTS: „Rampage“ ist im Kern ja ein sehr simples Videospiel. An welchem Punkt hast du gemerkt: Das ist cool, da kann ich was draus machen…
Brad Peyton: Es ging mir vor allem darum, das alles auf ein gewisses wissenschaftliches Fundament zu stellen. Als ich den ersten Drehbuchentwurf in den Händen hielt, dachte ich noch, ich sollte es vielleicht lieber bleiben lassen – es war einfach nicht modern, es war mehr so: „Oh, das wäre 1985 cool gewesen!“ Für mich war es die zentrale Überlegung, was man mit der ja real existierenden CRISPR-Methode, bei der Teile der DNA gezielt ausgetauscht werden können, alles anstellen kann – womöglich ließe sich damit verhindern, dass innerhalb der nächsten Jahre Dutzende Tierarten aussterben, zugleich könnte man aber auch den ganzen Verlauf der Evolution beeinflussen. Da bin ich aufgesprungen.
Insgesamt wollte ich nicht, dass ich zu eng an das Spiel gebunden bin. Im Spiel nehmen die Menschen glaube ich irgendwas zu sich und mutieren dann zu den Monstern – ich wollte aber keinen dummen Slapstick. Ich dachte nur, das kann Spaß machen und sich trotzdem modern anfühlen. Ich bin mit den Filmen von James Cameron und Steven Spielberg aufgewachsen - und es ist jetzt nicht so, dass ich mich ständig frage: „Was würde James Cameron wohl machen?“ Ich weiß nur, dass „Terminator 2“ der beste Film aller Zeiten ist – und das trotz einem Roboter aus der Zukunft, der mit einem österreichischen Akzent spricht. Da frage ich mich natürlich, wie die das bloß hinbekommen haben? Es funktioniert, weil der Film sowohl ernst als auch lustig ist. Das ist, was ich auch bei diesem Film erreichen will.
FILMSTARTS: Hast du das Spiel denn selbst auch gespielt?
Brad Peyton: Ja, sowas von – also das alte Arcade-Game. Ich habe sogar extra einen von den Automaten gekauft und ihn in eine Szene gestellt - er steht nun im Hintergrund in einer Szene in einem Penthouse.
FILMSTARTS: War Jeffrey Dean Morgan jemand, mit dem du immer schon unbedingt arbeiten wolltest? Oder war er einfach die richtige Wahl für die Rolle des Agent Russell?
Brad Peyton: Ich weiß nicht, ob ich schon immer mit ihm arbeiten wollte. Aber ich hatte eine gewisse Vorstellung von Agent Russell, die ich unbedingt umsetzen wollte. Ich habe ziemlich viel verlangt, aber Jeffrey ist es gelungen, die Figur auszufüllen – wir brauchten jemanden, der Dwayne gewachsen ist, aber eben nicht einfach nur auf die Weise, dass er genauso groß und stark ist. Ich habe mir tatsächlich vorgestellt, dass Russell auch aus Texas stammt. Er hat einen sehr teuren Anzug und einen Hillbilly-Akzent, er ist unglaublich intelligent und Dwayne schüchtert ihn nicht einfach ein. Jemanden zu kriegen, der den Akzent liefert, das Aussehen mitbringt und all das, war schon ziemlich schwierig.
Ich brauchte jemanden, der all die Juxtapositionen spielen konnte, und Jeffrey ist ein sehr komplexer Typ und zwar auf sehr lustige Weise. Wenn du ihn im Film siehst, fragst du dich – ist das ein guter oder ein böser Typ? Man kann es einfach nicht sagen. Nach und nach im Verlauf des Films erkennt man dann, auf wessen Seite er steht. Ich halte Russell für eine der gelungensten Figuren im Film und war sehr aufgeregt, als ich mit Jeffrey telefoniert habe. Da hat er gesagt: „Ich denke, das ist die beste Figur des Films.“ Und das war genau das, was ich hören wollte. Er hat eine Menge in die Rolle eingebracht und er ist offensichtlich supertalentiert.
FILMSTARTS: Wie versuchst du, „Rampage“ von anderen Monsterfilmen abzuheben oder diese vielleicht sogar zu übertrumpfen?
Brad Peyton: Ich versuche eigentlich nie, etwas zu übertrumpfen. Mich hat hier in Bezug auf die Kreaturen besonders interessiert, dass eines der Monster ein guter Typ ist, denn man sieht nur selten ein gutes Monster gegen ein böses Monster kämpfen. Wenn ich etwas mache, denke ich nicht: „Oh, wie kann ich einen anderen Film übertreffen?“ Sondern vielmehr: „Wie bekomme ich die beste Version von diesem Film hin?" Als ich beschlossen habe, dass es ein Monsterfilm wird, fand ich es zum Beispiel spannend, die ganze Action am Tag stattfinden zu lassen. Das ist etwas, was ich noch nicht gesehen habe – alles passiert hier am helllichten Tage!
Ein anderer interessanter Aspekt war, dass sich die Kreaturen andauernd weiterentwickeln. In den meisten Fällen ist es so, dass man irgendwann das Monster sieht und dann weiß, womit man es zu tun hat. Aber in „Rampage“ ist das anders: Das Monster entwickelt sich von einer Szene zur nächsten weiter und am Ende des Film fragt man sich: „Holy Shit, was wird es noch machen?“ Ich kann mich nicht an einen Film erinnern, bei dem es mit der mutierten DNA in ähnlicher Art funktioniert hat.
Hier könnt ihr den ausführlichen Bericht von unserem Besuch am Set nachlesen – „Rampage – Big Meets Bigger“ startet am 10. Mai 2018 in den deutschen Kinos.