Vom schmackhaften Kuchen des anhaltenden Serien-Booms wollen viele ein Stück abhaben. Auch hierzulande gab es jüngst ambitionierte Vorstöße, Produktionen mit internationaler Relevanz auf die Beine zu stellen. Mit „You Are Wanted“ (Amazon) und „Dark“ (Netflix) erschienen die ersten weltweit vertriebenen deutschen Streaming-Serien. Und auch die (Ex-)RTL-Serie „Deutschland 83“ sowie die (zunächst) fürs Pay-TV produzierten Serien „4 Blocks“ und „Babylon Berlin“ machten außerhalb Deutschlands von sich reden.
Da möchten auch die öffentlich-rechtlichen Sender (die bereits Formate wie „4 Blocks“ und „Babylon Berlin“ kofinanziert haben) natürlich noch ein (lauteres) Wörtchen mitreden. Auftritt: „Bad Banks“. Der in Zusammenarbeit von Arte und dem ZDF entstandene sechsteilige Finanz-Thriller bekam auf der Berlinale nun eine große grenzübergreifende Bühne präsentiert. Die Hochglanz-Inszenierung scheint dies von Beginn an zu rechtfertigen, die großen globalen Themen werden allerdings etwas ungelenk angegangen.
Fesselnder Auftakt
Die ehrgeizige Jana Liekam (Paula Beer) arbeitet als Strukturiererin in der größten Investment Bank Luxemburgs stets eifrig ihrem unfähigen Vorgesetzten Luc Jacoby (Marc Limpach) zu. Nachdem der sich allerdings von der Überfliegerin auf den Schlips getreten fühlt, sieht sie sich plötzlich mit ihrer Entlassung konfrontiert. Doch Bank-Chefin Christelle Leblanc (Désirée Nosbusch) sorgt dafür, dass Jana in Frankfurt bei der Deutschen Global Invest, der größten deutschen Bank, unterkommt – im Gegenzug will sie jedoch Informationen von der Konkurrenz. Ein perfides Machtspiel beginnt, bei dem es fraglich ist, ob es am Ende überhaupt einen Gewinner geben kann...
Dass im Endeffekt alles den Bach runtergeht, offenbart schon die surreale Eingangsszene von „Bad Banks“. Von einer unruhigen Menschenmenge vor einem Geldautomaten, der bald nichts mehr ausspuckt, geht es fließend auf die Straße, wo sich nach und nach eine fast schon postapokalyptische Szenerie entfaltet. Mit der Global-Invest-Bank ist die größte deutsche Bank pleite gegangen, wie wir von einer Reporterin im Vorbeigehen erfahren. Das hat nicht nur auf die Finanzwelt verheerende Auswirkungen. Unruhen der erbosten Bevölkerung fluten allmählich die Straßen, wo Wut, Verwirrung und Unverständnis herrschen. Den Zuschauer wirft Christian Schwochow („Die Unsichtbare“, „Paula“) unvermittelt in diese hilflose Orientierungslosigkeit – ein fesselnder inszenatorischer Kniff, der auch in Verbindung mit dem anschließenden atmosphärisch-bedrohlichen Vorspann (eine langsame Kamerafahrt zwischen nebelverhangenen Banken-Hochhäusern) Lust auf das Folgende macht.
Böse, böse Banken
Die eigentliche Handlung setzt nun acht Wochen vor dem anfangs bebilderten Banken-Zusammenbruch an – und es dauert nicht lang, bis das eingangs an den Tag gelegte Spiel mit vagen Andeutungen für das Gros der Geschichte über Bord geworfen wird. Spätestens mit der Einführung des – natürlich dauerkoksenden – Überarschlochs Luc Jacoby geht jegliche Subtilität flöten. Mit teils peinlich-plakativen (bisweilen gar unfreiwillig komischen) Dialogen (gerade bei seinen Drohungen Jana gegenüber) verkommt er schnell zur absoluten Karikatur – selbst der angedeutete Wandel dürfte es schwierig machen, die Figur dort wieder heraus zu manövrieren. Aber auch ansonsten wird bei der (berechtigten) Kritik am Bankenwesen selten mit leisen Tönen gearbeitet. Es mag auch in „Bad Banks“ kurz erschreckend sein, wenn man (mal wieder) vorgekaut bekommt, mit welch abstrusen Dingen manche Banken spekulieren und dass sie selbst oftmals gar keine Ahnung davon haben, was sie überhaupt tun. Doch hat man dies schon weitaus elaborierter und zugleich effektiver – etwa in J.C. Chandors fesselndem Finanzdrama „Der große Crash - Margin Call“ – zuhauf gesehen.
Schwierig machen es einem auch die unnahbaren Figuren. In einem verkommenen System wie dem gezeigten ist wohl kein Platz für Sympathieträger. Wenn aber selbst der Zugang zur Protagonistin verwehrt bleibt, wird das zum Problem für eine auf sechs Stunden ausgelegte Geschichte. Jana ist so sehr auf ihre Karriere fixiert, dass sie darüber selbstverständlich bald auch die Beziehung zu ihrem Freund und dessen Tochter vernachlässigt. Dass deren zunächst inniges Verhältnis aber allenfalls behauptet bleibt, macht auch die letzte Möglichkeit einer emotionalen Verbundenheit zunichte. Wenn die so hochbegabte Jana dann zudem eine fatale Entscheidung nach der anderen fällt, möchte man ihrer Chefin Christelle nur nickend zustimmen, wenn sie ihrer (vermeintlich) Verbündeteten ein nüchternes „Sei doch nicht so dumm, Jana“ entgegen schleudert. Da kann auch die talentierte Paula Beer („Frantz“), die zumindest immer mal wieder eine verletzliche Seite an ihrer Figur durchblitzen lässt, nicht mehr viel ausrichten. Die Besetzung – vom charmant-bedrohlichen Barry Atsma („Killer's Bodyguard“) über die manipulative Désirée Nosbusch („Der Fan“) bis hin zum undurchsichtigen Tobias Moretti („Das finstere Tal“) – ist in „Bad Banks“ generell ein Grund, am Ball zu bleiben.
Fazit
Nach einem pulsierenden Auftakt folgt erst einmal Ernüchterung: Die schon mit dem Titel ausgedrückte Botschaft von „Bad Banks“ wird immer wieder mit dem Holzhammer aufbereitet (Banken sind böse und Banker skrupellose Karrieristen). Hinzugefügt wird dieser zumindest in den ersten beiden Folgen nichts. Mit der illustren Darstellerriege im Rücken und dem vielversprechenden Ziel des totalen Zusammenbruchs vor Augen ist aber durchaus noch unausgeschöpftes Potential für die restlichen Episoden vorhanden.
Die ersten beiden Folgen von „Bad Banks“ waren am gestrigen 21. Februar 2018 als Weltpremiere auf der diesjährigen Berlinale zu sehen. Ab dem heutigen 22. Februar stehen nun direkt alle sechs Episoden der Serie zum Online-Abruf in den Mediatheken von Arte und ZDF bereit. Die TV-Ausstrahlung erfolgt am 1. und 2. März bei Arte und vom 3. bis 5. März in Doppelfolgen im ZDF. Am 3. März erscheint „Bad Banks“ dann zudem auch schon auf DVD und Blu-ray.