Wenn nach nicht einmal fünf Minuten eine knapp bekleidete Femme fatale einem triebgesteuerten Autonarren (der vorhat, sie zu vergewaltigen) erst das Gemächt aufschlitzt und ihn anschließend – begleitet von wild umherspritzenden Blutfontänen – in ihren menschenfressenden Motor wirft, um seinen Lebenssaft als Treibstoff zu benutzen, dürfte schnell klar sein, dass in „Blood Drive“ keine Gefangenen gemacht werden. Die Splatter-Serie ist ein ebenso mutiges wie blutiges TV-Experiment, in dem die Leidenschaft der Macher für ihre Inspirationsquellen in jeder Szene zu spüren ist.
Blut im Tank, Psychos hinterm Steuer
Ja, richtig gelesen: In der dystopischen Welt von „Blood Drive“, einer alternativen Realität des Jahres 1999, betreiben einige findige Sadisten ihre fahrbaren Untersätze mit Menschenblut, Benzin ist in diesem düsteren Szenario nämlich nahezu unbezahlbar geworden, auch Lebensmittel und Wasservorräte werden knapp. Da klingen die zehn Millionen Dollar Preisgeld, die ein Sieg beim titelgebenden Blood-Drive-Rennen quer durch die USA mit sich bringt, schon sehr verlockend. Als der Polizist Arthur (Alan Ritchson) in die blutrünstigen Feierlichkeiten zur Vorbereitung des illegalen Rennens platzt, wird er kurzerhand vom diabolischen Veranstalter Julian Slink (Colin Cunningham) gezwungen, ebenfalls an dem Event teilzunehmen – im Team mit der abgebrühten Grace (Christina Ochoa), eben jener jungen Dame, die ihren Vergewaltiger in spe zu Beginn ihrem Auto zum Fraß vorgeworfen hat...
„Blood Drive“ ist eine einzige Freakshow! Dass ein menschenverachtendes Rennen wie das hier im Zentrum stehende allerlei Psychopathen anlockt, ist wohl keine Überraschung. Serien-Schöpfer James Roland fährt (auch abseits der Rennteilnehmer) ein skurriles Figurenensemble auf, das sich gewaschen hat (bzw. dem Erscheinungsbild nach zu urteilen wohl eher weniger wäscht). Kannibalen, Killer-Roboter, cheerleadermordende Hundeliebhaber und adrette Herren mit Sexsklaven im Gepäck geben sich hier die Klinke in die Hand. Getragen wird das bunte (meist aber blutrote) Treiben von gut aufgelegten Darstellern, die in ihren (größtenteils bewusst stereotypen) Rollen voll aufgehen – längst keine Selbstverständlichkeit bei derart entrückten Figuren. Vor allem Colin Cunningham („Falling Skies“) dreht mit seiner perfekt zum überhöhten Setting passenden Over-The-Top-Performance als teufelsgleicher Zeremonienmeister immer wieder köstlich am Rad und gehört damit von Anfang an zu den Highlights der Serie.
Liebevolle Hommage
An verrückt-verspielter Perversität ist das Chaos, das die kuriosen Gestalten in „Blood Drive“ entfachen, wohl zumindest im TV-Bereich nur schwer zu überbieten. Es ist ein Wunder, dass sich mit Syfy überhaupt ein Sender fand, der sich der Idee angenommen und deren konsequente Realisierung dann auch so durchgewunken hat. James Roland und sein Team dringen tief in das von ihnen sichtlich verehrte Grindhouse-Territorium voller Sex, Gewalt und schneller Karren vor: In den insgesamt 13 Folgen arbeiten sie sich schonungslos und gewieft an verschiedensten Exploitation-Zutaten, Sub-Genres und mal direkten, mal weniger offensichtlichen Vorbildern (an erster Stelle natürlich der Kult-Klassiker „Frankensteins Todesrennen“) ab. Obwohl das Ganze auch von viel Augenzwinkern und gelegentlichem (Meta-)Humor begleitet wird, wird das Objekt der Hommage-Begierde zweifellos auch ernst genommen. Statt lediglich aufgesetzten Trash nur um des Trashs Willen abzuliefern, legen die Verantwortlichen hinter „Blood Drive“ eine aufrichtige Leidenschaft an den Tag, die man bei heute oft im Trend liegender kalkulierter B-Movie-Kost der Marke „Sharknado“ leider vergeblich sucht.
Fazit
Ob sich das Konzept von „Blood Drive“ über die Gesamtlänge von 13 Folgen trägt, muss jeder für sich selbst entdecken. Die ersten beiden Episoden bieten geneigten Genre-Fans aber jede Menge Grindhouse-Spaß. Egal wie pervers, absurd und durchgeknallt die Straßen sein mögen, über die „Blood Drive“ ohne Tempolimit brettert, die Serie versprüht dabei stets auch einen einnehmenden Charme.
„Blood Drive“ feiert ab dem heutigen 7. Februar 2018 nun seine deutschsprachige TV-Premiere beim hiesigen Syfy-Ableger. Wöchentlich wird dort immer mittwochs um 21.00 Uhr eine Folge gezeigt. Nach nur einer Staffel wurde die Serie aufgrund schlechter Einschaltquoten in den USA leider schon abgesetzt. Auch wenn in den 13 Folgen der Season somit nicht alle Fragen restlos geklärt werden, findet die Haupthandlung dennoch einen halbwegs runden Abschluss.