Fast ganz Hollywood riss sich um den neuen Film von Quentin Tarantino, nachdem bekannt wurde, dass er aufgrund des Sexskandals um Gründer Harvey Weinstein nicht mehr mit der Produktionsfirma The Weinstein Company zusammenarbeiten wird. Mit allen Studios außer Disney traf sich Tarantino und stellte sein Projekt vor. Der Mäusekonzern hatte kein Interesse, weil man unter seinem eigenen Banner keine Filme mit der US-Altersfreigabe R-Rated (also nur für Erwachsene) produziert. Fox soll sich zudem während des Bieterprozesses aus dem Rennen verabschiedet haben.
Wie die Branchenexperten von Deadline berichten, hat nun Sony den Zuschlag bekommen. Für das Studio ist es nicht die erste Zusammenarbeit mit dem Filmemacher. Schon an „Django Unchained“ war Sony beteiligt und vertrieb damals den Film außerhalb der USA – also unter anderem auch in Deutschland. Nun kümmert sich Sony weltweit um den Film. Dies war eine Bedingung von Tarantino, weswegen kleinere US-Firmen, die nur lokal operieren, keine Chance hatten.
Viel Geld & Filmwissen brachten Zuschlag
Zuletzt erklärte Quentin Tarantino, wie schwer es ihm falle, zwischen all den Interessenten zu wählen. Wichtig war ihm wohl, dass ein Studio den Film weltweit so auswertet, wie es ihm vorschwebt. Auch ein dicker Zahltag für den Regisseur dürfte natürlich Teil der Übereinkunft sein. Wie der Hollywood Reporter berichtet, legte Sony insgesamt für Tarantino und die Produktion so viel Geld auf den Tisch, dass der Film am Ende 375 Millionen Dollar weltweit einspielen müsse, damit es kein Verlustgeschäft für das Studio wird. Dies gelang mit „Django Unchained“ erst einem einzigen Werk des Regisseurs. Der Western kam auf 425,4 Millionen Dollar. Zweiterfolgreichster Film ist „Inglourious Basterds“ mit 321,5 Millionen. „The Hateful 8“ kam zuletzt nur auf 155,8 Millionen Dollar.
Laut Deadline zog Sony-Chef Tom Rothman den Deal aber nicht nur mit viel Geld, sondern auch mit einem zusätzlichen Trumpf an Land. Rothman soll Tarantino mit seinem Wissen über Filmhistorie begeistert haben. Tarantino ist bekanntlich ein Filmnerd und eine wandelnde Enzyklopädie, doch Rothman soll ihm darin kaum nachstehen, was den Regisseur extrem beeindruckt haben soll. Zudem hätten Rothman und Sony sich besonders intensiv um den Deal bemüht.
Viele Stars, kaum Inhaltsinformationen
Von was genau Quentin Tarantinos derzeit unter dem Arbeitstitel „#9“ firmierender Film handeln wird, ist weiterhin nicht klar. Sicher ist nur, dass die Ermordung der Schauspielerin Sharon Tate durch den Kult rund um Charles Manson eine zentrale Rolle spielt. Tarantino erklärte zuletzt aber, dass es kein Film über Manson sei, sondern einer über 1969 – was immer das bedeuten mag. Deadline hat dazu noch ein paar Informationsschnipsel: Die Geschichte spiele in Los Angeles Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre und Manson habe nur eine ähnlich große Rolle wie Hitler in „Inglourious Basterds“, tauche also nur in einzelnen Szenen auf.
Mehr ist hingegen über Tarantinos Wunschcast bekannt. Stammschauspieler Samuel L. Jackson soll natürlich wieder mitmischen. „Suicide Squad“-Star Margot Robbie soll Sharon Tate spielen. Ihr „The Wolf Of Wall Street“-Kollege Leonardo DiCaprio ist ebenfalls für einen Part im Gespräch. Auch mit Brad Pitt und Tom Cruise habe sich der Filmemacher schon getroffen. Ob alle drei männlichen Stars mitmischen, ist aber unsicher. Laut Deadline gebe es nur zwei Hauptrollen für die drei Darsteller. Mit dem Studio im Rücken sollen nun die konkreten Verhandlungen laufen. Castingmeldungen sind also in Kürze zu erwarten.
"Harry Potter"-Erfolgsproduzent zur Unterstützung
Nach den Informationen der Brancheninsider von Deadline soll der neue Film zwar die typische Tarantino-Kompromisslosigkeit haben, allerdings geht man davon aus, dass er kommerziell äußerst ansprechend ist, also ein größeres Publikum erreichen kann. Das ist auch bitter nötig, wenn die oben erwähnten 375 Millionen Dollar Mindesteinahmen für eine Schwarze Null stimmen sollten. Für kommerziellen Erfolg steht aber auch Quentin Tarantinos anderer neuer Partner für dieses Projekt. Der Kultregisseur arbeitet nämlich bei dem Dreh im Jahr 2018 für einen Kinostart im Laufe des Jahres 2019 das erste Mal mit David Heyman zusammen.
Heyman ist einer der aktuell erfolgreichsten und einflussreichsten Produzenten in Hollywood. Seinen Durchbruch feierte der Brite mit der „Harry Potter“-Reihe. Zudem brachte er unter anderem auch Alfonso Cuarons „Gravity“ auf den Weg (dafür gab es eine Oscarnominierung) und ist verantwortlich für die Adaption der Geschichten um den beliebten Bären Paddington. „Paddington 2“ läuft am 23. November 2017 im Kino an.
Update: News um die Schätzung des Hollywood Reporters erweitert, dass der neunte Film von Quentin Tarantinos insgesamt 375 Millionen Dollar einspielen muss, um kein Verlustgeschäft für Sony zu werden.