Die Schockwellen des Belästigungs- und Missbrauchsskandals, der Hollywood seit den Enthüllungen um Harvey Weinstein beschäftigt, ziehen immer weitere Kreise. Was im Oktober 2017 mit Vorwürfen gegen den Erfolgsproduzenten begann, hat sich längst zu einem Skandal ausgeweitet, der die ganze Branche betrifft, Kino- wie Fernsehproduktionen. Zahlreichen Schauspielern, Regisseuren und Produzenten wird öffentlich vorgeworfen, Menschen aus ihrem Umfeld sexuell belästigt und teils sogar vergewaltigt zu haben. Kevin Spacey, Hauptdarsteller und Produzent der Netflix-Serie „House Of Cards“, wurde deswegen suspendiert und wird aus Ridley Scotts „Alles Geld der Welt“ herausgeschnitten. Konkurrent Amazon bereitet sich derzeit offenbar darauf vor, „Transparent“-Star Jeffrey Tambor aus der Serie entfernen zu können.
Kosten in Millionenhöhe: So teuer wird es, Kevin Spacey in "Alles Geld der Welt" zu ersetzenSchauspieler und Komiker Jeffrey Tambor ist bekannt aus der „Larry Sanders Show“, der Sitcom „Arrested Development“ und eben aus „Transparent“, wo er als transsexuelle Maura Pfefferman den Golden Globe und zwei Emmys gewann. Seine ehemalige Assistentin Van Barnes wirft ihrem offenbar nicht beim Namen genannten früheren Chef in einem privaten Facebook-Post vor (via Deadline), ihr mehrfach Avancen gemacht zu haben. Die Rede ist weiter von unangemessenen Kommentaren, unsittlicher Berührung und der Drohung, sie zu verklagen, falls sie sich äußere. Gegenüber Deadline widersprach Tambor dem Vorwurf mit Nachdruck – er habe sich nie einer Person gegenüber unangemessen verhalten, mit der er arbeitete. Wie Deadline berichtet und IndieWire bestätigt, leitete Amazon eine Untersuchung des Vorwurfs ein. Deadline-Redakteurin Nellie Andreeva schreibt außerdem, dass die Autoren über eine fünfte Staffel ohne Jeffrey Tambors Maura Pfefferman nachgedacht hätten.
Tambor ist nicht Spacey
Nach derzeitiger Nachrichtenlage unterscheidet sich der Fall „Tambor“ also von ähnlichen Fällen. Im Unterschied etwa zu Kevin Spacey dementierte Tambor den Vorwurf, der gegen ihn erhoben wird. Ein weiterer Unterschied: Bisher hat Amazon keine bekannten Konsequenzen gezogen, die über eine Untersuchung und den angeblichen Plan B hinausgehen. Anders sieht es bei weiteren Skandalen aus: IndieWire berichtet, dass Tom Sizemore nicht länger als Darsteller des Psychothrillers „The Door“ gesetzt ist – ihm wird vorgeworfen, 2003 bei einem Filmdreh eine elfjährige Schauspielerin unangebracht berührt zu haben. Und Variety schreibt, dass Showrunner Mark Schwahn infolge Vorwürfen sexueller Belästigung von der Arbeit an „The Royals“ suspendiert wurde. 18 Frauen, die mit Schwahn an der Serie „One Tree Hill“ arbeiteten, wendeten sich zuvor an das Branchenmagazin.