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    Unser erster Eindruck von "Young Sheldon": Kindertage eines Besserwissers

    Die beliebte Figur Sheldon Cooper aus „The Big Bang Theory“ erhält mit „Young Sheldon“ ein Serien-Spin-off. Wir haben nun die Pilotfolge gesehen und liefern euch einen ersten Eindruck.

    Warner Bros. Television

    Achtung: In dieser Besprechung wird auf Elemente der Handlung von „Young Sheldon“ eingegangen.

    In „The Big Bang Theory“ begeistert Jim Parsons als sozial gehandicapter Sheldon regelmäßig die Massen: Der Schauspieler gewann für seine brillante Darstellung des eigenwilligen Sonderlings bereits vier Emmys und einen Golden Globe, „The Big Bang Theory“ wurde auch dank ihm zur beliebtesten Sitcom der vergangenen Jahre in den USA mit rund 19 bis 20 Millionen Zuschauern pro Episode. Auch dass nun Nerds zu den Hauptfiguren einer Mainstream-Fernsehserie wurden, war zum Start 2007 noch eine große Ausnahme.

    Mit „Young Sheldon“ wagen sich die „The Big Bang Theory“-Macher um Serienschöpfer Chuck Lorre („Two And A Half Men“) nun erstmalig an ein Spin-off: In der Prequel-Serie geht es um die Kindheit von Sheldon Cooper im ländlichen Texas. Jim Parsons fungiert bei „Young Sheldon“ als ausführender Produzent und kommentiert die damaligen Geschehnisse als älterer Sheldon aus dem Off.

    Darum geht es in „Young Sheldon“

    „The Big Bang Theory“-Fans erkennen ihren geliebten, sozial inkompetenten, aber hyperintelligenten Obernerd im neunjährigen Sheldon (Iain Armitage) sofort wieder: Er ist schon als Kind ein intellektueller Überflieger und besucht daher schon mit neun Jahren die Highschool (normalerweise beginnt man dort mit 14 oder 15). Dort kriegt der in allen zwischenmenschlichen Dingen total unbeholfene, aber dennoch extrem arrogante Knirps schnell Probleme: Wenn Sheldon seine Klassenlehrerin mitten in der Schulstunde auf ihren Damenbart hinweist oder seiner Mathe-Lehrerin komplett die Kompetenz abspricht, riskiert der vorlaute Bengel mit seiner Ahnungslosigkeit bald den Schulverweis.

    Mit Zwillingsschwester Missy (Raegan Revord) sowie dem älteren, footballspielenden Bruder George Cooper Jr. (Montana Jordan) versteht sich Sheldon auch nicht besser als mit seinen Klassenkameraden. Nur Mutter Mary Cooper (Zoe Perry, Tochter der „The Big Bang Theory“-Sheldon-Mutter-Darstellerin Laurie Metcalf!) dringt von Zeit zu Zeit zu ihrem Sohn durch – in solchen Momenten bekommt die leichtgewichtige Sitcom etwas überraschend Emotionales.

    Warner Bros. Television

    Trauriger als „The Big Bang Theory“…

    Der junge Sheldon ist nicht nur aus eigenem Antrieb ein Einzelgänger, in seinem texanischen Heimatort versteht einfach niemand das Wunderkind. Seine mit durchschnittlichen geistigen Fähigkeiten ausgestattete Familie vermag es nicht, ihn zu fördern. Das hat trotz aller Lacher auch etwas überraschend Schwermütiges, fast Trauriges. Ob und wie die Serienmacher diesen Aspekt in späteren Episoden weiter ausbauen, ist eine der spannenden Fragen. Der charismatische Jungdarsteller Iain Armitage, der schon in „Big Little Lies“ auf sich aufmerksam machte, trifft nicht nur das Linkische und zugleich Hochnäsige der Figur, sondern beeindruckt auch in den melancholischen Momenten. An ihm würde eine etwas nachdenklichere Ausrichtung der Story nicht scheitern.

    Keine Studio-Lacher mehr

    Serienschöpfer und Sitcom-Pate Chuck Lorre betritt mit „Young Sheldon“ Neuland. Erstmalig gibt es bei einer Lorre-Produktion kein Studiopublikum (und damit auch keine Lacher auf der Tonspur), außerdem wird „Young Sheldon“ im Einzelkamera-Verfahren aufgenommen. Üblicherweise werden Sitcoms wie „Two And A Half Men“, „The Big Bang Theory“ oder (einige Jahre zuvor) „Friends“ mit mehreren Kameras auf einer Bühne im Studio aufgenommen. Dies senkt die Produktionskosten, lässt Mehrkamera-Sitcoms jedoch von Zeit zu Zeit auch wie abgefilmtes Theater wirken.

    Warner Bros. Television

    Die für eine Lorre-Serie ungewohnte Produktionsweise macht sich in „Young Sheldon“ durchaus bemerkbar: Der Erzählfluss ist natürlicher als etwa in „The Big Bang Theory“, auch das Spiel der Darsteller wirkt emotionaler und intensiver, denn sie sind häufig in größeren Einstellungen zu sehen. Wiederholt streuen die Serienmacher auch Sheldons Point-Of-View ein, etwa wenn der vor irgendetwas Angst hat und ihn die entsprechenden Einstellungen geradezu anzugreifen scheinen.

    Schöpfer Lorre nennt den Sitcom-Klassiker „Wunderbare Jahre“ (115 Episoden von 1988 bis 1993) als Einfluss: Wie dort gibt es auch in „Young Sheldon“ eine durchgehende Voice-Over-Spur, hier eingesprochen von Original-Sheldon-Darsteller Jim Parsons. Durch diesen Kniff liefert uns die Serie einen Einblick in Sheldons Innenleben. Und so überträgt Parsons etwas von seinem Sheldon-Charisma auf die neue Serie.

    Fazit

    Sheldon Cooper bewährt sich in der Pilotfolge von „Young Sheldon“ durchaus als Einzelkämpfer und Jungschauspieler Iain Armitage tritt unerschrocken in die Fußstapfen von Jim Parsons. Dazu überrascht die Serie mit einem ernsteren und nachdenklicheren Ton. Dies ist ein willkommener Akzent und könnte der Show zu einem eigenen Profil verhelfen. Ohne die ausgedehnte Interaktion des Protagonisten mit echten Freunden, die in der Erwachsenenvariante für Abwechslung sorgt, besteht allerdings auch die Gefahr, dass „Young Sheldon“ zunehmend eintönig wird.

    Der „Young Sheldon“-Pilot ist auf Amazon Video und iTunes verfügbar. ProSieben hat die Serie für das Fernsehjahr 2017/18 eingeplant.

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