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    Von "Get Out" bis "Guardians Of The Galaxy": Diese Meisterwerke hätte es ohne George A. Romero nicht gegeben

    „Die Nacht der lebenden Toten“-Regisseur George A. Romero ist tot. Trotzdem wird sein unbestreitbarer Einfluss auf das Kino weiter bestehen bleiben, schließlich hat er eine ganze Generation von Filmemachern maßgeblich beeinflusst.

    Universal Pictures

    Mit seiner legendären „… Of The Dead“-Trilogie „Die Nacht der lebenden Toten“, „Zombie – Dawn Of The Dead“ und „Zombie 2 – Day Of The Dead“ hat George A. Romero nicht nur den Zombiefilm, sondern gleich das gesamte Horrorgenre revolutioniert – fortan gehörte es selbst für Gore-Filme zum guten Ton, unter der blutrünstigen Oberfläche auch noch ein gesellschaftliches Gewissen freizulegen.

    Gestern ist George A. Romero im Alter von 77 Jahren verstorben. Aber wie sein liebstes Filmmonster, der Zombie, wird auch er nach seinem Tod weiterleben: Romeros Einfluss auf die heutige Popkultur im Allgemeinen und den Zombiefilm im Speziellen ist absolut unbestreitbar! So wäre die aktuell erfolgreichste Serie im US-Fernsehen, die Zombie-Comic-Adaption „The Walking Dead“, zum Beispiel undenkbar ohne die Vorarbeit Romeros.

    Die Liste der Filme und Serien, die nur dank solcher genredefinierenden Klassiker wie „Die Nacht der lebenden Toten“ überhaupt möglich geworden sind, ließe sich fast beliebig lange fortsetzen. Wir wollen uns an dieser Stelle aber auf fünf Meisterwerke beschränken, die es ohne die Pionierarbeit Romeros zumindest in ihrer jetzigen Form so bestimmt nicht gegeben hätte:

    „Shaun of the Dead“

    „Myself & Simon Pegg would not have the same career in film without Romero.“ - Edgar Wright

    Universal Pictures

    Nicht nur der Titel zu Edgar Wrights Comedy „Shaun of the Dead“ ist offensichtlich inspiriert von Romeros Klassiker. Der gesamte Film ist gespickt mit liebevollen Verweisen auf die „Dead“-Trilogie des Altmeisters. Der „Baby-Driver“-Regisseur und sein späterer Skript-Partner Simon Pegg hatten die Idee zu seiner „romantischen Komödie mit Zombies“ während sie an Wrights Kultserie „Spaced“ arbeiteten. Die beiden Horrorfans hatten gerade eine zombiereiche Traumsequenz für die Slacker-Sitcom gedreht und beschlossen kurzerhand, ihre Liebe für das Genre in ein gemeinsames Filmprojekt fließen zu lassen.

    Zombie-Urvater Romero wurde schnell auf den Film aufmerksam. Nach einem privaten Screening rief dieser den jungen Wright sogar persönlich an, um ihm zu seinem Erfolg zu gratulieren. Die Horrorlegende sei von „Shaun of the Dead“ so beeindruckt gewesen, dass er Wright und Pegg einlud, einen Gastauftritt in seinem nächsten Film „Land of the Dead“ zu absolvieren. Diese Erfahrung habe dem Filmemacher damals wie heute die Welt bedeutet. Auf seiner Webseite erinnert sich der Brite in einem bewegenden Nachruf an seine Zeit mit Romero und hebt hervor, welch massiven Einfluss der Vater des Zombiefilms auf seine Karriere hatte.

    „Get Out“

    „Romero started it.“ - Jordan Peele

    Universal Pictures

    George A. Romeros Einfluss auf das Kino zeigt sich vor allem im Genre des gesellschaftskritischen Horrorfilms. Wie kein anderer verstand er es, relevante Gesellschaftskritik und politische Satire in seine Zombie-Schlachtplatten einfließen zu lassen. Bereits in den 1960er Jahren sorgte er mit „Die Nacht der lebenden Toten“ für Furore: Der schwarz-weiße Zombie-Schocker wurde als zynisch-nihilistische Antwort auf den Vietnamkrieg am anderen Ende der Welt und den Rassismus in der amerikanischen Heimat wahrgenommen, was dem Horrorkino völlig neue Impulse verlieh.

    Auch heute benutzen Filmemacher noch immer die Werkzeuge des Horror-Genres, um gesellschaftliche Missstände in den Fokus zu rücken. Noch frisch in Erinnerung ist etwa der gefeierte Horror-Hit „Get Out“: Jordan Peeles schwarzhumoriger Kommentar zum unterschwelligen Rassismus liberaler Amerikaner steht eindeutig in der Tradition Romeros. Auf Twitter betonte Peele in Gedenken an die Horror-Legende auch noch einmal den Einfluss, den Romeros Werk auf sein Regiedebüt hatte:

    „Tanz der Teufel“

    „‚Night Of The Living Dead‘ was a cornerstone of the genre. Massively influential. He was bright and very sweet to me. Safe journey, George.“ - Bruce Campbell

    Rosebud Releasing, New Line Cinema

    Die herausragenden Spezialeffekte und die Intensität der Gewalt in „Die Nacht der lebenden Toten“ sorgten dafür, dass sich bei vielen Zuschauern der Magen umdrehte und vielerorts nach Zensur geschrien wurde. Gerade für viele Independent-Filmemacher war aber gerade das nichts Abschreckendes, sondern eher eine zusätzliche Inspiration: Je heftiger die Gore-Effekte, desto heftiger auch die Reaktion des Publikums, wird sich etwa der junge Sam Raimi gedacht haben. Bei seinem Langfilmdebüt „Tanz der Teufel“ legt der Horrorguru aus Michigan großen Wert auf Make-up, Kunstblut und Sound und erschuf so eine Art filmische Geisterbahnfahrt. Dabei spielt Raimis Erstling auch aus Budgetgründen größtenteils in einer einzigen Hütte im Wald.

    Ohne die Vorarbeit von Romero, der bei „Die Nacht der lebenden Toten“ mit ganz ähnlichen Limitierungen zu kämpfen und ebenfalls auf ein abgeschiedenes Haus als Handlungsort gesetzt hatte, hätte der spätere Blockbuster-Regisseur Raimi möglicherweise seinen Glauben verloren, seine Vision trotz der widrigen Umstände tatsächlich umsetzen zu können. Und das wäre doch verdammt schade gewesen.

    „Guardians Of The Galaxy“

    „Thank you, George, for being a part of my life for a long, long time, in so many different ways. Rest in Peace.“ - James Gunn

    Walt Disney Studios Motion Pictures

    James Gunn ist derzeit einer der gefragtesten Regisseure in Hollywood. Seine wunderbar verqueren „Guardians Of The Galaxy“ sind ein weltweiter Erfolg und begeistern Marvel-Fans wie Kritiker gleichermaßen. Eine beeindruckende Karriere, gerade wenn man noch einmal an Gunns bescheidenen Anfänge bei der Independent-Filmschmiede Troma Entertainment zurückdenkt. Die Produktionsfirma der New Yorker Originale Lloyd Kaufman und Michael Herz ist berüchtigt für Low- bzw. No-Budget-Produktionen und war unter anderem ein Sprungbrett für die „South Park“-Schöpfer Trey Parker und Matt Stone sowie die mittlerweile ebenfalls bei Marvel gelandeten Stars Samuel L. Jackson (Nick Fury) und Marisa Tomei (Tante May in „Spider-Man: Homecoming“).

    Für Kaufman schrieb Gunn das Skript zu „Tromeo & Julia“, einer recht freien Adaption des Shakespeare-Stückes „Romeo und Julia“. Neben Gunn und seinem Bruder Sean (Kraglin aus „Guardians Of The Galaxy“) geben sich in „Tromeo und Juliet“ auch noch Pornostar Ron Jeremy, Troma-Legende Joe Fleishaker und Motörhead-Frontmann Lemmy Kilmister die Ehre. Zu dieser Zeit war George A. Romero ein ganz besonders starker Einfluss für Gunn. Romeros Werke inspirierten Gunn bereits in seiner Kindheit dazu, sich mit einer Kamera vertraut zu machen.

    „Nacht der lebenden Toten“ habe ihm laut eigener Aussage zudem gezeigt, dass jeder Mensch mit Inspiration und handwerklichem Geschick in der Lage sei, einen guten Film zu drehen, und das Medium nicht nur denen vorbehalten sei, die Millionen von US-Dollar zur Verfügung haben. Den endgültigen Mainstream-Durchbruch schaffte Gunn dann auch ausgerechnet mit seinem Skript zu einem Romero-Remake: Zack Snyders „Dawn Of The Dead“-Neuauflage von 2004.

    Obwohl er mittlerweile wohl keine Geldsorgen mehr hat und wahrscheinlich so ziemlich jeden Film, den er drehen möchte, auch irgendwie finanziert bekäme, scheint Gunn seine Wurzeln übrigens nicht vergessen zu haben: Sein alter Chef Kaufman hat immer noch in fast jedem seiner Filme einen kleinen Gastauftritt. Und auf Facebook teilte Gunn weiterhin seine Liebe zu Romeros Filmen:

    „Grindhouse“

    „George A. Romero. As far as I am concerned, that ‚A‘ stands for ‚A fucking Genius‘!“ - Quentin Tarantino

    Dimension Films

    Robert Rodriguez und Quentin Tarantino sind nicht nur große Fans von George A. Romero, sondern folgen mit ihren Filmen auch seinem Beispiel, die Grenzen des schlechten Geschmacks möglichst bis zum Äußersten auszureizen. Die Filmografien der beiden Kult-Regisseure zeigen, dass übertriebene Gewaltdarstellung und B-Movie-Atmosphäre nicht zwangsweise bedeuten muss, dass ein Film nicht künstlerisch oder kulturell bedeutend sein kann. Besonders offensichtlich treten die Einflüsse Romeros im Rodriguez/Tarantino-Gemeinschaftsprojekt „Grindhouse“ zu Tage. Hierzulade separat als „Death Proof - Todsicher“ und „Planet Terror“ veröffentlicht, reiht sich im „Grindhouse“-Double-Feature eine doppelbödige Gewaltorgie an die andere. Besonders Rodriguez‘ „Planet Terror“ bedient sich stark bei Romeros „… Of The Dead“-Trilogie und dabei ganz besonders bei „Zombie 2 – Day Of The Dead“.

    Zudem verbindet die drei Regisseure auch die langjährige Arbeit mit dem legendären Maskenbildner und Schauspieler Tom Savini. Dieser war nicht nur an „Die Nacht der lebenden Toten“ vor und hinter der Kamera beteiligt, sondern unter anderem auch in Tarantinos „Django Unchained“ und in Rodriguez‘ „Machete“ als Schauspieler zu sehen.

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