Bei Filmdreharbeiten kommt es immer wieder zu Unfällen – das liegt in der Natur der Sache, vor allem wenn gefährliche Stunts gewagt oder gewaltige Explosionen entfacht werden. Meist geht das alles recht glimpflich aus, aber gelegentlich gibt es auch Todesopfer und manchmal spielt das Schicksal den Betroffenen dabei besonders perfide Streiche. Das gilt in besonderer Weise für eines der frühesten überlieferten tödlichen Unglücke der Filmgeschichte, das sich beim Dreh des Three-Reel-Westerns „Across The Border“ am 1. Juli 1914 ereignete.
Die junge Hauptdarstellerin Grace McHugh (den meisten Quellen zufolge war sie erst 16 Jahre alt, aber in einem zeitgenössischen Zeitungsartikel heißt es, sie sei etwa 26 gewesen) drehte eine Szene auf oder am Arkansas River, als sie ins Wasser fiel. Es ist unklar, ob sie mit dem Boot gekentert ist oder ob sie von ihrem Pferd abgeworfen wurde, da widersprechen sich die Darstellungen. Aber was dann geschah, ist unbestritten: Der Kameramann Owen Carter sprang in den Fluss und brachte die Schauspielerin ans rettende Ufer – so sah es zumindest aus. Doch die vermeintliche Sandbank entpuppte sich als Treibsand und die übrige Crew musste mitansehen, wie die beiden versanken. Alle Rettungsversuche waren vergeblich.
Nach dieser Tragödie wurde der 30- bis 40-minütige Stummfilm, der heute als verschollen gilt, dennoch in die Kinos gebracht, denn alle wesentlichen Szenen waren zum Zeitpunkt des Unfalls bereits abgedreht. Der Tod von Grace McHugh wurde dann sogar in der Werbung für den Film eingesetzt, in dem es übrigens um Waffen- und Munitionsschmuggel aus den USA über die Grenze ins kriegsgeschüttelte Mexiko ging.
„Across The Border“ war allen Anzeichen nach ein Standardwestern, wie sie damals massenhaft produziert wurden und einzig die tragischen Todesfälle sichern ihm heute noch eine Fußnote in den Chroniken. Grace McHugh und Owen Carter sind die ersten namentlich bekannten Opfer bei Filmdreharbeiten – ihnen sind insbesondere zu Stummfilmzeiten Dutzende weitere gefolgt und das nicht selten unter ähnlich tragischen und ungewöhnlichen Umständen: Vom in blutigen Ernst umschlagenden Seeschlachtdreh bei Fred Niblos „Ben-Hur“ von 1925 bis zur tödlichen Sintflut-Simulation in „Die Arche Noah“ drei Jahre später. In unserem Special „Tödliche Unfälle bei Dreharbeiten: So gefährlich ist es auf Filmsets“ könnt ihr dazu und zu vielen anderen Fällen mehr lesen.