Box-Office-Champion James Cameron ist nicht nur einer der erfolgreichsten und ambitioniertesten Filmemacher Hollywoods, sondern auch einer der selbstbewusstesten – man denke nur an seine legendäre „Ich bin der König der Welt!“-Dankesrede bei seinem Oscar-Triumph mit „Titanic“. Heute kann der Kanadier längst jedes Filmprojekt auf die Beine stellen, nach dem ihm der Sinn steht. Das war allerdings Mitte der 80er Jahre noch anders: Damals hatte sich Cameron in den Kopf gesetzt, ein Sequel zu „Alien“ zu realisieren, biss bei den Studioverantwortlichen aber zunächst auf Granit. Doch dann wischte er alle Bedenken mit nicht mehr als zwei Kreidestrichen zur Seite.
Es ist von von außen nur schwer nachvollziehbar, aber Ridley Scotts Science-Fiction-Horror-Klassiker „Alien“ galt studiointern nicht als großer finanzieller Erfolg, obwohl er nach seinem Start im Mai 1979 allein in Nordamerika fast 80 Millionen Dollar eingespielt hatte – und das bei einem Produktionsbudget von gerade einmal elf Millionen. Doch was auf den ersten Blick wie ein Monsterhit aussieht, hat 20th Century Fox nach Angabe der Buchhalter nur einen minimalen Profit eingebracht. Als Grund dafür wurden exorbitante Marketing-, Vertriebs- und sonstige Kosten angeführt. Eine Fortsetzung kam also aus geschäftlicher Sicht nicht in Frage.
Dennoch lag die Idee eines weiteren Films mit der neuen Genre-Ikone Sigourney Weaver als Ellen Ripley weiter in der Luft. Auch der damalige Jungregisseur James Cameron zeigte Interesse und verfasste 1983 ein Treatment für „Alien 2“. Er wurde zunächst abgeschmettert, aber nachdem er ein Jahr später mit „Terminator” seinen Durchbruch gefeiert hatte, nahm er einen neuen Anlauf – auf seine ganz eigene Art.
Gordon Carroll, einer der Ausführenden Produzenten von „Aliens – Die Rückkehr”, erinnert sich in dem Buch „Hello He Lied” von Linda Obst an den denkwürdigen Pitch: „Cameron hatte nach Terminator ein Meeting einberufen, um sein neues Projekt vorzustellen. Jeder wusste, dass es dieses „Alien 2”-Treatment gab, aber da traute sich nach dem schwachen Ergebnis von Alien niemand heran.” Die Runde erwartete eine professionelle Präsentation mit konkreten Ideen, einem vorläufigen Budget und einem Rudel Assistenten. Aber Cameron kam allein – und hatte nicht ein einziges Blatt Papier dabei.
„Er ging zur Tafel im Raum und schrieb darauf ein einziges Wort: ALIEN. Dann fügte er ein S hinzu und machte daraus ALIENS. Schließlich zog er mit dramatischer Geste zwei vertikale Linien durch das S. Da stand nun also ALIEN$”, so schildert es Carroll. Dieser selbstbewusste Auftritt habe die Runde so sehr beeindruckt, dass sie Cameron noch am selben Tag grünes Licht gab und ein 18-Millionen-Dollar-Budget für „Aliens” bewilligte.
Der Rest der Geschichte ist bekannt: „Aliens” wurde mit einem weltweiten Einspielergenis von 131 Millionen Dollar ein (echter) Hit und machte die Reihe zum bis heute populären Franchise. Während wir mit Ridley Scotts „Alien: Covenant” im Mai 2017 den insgesamt dann schon achten „Alien”-Film einschließlich Crossover erwarten, werkelt James Cameron auf seine kompromisslos-perfektionistische Art an gleich vier „Avatar”-Fortsetzungen, die dann ins Kino kommen, „wenn sie fertig sind”, wie er betont.