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    "Hollywood-Propaganda": Russischer Sender strahlt kontroverse "Simpsons"-Episode nicht aus

    2016 wurde ein russischer Blogger verhaftet, weil er Pokémon Go in einer Kirche gespielt hatte. 2017 strahlt ein russischer Sender eine „Simpsons“-Folge nicht aus, weil sie Homer beim Zocken im Gotteshaus zeigt...

    Fox

    Wie u. a. auf der deutschen Seite von Amnesty International zu lesen ist, steckte Russland im September 2016 den 21-jährigen Jurastudenten und Blogger Ruslan Sokolovsky ins Gefängnis, der vorher ein umstrittenes Video gefilmt und ins Netz gestellt hatte. Darauf zu sehen ist, wie Sokolovsky in einer Kirche Jekaterinburgs mit dem Smartphone auf Pokémon-Jagd geht – Amnesty nach ging es dem jungen Mann darum, ein Gesetz zu kritisieren, das die „Beleidigung der Gefühle von Gläubigen“ verbietet. Der Blogger, außerdem Herausgeber eines satirischen Magazins, wurde dann u. a. deswegen angeklagt, weil er öffentlich etwas tat, was Gläubige beleidigen könnte – und eine „Simpsons“-Folge, in der auf Sokolovskys Aktion angespielt wird, wurde in Russland nun vom Programmplan gestrichen.

    Die Episode „Looking for Mr. Goodbart” aus Staffel 28 lief am 30. April 2017 in den USA. Beim Hollywood Reporter ist zu lesen, dass Homer darin ein Handy-Spiel namens Peekimon Get spielt – und die digitalen Kreaturen auch in einer Kirche sucht. Die Anspielungen auf Pokémon Go und den Fall Sokolovsky sind offensichtlich, die Russisch-Orthodoxe Kirche reagierte offenbar entsprechend hart. Laut Hollywood Reporter wurde die Folge von mehreren Kirchenvertretern heftig kritisiert, der Erzpriester Andrei Novikov etwa wurde in einer Stellungnahme der russischen Nachrichtenagentur TASS damit zitiert, dass sie „Hollywood-Propaganda“ sei, die dem Ansehen der russischen Gesellschaft schade. Außerdem habe er nach mehr Kontrolle über Medieninhalte verlangt. Der russische Kanal 2x2 reagierte nun nur Stunden nach der Kritik der Kirche und nahm die Episode „Looking for Mr. Goodbart“ aus dem Programm und begründete die Entscheidung damit, dass sie „dem Sender schaden und eine Kontroverse auslösen“ könnte.

    Für Ruslan Sokolovsky forderte die russische Staatsanwaltschaft inzwischen eine Haftstrafe von dreieinhalb Jahren, wie die Washington Post berichtet. Das Urteil soll am 11. Mai 2017 fallen.

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