Die Netflix-Serie „Tote Mädchen lügen nicht“ sorgt weiter für viel Diskussionen. Die Handlung setzt ein, kurz nachdem sich die 17 Jahre alte Hauptfigur Hannah Baker (Katherine Langford) das Leben genommen hat. Sie hinterließ von ihr besprochene Hörspielkassetten, mit denen sie all die Mitschüler anklagt, die sie für ihren Suizid verantwortlich macht. Durch die Augen des mit ihr befreundeten Clay (Dylan Minnette) erfahren wir nach und nach in Rückblenden, was vorgefallen ist. Während vieler Kritiker und Zuschauer begeistert von „Tote Mädchen lügen nicht“ sind und die Netflix-Serie für ihre schonungslose Darstellung von Problemen der Jugend und in der Schule loben, mehren sich rund drei Wochen nach dem Start auch die kritischen Stimmen.
So haben laut dem Hollywood Reporter mehrere australische Gesundheitsorganisationen sogar vor dem Anschauen der Serie gewarnt und berichten, dass man zahlreiche Anrufe und E-Mails von Teenagern, Eltern und Schulen wegen der Serie bekommen habe. Kritisiert wird, dass die Serie Teenager auf Suizidgedanken bringen könnte. Sie führe Teenagern ihre eigenen Schwächen vor und lasse sie Selbstmord als Ausweg erwägen. Die mit einer anderen Netflix-Serie berühmt gewordene Shannon Purser übte ebenfalls Kritik an dem Hit des Streamingdienstes. Die als Barb aus „Stranger Things“ bekannte Schauspielerin warnte auf Twitter all diejenigen vor dem Schauen der Serie, die darüber nachdenken, sich selbst zu verletzen:
Purser spricht dabei auch sehr grafische Szenen an. Vor allem ein Moment dürfte jeden Zuschauer schocken – wegen dem sich der zum Autorenteam der Serie gehörende Nic Sheff jüngst sogar in einer Gastkolumne bei Vanity Fair äußerte. Die besagte Szene ist in der finalen Episode der Serie (daher: ACHTUNG: SPOILER!!!) zu sehen. Netflix leitet u. a. diese auch mit einem Warnhinweis für seine Zuschauer ein. Sehr ausführlich wird gezeigt, wie sich Hannah in der Badewanne das Leben nimmt. Sheff begründet diese explizite Darstellung damit, dass er abschrecken wollte und gerade nicht zur Nachahmung einladen will. Er kann daher die geäußerte Kritik an der Serie nicht verstehen. So schreibt der Autor, der selbst versuchte, sich das Leben zu nehmen: „Es sah für mich nach der perfekten Gelegenheit aus, zu zeigen, wie ein wirklicher Suizid aussieht – um auch den Mythos zu zerstören, das man ruhig in den Schlaf gleitet.“ Seiner Meinung nach wäre es auch unverantwortlich gewesen, den Suizid nicht darzustellen. Dies zeigen auch Therapieformen. Es sei wichtig, mit der Realität zu konfrontieren und zu verdeutlichen, dass „Selbstmord keine Erlösung ist, sondern qualvoller Horror.“ Seinen kompletten Artikel gibt es auf Vanity Fair zu lesen.
Auch wir weisen darauf hin, dass Suizid kein Ausweg ist. Wenn deine Gedanken darum kreisen, dir das Leben zu nehmen, dann empfehlen wir dringend, dass du das Gespräch mit anderen Menschen suchst. Sprich mit deiner Familie oder deinen Freunden, einem Arzt oder Psychologen oder mit einer anderen Vertrauensperson darüber. Wenn du anonym bleiben willst, dann gibt es mehrere Angebote der TelefonSeelsorge, die nicht nur kostenfrei, sondern auch absolut vertraulich sind (und zum Beispiel auch nicht auf der Telefonrechnung auftauchen). Unter den Nummern 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 wird dir geholfen. Alternativ kann man sich auf der Webseite der TelefonSeelsorge auch einen Chattermin vereinbaren oder die Mailberatung in Anspruch nehmen. Auf der Webseite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention gibt es zudem eine Übersicht über weitere Beratungsstellen.