Platz 30: „Marvel‘s The Avengers“
(Joss Whedon, USA 2012)
Selbst in den kühnsten Träumen hätte wohl kaum jemand zu hoffen gewagt, dass Marvels erster Superhelden-Mash-Up „The Avengers“ so gut werden würde. Dabei war es zumindest für Fans von Regisseur und Drehbuchautor Joss Whedon (das Mastermind hinter „Buffy“ und „Firefly“) wenig überraschend, wie messerscharf geschliffen und unglaublich lustig die Dialoge geraten sind oder wie perfekt die Gruppendynamik und die Interaktionen der Figuren untereinander funktionieren. Aber neben seinen bekannten Stärken stellt Whedon mit einem Budget von stattlichen 220 Millionen Dollar im Rücken auch noch sein Talent als virtuoser Actionregisseur unter Beweis. Der abschließende Showdown in Manhattan, während dem die Superhelden zahllose Aliens verdreschen und im Teamwork hausgroße Monster zerlegen, bleibt dabei besonders in Erinnerung. Wenn hier in einer einzigen ununterbrochenen Kamerafahrt alle Avengers in Aktion gezeigt werden und dazu Alan Silvestris triumphaler Soundtrack aus den Boxen schallt, ist das geniales Superhelden- und fantastisches Action-Kino.
Platz 29: „Unsere kleine Schwester“
(Hirokazu Koreeda, Japan 2015)
Der japanische Arthouse-Veteran Hirokazu Koreeda („Nobody Knows“) bleibt seinem zurückhaltenden Stil und seinen Lieblingsthemen selbst dann treu, wenn er wie hier eine Josei-Manga-Vorlage („Unimachi Diary“ von Akimi Yoshida) verfilmt: Das im Wettbewerb von Cannes uraufgeführte tragikomische Familiendrama „Unsere kleine Schwester“(fünf Siege und acht weitere Nominierungen bei den japanischen Oscars) überzeugt vor allem durch seine ebenso subtile wie warmherzige Inszenierung der Geschichte von drei Schwestern, die ihre 13-jährige, ihnen bisher unbekannte Halbschwester Suzu (Suzu Hirose) bei sich im Haus aufnehmen, nachdem der gemeinsame Vater verstorben ist. Zu diesem hatten die älteren Schwestern keinen Kontakt mehr, seitdem er nach einer Affäre die Familie verließ. Die fröhliche Suzu mischt das Leben ihrer drei Schwestern dabei erst einmal gehörig auf… Das unwiderstehlich-sympathische Familien-Kaleidoskop ist eine einnehmende leise Hymne auf das Leben, das Jasagen zum Glück und den familiären Zusammenhalt.
Platz 28: „Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt“
(Edgar Wright, USA/Großbritannien 2010)
Als der 22-jährige Slacker-Nerd Scott Pilgrim (Michael Cera) auf einer Party seine Traumfrau Ramona Flowers (Mary Elizabeth Winstead) trifft, weiß er noch nicht, dass sich ihre sieben Ex-Freunde zusammengeschlossen haben und Scott nun einer nach dem anderen zu Duellen auf Leben und Tod herausfordern… Ein weiteres Duell gab es 2010 auch zwischen zwei ultimativen Fanboy-Filmen, das „Scott Pilgrim“ zumindest qualitativ für sich entscheiden konnte: Denn auch wenn „Kick-Ass" seinem Namen alle Ehre macht und besonders mit den fulminanten Auftritten von Hit-Girl für allerlei denkwürdige Szenen sorgt, benötigt Edgar Wright („Shaun Of The Dead", „Hot Fuzz") kaum zehn Minuten, bis klar ist, was das wahre Geek-Fest des Kinojahres ist! Seine Verfilmung des ersten Bandes von Bryan Lee O’Malleys Graphic-Novel-Reihe steckt nicht nur voller Referenzen, die von Videospielen über Indie-Rock bis zu japanischen Mangas quer durch alle Bereiche der Nerdkultur reichen, sondern begeistert besonders als visuell einzigartiges Ideenfeuerwerk und bietet obendrein auch noch die bessere Coming-of-Age-Geschichte.