Platz 3: „Akira“
(Katsuhiro Ôtomo, Japan 1988)
„Akira“ ist eines der bildgewaltigsten Animes überhaupt. Der Kultfilm von Zeichner, Drehbuchautor und Regisseur Katsuhiro Ôtomo basiert auf dem gleichnamigen Manga aus dem Jahr 1982 und war 1988 der bis dahin teuerste Anime. Die grandiosen Animationen und detaillierten Hintergründe entstanden damals noch in reiner Handarbeit und haben von ihrer Faszination auch Jahrzehnte später nichts eingebüßt. Die dystopische Zukunftsvision eines postapokalyptischen Neo-Tokyo war ihrer Zeit weit voraus und etablierte sich als Meilenstein der Cyberpunk-Ästhetik. Der inhaltlich komplexe, fernöstlich-spirituelle Film verlangt nach einem Publikum, das Spaß an Interpretation und Ausschmückung hat, und belohnt es mit einer tiefgreifenden Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen und philosophischen Themen. Dreh- und Angelpunkt ist dabei die Hybris des Menschen, sich mit Mächten einzulassen oder gar anzulegen, die weit über unser Vorstellungsvermögen hinausreichen. Wie dringlich „Akira“ immer noch ist? Der Film erschien 43 Jahre nach Hiroshima/Nagasaki – und 23 Jahre vor Fukushima.
Platz 2: „Oldboy“
(Chan-wook Park, Südkorea 2003)
Ohne Nennung von Gründen wird der Jedermann Oh Dae-su (Choi Min-sik) eines Tages entführt und in eine dauerbewachte Wohnung gesperrt, wo man ihn über ein Jahrzehnt festhält und eines Tages ebenfalls ohne Grund wieder freilässt. Er soll herausfinden, warum man ihn eingesperrt und ihn so sowohl um seine Freiheit, als auch große Teile seines Verstandes gebracht hat. Während sich Dae-su nun also mit teilweise äußerst rabiaten Mitteln durch die Unterwelt und Schergen des vermeintlichen Strippenziehers Lee Woo-jin pflügt, bereitet der südkoreanische Maestro Park Chan-wook im Hintergrund einen ebenso überraschenden wie schockierenden Showdown vor, der mit einigen erschütternden Überraschungen und Twists aufwarten kann. Egal ob man die komplexe Handlung nun als plausibel oder nicht erachten mag, wird man nicht umhin kommen, Park Chan-wook eine inszenatorische Meisterklasse zu attestieren. „Oldboy“ ist eine harte, temporeiche und aller Düsternis zum Trotz farbenfrohe Achterbahnfahrt, die starke Nerven erfordert und mit einem grandios berserkenden Choi Min-sik in der Hauptrolle auftrumpft. Dieser Film hat das moderne südkoreanische Genre-Kino quasi im Alleingang ins Zentrum der cinephilen Weltöffentlichkeit katapultiert und zählt auch heute noch zu seinen herausragenden Vertretern.
Platz 1: „The Dark Knight“
(Christopher Nolan, USA 2008)
Schon mit „Batman Begins“ setzte Regisseur Christopher Nolan einen neuen Maßstab für Superheldenfilme. Vorbei war die Zeit von Gummi-Nippeln auf Batman-Kostümen – Comicadaptionen waren erwachsen geworden. Doch mit „The Dark Knight“ brach Nolan endgültig aus den Genrekonventionen aus und läutete ein neues Zeitalter der Superheldenfilme ein. Darüber hinaus ist „The Dark Knight“ obendrein auch noch einer der besten Actionfilme aller Zeiten, weil jede seiner Schießereien, jede Autoexplosion und jeder Kinnhaken richtig tiefe Abdrücke hinterlässt. Der erste Grund dafür sind natürlich die hausgemachten Effekte: Während bei Genrekollegen wie „Stirb langsam 4.0“ alle Tricks aus dem Computer zu kommen scheinen, werden bei „The Dark Knight“ noch richtig Sachen in die Luft gesprengt, angefangen bei Miniaturen über richtige Transportfahrzeuge bis hin zu einem kompletten Krankenhaus. Die Schlägereien sind träge und doch rasant. Hinter allen Bewegungen steckt richtiges Gewicht und jeder Aufprall sieht so schmerzhaft aus, wie er sich anfühlen sollte. Diese Wuchtigkeit der Action zusammen mit einem allzu realistisch scheinenden und doch trostlos-finsteren Gotham macht die Welt von „The Dark Knight“ geradezu greifbar und erdet all die verrückten Dinge, die darin geschehen. Der zweite Grund für die Wirkungsgewalt, die „The Dark Knight“ beim Anschauen entfesselt, beruht jedoch auf der fast märchenhaften Auseinandersetzung zwischen zwei archetypisch, gegensätzlichen Heldenfiguren. Der Antiheld Joker (Heath Ledger) lebt nur für das Chaos und den Schmerz – der Schmerz in sich selbst und der Schmerz, den er anderen zufügen kann. Der dunkle Ritter Batman (Christian Bale) hingegen steht trotz seiner düsteren Erscheinung für eine beinahe übernatürliche, moralische Reinheit und Rechtschaffenheit – weshalb es für den Joker die höchste Herausforderung darstellt, Batman immer weiter zu reizen und herauszufordern, um sogar den edelsten aller Ritter zu kompromittieren und zu brechen. Somit wird Gotham, das im Laufe der zweieinhalb Stunden Spielzeit mehr und mehr in Flammen aufgeht, zum Schauplatz einer geradezu epischen Schlacht zwischen Gut und Böse.