„Logan - The Wolverine“ hebt sich in mehrerlei Hinsicht von den meisten anderen Superheldenfilmen heutiger Zeit ab. Einerseits verfügt er über eine FSK-Freigabe ab 16 Jahren, zieht entsprechend die Gewaltschraube deutlich an und schließt so einen durchaus großen Teil der üblichen Comicfilm-Zielgruppe aus. Andererseits war es Regisseur James Mangold wichtig, den Film als für sich allein stehendes Werk zu inszenieren – die üblichen Querverbindungen zu Pre- oder Sequels fallen weg bzw. lange nicht so handlungsrelevant aus, wie man es etwa vom Marvel Cinematic Universe gewohnt ist. Dass Mangold kein Fan von groß aufgezogenen Franchise-Universen ist, kann man daraus schon ableiten, im Interview mit KCRW (via Screenrant) drückte der Regisseur seine Meinung allerdings mit recht deutlichen Worten aus. Die zunehmende Überbevölkerung in Superheldenfilmen geht ihm offenbar ziemlich auf den Zeiger.
„Ich glaube, jeder mit Hirn, Augen und Ohren fängt langsam an zu verstehen, dass mehr nicht gleich mehr ist. Mehr Helden, mehr Charaktere, mehr Effekte, mehr Sound – ich finde nicht, dass das wirklich ‚mehr‘ ist“, so Mangold. „Wenn die Leute mit der Presse reden, wollen alle immer nur verkaufen, aber unausgesprochen ist klar, dass wir uns auf einer sehr komischen Bahn bewegen. Klar verallgemeinere ich das, aber: Man gibt immer mehr aus, aber relativ gesehen kommt weniger rein und die Filme sind nicht mehr so gut.“
Titel nennen möchte Mangold zwar keine, bestätigt aber auf Nachfrage, dass er seine Ausführungen sowohl auf DC- wie Marvel-Produktionen bezieht und auch die Fox-Sparte der Marvel-Adaptionen – die Heimat der „X-Men“-Filme und damit auch von „Logan“ – klammert er nicht aus. „Tentpole-Filme [als sicher geltende Blockbuster und damit Stützen des Studioerfolgs, A.d.R.] überhaupt: Das sind keine richtigen Filme! Das sind aufgeblasene Übungen, zweistündige Trailer, um einen Film zu verkaufen, der dann zwei Jahre später kommt. Es gibt so viele Charaktere, dass jedem nur noch sechseinhalb Minuten zugestanden werden – höchstens! Jetzt übertreibe ich nicht einmal. Von 120 Minuten hast du 45 Minuten Action und wenn du den Rest auf sechs Figuren aufteilst, hast du den Handlungsbogen von Elmer Fudd in einem Warner-Bros.-Cartoon. Diese ganze Formel finde ich so leer.“
Man muss kein Prophet sein, um zu erkennen, dass Mangold mit letzteren Sätzen auf Helden-Zusammenkünfte á la „Avengers“ anspielt. Trotzdem verdammt der Regisseur nicht alles, was derzeit im Bereich der Comic-Verfilmungen erscheint: „Es gab tolle Filme in den letzten 15 Jahren, keine Frage. ‚Guardians Of The Galaxy‘ sticht heraus. Und auch ‚Iron Man‘. Das waren verblüffend gute Filme auf ihre eigene Art und Weise und man hat die Persönlichkeit eines Filmemachers gespürt. Aber die Kollektivwelt, die daraus hervorgegangen ist, ist ein wenig repetitiv.“
Obwohl mit „Avengers 3: Infinity War“ und „Avengers 4“ die vielleicht heldenreichsten Marvel-Konstruktionen der Filmgeschichte anstehen und DC sein Extended Universe gerade erst aufbaut, erscheint schon bald ein Film, der Mangold euphorisch stimmen dürfte: James Gunn kündigte schließlich an, dass er seinen am 27. April 2017 startender „Guardians Of The Galaxy Vol. 2“ zu einem eigenständigen Film modellieren möchte. Und auch auf Charakterzeichnung legt Gunn großen Wert: Er will sich auf die Beziehung zwischen den beiden Schwestern Gamora (Zoe Saldana) und Nebula (Karen Gillan) konzentrieren.