Die berüchtigte Duschszene war einer der Hauptgründe, warum Alfred Hitchcock den Thriller-Roman von Robert Bloch überhaupt verfilmen wollte. An der Vorlage reizte den Master of Suspense nämlich vor allem, dass die vermeintliche Hauptfigur Marion Crane völlig überraschend bereits nach etwa einem Drittel der Geschichte aus dem Weg geräumt wird – zumal sie auch noch von Janet Leigh verkörpert wird, da ist es doch doppelt undenkbar, dass ein solcher Superstar nicht bis zum Ende des Films dabeibleibt. Hitchcock ordnete sogar persönlich an, dass Zuspätkommern der Eintritt verwehrt werden solle, damit sie nicht vergeblich auf Janet Leigh warten, deren Figur inzwischen ja längst das Zeitliche gesegnet hat.
Um die Szene ranken sich bis heute zahlreiche Legenden, von denen einige stimmen, andere aber komplett an den Haaren herbeigezogen sind. Die schockierende Wirkung der eigentlich eher unblutigen Szene erreichte Hitchcock, indem er zunächst in rascher Folge zwischen zahlreichen Einstellungen hin und her schneidet - von extremen Großaufnahmen von Marions Körper über die das Messer schwingende Hand bis zum Duschkopf. Anschließend folgt eine betont langsame Plansequenz, die auf den starren Augen von Marion beginnt und dann ohne einen einzigen Schnitt hinaus aus dem Duschraum erst ins Schlafzimmer, dann hinaus aus dem Fenster und schließlich bis hinauf zum Wohnhaus von Norman Bates (Anthony Perkins) führt.
Als Blut verwendete Hitchcock nicht das damals gängige Kunstblut, sondern Schokoladensirup, weil dieses in Schwarz-Weiß-Filmen realistischer wirkt. Den Klang der Messereinstiche erreichte er mit Hilfe einer türkischen Wassermelone. Dass der Regisseur seiner Darstellerin nichts über den Ablauf der Szene verraten oder sie mit eiskaltem Wasser überrascht hätte, um so eine realere Schockreaktion zu erhalten, ist hingegen frei erfunden.
Das schrecklich effektive Stück „The Murder“ von Komponist Bernard Herrmann ist längst eine der bekanntesten Filmmelodien überhaupt. Ursprünglich wollte Hitchcock auf eine musikalische Untermalung komplett verzichten, aber Herrmann konnte ihn zum Glück doch noch vom Gegenteil überzeugen. Begeistert von „The Murder“ verdoppelte der Regisseur sogar die Gage seines Komponisten!
Für Hitchcock war „Psycho“ der kommerziell erfolgreichste Film seiner Karriere (und auch für uns zählt er zu den 100 besten Filmen aller Zeiten) und inzwischen ist der Skandal-Streifen zu Recht ein absoluter Klassiker. Die Dusch-Szene trägt dabei eine ganz besondere Bedeutung – denn mit dieser viel zitierten Szene kündigte Hitchcock einen ungeschriebenen Vertrag mit seinem Publikum, das sich von da an auf nichts mehr verlassen durfte. Nicht einmal darauf, dass der Megastar auf dem Poster zumindest das erste Drittel des Films überlebt.