Von kreativen Differenzen war die Rede, in ersten Stellungnahmen von Cary Fukunaga dann von zu unterschiedlichen Produktionsansätzen von ihm und New Line Cinema, die man nicht auf einen Nenner bringen konnte. „Es ist wie in einer Beziehung: Du kannst versuchen, den anderen zu dem zu machen, den du gerne hättest, aber wirkliche Veränderungen sind quasi unmöglich. Es muss einfach funktionieren“, äußerte sich Fukunaga in einem Interview mit Entertainment Weekly. Dass Cary Fukunaga die zweiteilige Adaption von „Stephen Kings Es“ nicht inszenieren wird, daran ist auch bis heute nicht zu rütteln, und in einem Interview mit Variety ging der Regisseur nun auf weitere Details über seinen Ausstieg ein.
So erläuterte er unter anderem, worin die Unterschiede zwischen seinen und New Line Cinemas Ansätzen bestanden: „Ich habe versucht, einen unkonventionellen Horrorfilm zu machen. Das hat aber nicht zu deren Algorithmus gepasst, wofür es sich lohnt Geld auszugeben und womit man Geld machen kann und gleichzeitig nicht das Standard-Genre-Publikum verschreckt.“ Am Budget habe es nicht gelegen, darüber sei man sich stets einig gewesen. Fukunaga habe für seine Produktion mit etwa 32 Millionen US-Dollar kalkuliert, was auch die Summe sei, die sich New Line vorstellte. Es sei immer nur um kreative Probleme gegangen, nie um finanzielle.
Fukunaga prangert mit seinen Aussagen die mangelnde Kreativität von Filmstudios an und wie sie dadurch die Filmemacher einschränken. Sein Versuch, „echte“ Figuren mit realen Charaktereigenschaften im Drehbuch unterzubringen, sei auf Ablehnung gestoßen: „Die wollen keine Charakterköpfe. Die wollen Archetypen und Schockeffekte.“ Bei seiner Arbeit am Drehbuch habe man von ihm verlangt, es wesentlich harmloser und konventioneller zu machen. „Aber ich glaube nicht, dass man einen echten ‚Stephen King‘ machen und es gleichzeitig harmlos machen kann“, so Fukunaga.
Je näher der Produktionsstart rückte, desto mehr habe sich Fukunaga von New Line bei jedem Detail bevormundet gefühlt. Ihm wurde klar, dass er nicht den Film machen kann, denn er machen will, und so erklärte er seinen Ausstieg: „Jede Kleinigkeit wurde abgelehnt oder sollte geändert werden. Dabei wurden die Gespräche nie dramatisch laut, aber sie waren stets bissig. Da wurde deutlich, dass wir nicht denselben Film machen wollten.“ Man habe zu diesem Zeitpunkt zwar schon mehrere Millionen in die Vorproduktion investiert, doch der Regisseur konnte sich nicht vorstellen, einen Film zu drehen, bei dem er auf Schritt und Tritt kontrolliert und fremdbestimmt werden würde. Das hätte ihn der Freiheit beraubt, etwas Gutes für das Studio abzuliefern: „Ich habe nicht den Wunsch, etwas in den Sand zu setzen. Ich habe den Wunsch, die Dinge so gut wie möglich zu machen.“ Interessant ist jedoch, dass Fukunaga bei all seinem Willen, einen echten „King“ zu machen, nicht behauptet, dass Fans den Film gemocht hätten: „Ich bin nicht sicher, ob sie gemocht hätten, was ich machen wollte. Ich habe Kings Geist in dem Material in Ehren gehalten, wollte es jedoch auch aktualisieren.“
Fukunaga und sein Kollege Chase Palmer investierten mehrere Jahre in die Entwicklung des Drehbuchs zu „Es“. Bei Fukunagas Worten wird jedoch deutlich, dass wir eine Verfilmung dieses Skripts wohl nie zu Gesicht bekommen werden. Dennoch hält New Line an einer Neuverfilmung von „Es“ fest. Zuletzt hieß es, „Mama“-Regisseur Andrés Muschietti könnte Fukunaga ersetzen.