Top 10 von Annemarie Havran
(Redakteurin - Nachrichten)
Platz 10: "5 Zimmer Küche Sarg"
Die Probleme einer Vampir-WG, aberwitzig und schräg erzählt: Blutsauger sind am Ende auch nur Menschen und Werwölfe deren besten Freunde. Dabei öffnen die Untoten aus Wellington einem Kamerateam die Pforten zur gemeinsamen Behausung, um sich beim ganz normalen WG-Alltag über die Schulter schauen zu lassen – neben dem obligatorischen Streit um den Putzplan gibt es bei Vampiren eben zusätzlich auch noch die Sorge um die Blutversorgung fürs Abendessen.
Platz 9: "The Wolf of Wall Street"
Martin Scorsese lässt die Puppen tanzen: Leonardo DCaprio ist als Börsenmakler auf Koks überzeugend wie nie und was hier nun Satire, was Biografie, was Drama ist, kann bald keiner mehr unterscheiden – wie auch, wenn man vor lauter krachender Party-Stimmung selbst nur noch auf den Tischen tanzen und gleichzeitig allen halsabschneiderischen Finanzbetrügern die Fresse polieren will. Ein wilder Trip, den uns der Wolf der Wall Street da liefert.
Platz 8: "Grand Budapest Hotel"
Typisch Wes Anderson, aber irgendwie auch nicht und gerade deswegen vielleicht sein bester Film: Die Geschichte eines Concierges (Ralph Fiennes) und seines Pagen (Tony Revolori), die sich vor Alpenpanorama und Hotel-Pappkulisse auf die Jagd nach einem Gemälde begeben und dabei von einer skurrilen Situation in die nächste stolpern.
Platz 7: "Interstellar"
Ein Höllenritt raus aus irdischem Wüstenstaub ab in die sternendurchzogenen Weiten des Weltalls, rein in die verquere Realität unbegreiflicher Wurmlöcher und zurück zu den Grundfragen der Menschheit: Wo kommen wir her und vor allem, wo gehen wir hin, wenn es da, wo wir herkommen, keine Zukunft mehr für uns gibt? Keinesfalls so prätentiös wie sich das anhören mag, liefert „Interstellar“ magischen Kinospaß mit einer Prise Physik-trifft-Philosophie – und ist am Ende doch in erster Linie eine ebenso geerdete wie bewegende Vater-Tochter-Geschichte.
Platz 6: "Das Verschwinden der Eleanor Rigby"
Schrecklich schön und für mich aus so gut wie allen Perspektiven nachvollziehbar: Die Geschichte einer großen Liebe, die am Tod des gemeinsamen Kindes zu zerbrechen droht und all der Menschen, die ganz unterschiedlich trauernd zurückbleiben: ein Vater (James McAvoy), eine Mutter (Jessica Chastain), die Großeltern (William Hurt, Isabelle Huppert, Ciaran Hinds), die Freunde (Bill Hader, Viola Davis). Neben den grandiosen Schauspielern ein weiteres Highlight: der fabelhafte Soundtrack von Son Lux.
Platz 5: "Guardians of the Galaxy"
Ja, ich will ihn heiraten, diesen Aufschneider Star-Lord. Denn der brandneue Wo-kommen-eigentlich-so-plötzlich-diese-Bauchmuskeln-her-Hollywoodstar Chris Pratt ist als intergalaktischer Outlaw knuffig-sympathisch und gleichzeitig unwiderstehlich cool. Den vom restlichen Publikum so geliebten Waschbären Rocket (Bradley Cooper) habe ich nicht so recht ins Herz geschlossen, dafür pflanze ich mir jetzt einen kleinen Groot, um mit ihm durch weitere epische Weltraum-Abenteuer zu tanzen.
Platz 4: "Die geliebten Schwestern"
Ich habe einen drögen Deutschlehrerinnen-Liebling erwartet und wurde mit einer herzergreifend-dramatischen Biografie dreier spannender Individuen überrascht, die mir als Absolventin der Alma Mater Jenensis zugleich einen opulenten Nostalgie-Trip quer durch Thüringen bescherte.
Platz 3: "Das Schicksal ist ein mieser Verräter"
Zwei Stunden lang heult sich ein komplett besetzter Kinosaal die Augen aus – und das, obwohl fast den ganzen Film über mindestens genauso intensiv schallend gelacht wurde! Die Bestseller-Verfilmung ist unglaublich rührend, aber zugleich sind die Hauptfiguren Hazel (Shailene Woodley) und Augustus (Ansel Elgort) im besten Sinne altklug und jugendlich-naiv, sodass man trotz aller Traurigkeit lächelnd das Kino verlässt.
Platz 2: "Snowpiercer"
Ich weiß immer noch nicht, was es mit dem Fisch auf sich hat, aber in dieser Szene habe ich selbst nach mehrmaligem Schauen einfach nur gebannt meine Zähne in die Fäuste gegraben. Und das ist nur einer der vielen markanten Momente einer ebenso abgrundtief wahnsinnigen wie wahrhaftigen Vision, die „Snowpiercer“ zu einer der aufregendsten und intelligentesten Zugfahrten der Kinogeschichte machen.
Platz 1: "Boyhood"
Drei Stunden lang jemandem beim Erwachsenwerden zusehen, nein danke? Falsch! Das großartige Langzeit-Filmexperiment „Boyhood“ von Richard Linklater ist in jeder Minute spannend, weil es so poetisch schön und wahrhaftig ist, dass man vergisst, im Kino zu sein. „Boyhood“ ist Leben pur: Ich hätte Mason (Ellar Coltrane) auch noch bis zum Umzug ins Altersheim zugucken können.