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    Top-10-Listen: Die Lieblingsfilme der FILMSTARTS-Reaktion 2014

    FILMSTARTS blickt auf das Filmjahr 2014 zurück - unsere Redakteure und Autoren präsentieren euch ihre Lieblingsfilme des Jahres.

    Top 10 von Tobias Mayer

    (Redakteur - Nachrichten)

    Platz 10: "Citizenfour"

    Kurz nachdem im Sommer 2013 die ersten Details darüber enthüllt wurden, wie westliche Geheimdienste das Internet nutzen, um massenhaft in die Privatsphäre von Bürgern einzudringen, war der Whistleblower Edward Snowden ein Phantom - und bald nach seinem Outing ein Held. Laura Poitras zeigt ihn in ihrem bemerkenswerten Dokumentarfilm „Citizenfour“ erstmals als Menschen.

    Platz 9: "The Homesman"

    Im Western „The Homesman“ drückt Regisseur Tommy Lee Jones zwei zentralen Motiven des Genres gekonnt seinen eigenen Stempel auf: dem der gefahrenvollen Reise und dem des einsamen Helden. Der Held ist hier eine Heldin, Mary Bee Cuddy (Hilary Swank), die trotz George Briggs (Tommy Lee Jones) an ihrer Seite allein bleibt. Und die Reise ist keine, die des Geldes oder der Rache wegen unternommen wird. Das Ziel ist es stattdessen, drei psychisch gestörte Frauen in ein neues, behütetes Zuhause zu bringen.

    Platz 8: "Boyhood"

    Richard Linklater hat sein Langzeit-Projekt „Boyhood“ 2002 begonnen und über zwölf Jahre hinweg mit denselben vier Schauspielern immer wieder ein paar Szenen gedreht, sodass Hauptdarsteller Ellar Coltrane nicht nur im Film, sondern auch in echt alterte - doch dieses oft beschriebene, besondere Produktionsverfahren war mir beim Anschauen völlig egal. Ich finde „Boyhood“ toll, weil Linklater das Älterwerden seiner Figuren, einer texanischen Durchschnittsfamilie, so unaufgeregt und feinfühlig inszeniert. Das überstrapazierte Adjektiv „episch“ passt hier übrigens tatsächlich.

    Platz 7: "Am Sonntag bist du tot"

    Dem irischen Geistlichen James (Brendan Gleeson) wird von einem Mitglied seiner kleinen Gemeinde mit dem Tod gedroht, nach Ablauf von sieben Tagen soll der gutmütig-grummelige Priester sterben. „Am Sonntag bist du tot“ ist ein Drama voller trockenem Witz, ein personenfixierter Film in der menschenleeren Weite Irlands.

    Platz 6: "Dallas Buyers Club"

    Natürlich liefert Matthew McConaughey als aidskranker, homophober, verschlagener Texaner eine überragende Leistung ab und für Jared Leto gilt dasselbe. Brillant ist das von Jean-Marc Vallée inszenierte und von Craig Borten sowie Melisa Wallack geschriebene Drama aber vor allem, weil seine Hauptfigur widersprüchlich bleiben darf und die traurigen Momente so wunderschön kitschfrei sind.

    Platz 5: "The Wolf of Wall Street"

    Manch einer wirft Martin Scorseses Film Substanzlosigkeit und Redundanz vor. Aber wie bitte lässt sich das Leben eines dekadenten, enthemmten Aktienhändlers besser darstellen als in einem Drei-Stunden-Exzess mit Büro-Orgien, in die Luft geworfenen Geldscheinen und einem vollgepumpten Leonardo DiCaprio, der sich auf alle Vieren zu seinem Luxusauto quält?

    Platz 4: "Nightcrawler"

    Es gibt eine Szene in „Nightcrawler“, in der ist die wutverzerrte Fratze des moralfreien Reporters Louis Bloom (Jake Gyllenhaal) im Spiegel zu sehen – und mancher Zuschauer wird sich da selber erkennen: als Rädchen im Kapitalismus, das wie Louis alles der Karriere opfert und dabei immer schön lächelt; als Journalist, der alles tut für Klicks und Quote.

    Platz 2: "Nymph()maniac 1"

    Kalkuliert beworben als skandalöser Sexfilm mit 1-A-Besetzung, in Wirklichkeit eine kraftvolle Collage der Gegensätzlichkeit: Für „Nymphomaniac 1“ vermengt Lars von Trier Drama, Komödie und Porno, Hoden und Hochkultur zum schillernden Psychogramm einer Sexsüchtigen (Charlotte Gainsbourgh / Stacey Martin). Trotz aller Bitternis: Mehr gelacht habe ich bei von Trier noch nie.

    Platz 2: "Mommy"

    Der junge Kinopoet Xavier Dolan erzählt in „Mommy“ vom wechselhaften, widersprüchlichen Verhältnis zwischen einer Mutter (Anne Dorval) und ihrem aggressiven, empfindsamen Sohn (Antoine-Olivier Pilon). Die lichtdurchfluteten Szenen, das 1:1-Format, die einnehmende Musik - nichts davon ist hipper Selbstzweck, alles essentiell für die Geschichte. Pure Kinomagie: Wenn der Sohn in einem glücklichen, freien Moment das enge Bild auseinanderschiebt.

    Platz 1: "Meine Schwestern"

    Drei Schwestern (Jördis Triebel, Nina Kunzendorf, Lisa Hagmeister) reisen gemeinsam zu einem Kindheitsort am Meer und später noch nach Paris, eine der Frauen wird bald sterben. Der Plot ist simpel, doch das Wesentliche ist komplex. Die kantigen, liebenswürdigen Figuren, deren konfliktbeladenes, trotzdem enges Verhältnis und der nuancierte, nie aufdringliche Ton zwischen Melancholie, Lebensfreude und existenzieller Angst machen „Meine Schwestern“ für mich zum besten Film des Jahres.

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